Abrissarbeiten / „Keeseminnen“ wirbeln ein letztes Mal Staub auf – Anwohner fühlen sich im Stich gelassen
Die letzten warmen Sommertage konnten die Bewohner der Escher „Hiel“ nicht wirklich genießen, denn eine riesige Staubwolke hing vom 6. bis zum 18. September über dem Viertel. Während die Temperaturen noch einmal an der 30-Grad-Marke kratzten, mussten viele Anwohner in ihren Häusern ausharren, als die Abrissbagger auf dem weitläufigen Gelände der ehemaligen „Brasseurschmelz“ anrollten und jede Menge Staub bei ihrer Arbeit aufwirbelten.
„Der Staub drang in das Haus ein und blieb überall haften“, schildert eine Anwohnerin aus der rue Barbourg dem Tageblatt. „Da half auch kein Staubwischen mehr. Sogar die Luft im Schlafzimmer schmeckte nach Staub. Durch den vielen Staub begannen meine Augen zu tränen und ich musste Augentropfen nehmen. Diese zwei Wochen haben mich richtig depressiv gemacht und ich habe bereits an einen Umzug gedacht.“
Simone Heiderscheid, Co-Präsidentin der neu gegründeten Bürgerinitiative des Viertels, ist verärgert. „Was bei diesen Abrissarbeiten gerade passiert, zeugt von einer absoluten Respektlosigkeit gegenüber den Bewohnern.“ Es sei abzusehen gewesen, dass der Abriss der „Keeseminnen“ eine hohe Staubentwicklung mit sich bringen würde. Hätte man mit diesen Arbeiten bis zum Ende der trockenen Jahreszeit gewartet, dann wäre die Staubbelastung für die Anwohner deutlich geringer gewesen. „Aber ich vermute mal, dass diese Verzögerung mit zusätzlichen Kosten verbunden gewesen wäre.“
Das Mindeste wäre jedoch gewesen, die Bewohner des Viertels über die bevorstehende Belastung zu informieren, sie wenigstens rechtzeitig zu bitten, ihre Fenster geschlossen zu halten. „Auch hätten wir unbedingt im Voraus erfahren müssen, ob toxische Stoffe in dem Staub enthalten sind oder nicht“, sagt Heiderscheid. „Und selbst wenn außer Erz und Beton nichts darin enthalten ist, stellt dieser feine Staub an sich ein Gesundheitsrisiko dar. Aber von keiner Seite kam auch nur die geringste Kommunikation, weder von ArcelorMittal, die für die Abrissarbeiten verantwortlich sind, noch vom Schöffenrat der Stadt Esch, die als gewählte Volksvertreter durchaus proaktiver hätten sein können. Immerhin geht es um die Gesundheit vieler Bürger der Stadt Esch.“
Für den Bürgermeister der „Minettemetropole“ ist der Fall allerdings klar. Laut Georges Mischo trägt der Projekteigentümer, in diesem Fall ArcelorMittal, die Verantwortung, um die Bürger zu schützen. Beim einstigen Stahlgiganten verweist man allerdings auf die von der Gemeinde ausgestellten Genehmigungen und sieht sich keiner Schuld bewusst, da man sich an die Regeln halte. In seiner Antwort an das Tageblatt schreibt das Unternehmen Folgendes: „Wie bei allen Arbeiten dieser Art werden auch bei den Arbeiten auf der ‚Rout Lëns’ alle Verfahren im Vorfeld von der Gemeinde (hier die Stadt Esch) und der ITM auf der Grundlage der Betriebsdaten validiert, die von den mit dem Abbruch beauftragten Fachfirmen zur Verfügung gestellt werden. Schließlich wurde die Baustelle vom Bürgermeister der Gemeinde besucht, der sich ein Bild von den Maßnahmen machen konnte, die zur Verhinderung der Staubverteilung auf der Baustelle ergriffen wurden. Was die Art des durch die Baustelle aufgewirbelten Staubs anbelangt, so wurden Luftanalysegeräte aufgestellt, die von Luxcontrol überwacht werden. Die Bestandsaufnahme, die an den abgerissenen Gebäuden durchgeführt wurde, ergab, dass sich keine Giftstoffe in den Staubpartikeln befinden.“ Zudem wurden Wasserwerfer errichtet, um die Staubbildung zu verhindern.
Für entstandene Schäden an geparkten Autos und Hausfassaden haftet ebenfalls der Stahlkonzern, teilte der juristische Dienst der Escher Gemeinde mit. Bürgermeister Mischo versprach gestern Abend, noch einmal bei ArcelorMittal einzuschreiten, um eine Staubbildung wie in den vergangenen Wochen künftig zu vermeiden.
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Dann haltet euch mal ran, die Schäden und Unanehmlichkeiten genau dokumentieren und Rechnungen beglaubigen lassen, sonst gibt’s nix von der lieben Arcelor und schon gar nix vom lieben Lakshmi. Als die Cowper am Stahlwerk in Differdingen neu gestrichen wurden und Autos und Fenster voller Farbpickel waren gab’s auch nix. Übrigens damals für teures Geld komplett modernisiert und dann stillgelegt. Es ist wie mit der Mode und der Geschichte, es wiedeholt sich alles.
„fühlen sich im Stich gelassen“
Und mein Knie schmerzt, wenn wir hier schon über Gefühle reden.