/ Kein Badespaß, dafür Leben: Wie Blaualgen den Sauerstoff in die Atmosphäre brachten
Ein Ausflug an den Stausee ist wie ein kleiner Urlaub. Sonnenbaden, Grillen und ein kühles Bad im erfrischenden Wasser. In den letzten Jahren wurde das Baden in einigen luxemburgischen Gewässern immer wieder wegen Blaualgenbefalls verboten. Dabei haben die kleinen Lebewesen erst das Leben auf der Erde ermöglicht, wie wir es kennen.
Während der Badesaison wird die Wasserqualität der Badegewässer des Landes – des Stausees, des Sees in Weiswampach und der Baggerweiher in Remerschen – auf ihre Qualität hin überprüft. Stellen die Behörden fest, dass sich in dem Wasser zu viele Blaualgen befinden, wird ein Badeverbot verhängt. Für das Trinkwasser, das aus dem Stausee kommt, können im Notfall die Blaualgen durch eine effiziente Aufbereitung des Rohwassers entfernt werden, schreiben die zuständigen Behörden in einem Informationsblatt zum Thema. Blaualgen vermehren sich besonders gut in stehenden Gewässern, die reich an Nährstoffen sind – vor allem Phosphor.
Wichtige Verbote
Solche Verbote sind notwendig und richtig. Blaualgen produzieren Toxine, die für Menschen und andere Tiere, sogar für Wasserbewohner, gefährlich sind. Bei Hautkontakt kommt es zu Ausschlag, Rötungen und Jucken. Werden sie verschluckt, können sie eine ganze Palette unangenehmer Probleme verursachen. Diese reichen von Kopfschmerzen und Übelkeit bis hin zu Leberschäden, Krämpfen und Lähmungen. Mit Blaualgen verseuchtes Wasser soll nicht getrunken werden. Menschen sollen auch darauf achten, dass ihre Haustiere das Wasser nicht trinken. Auch Fische aus einem solchen Gewässer sollten nicht gegessen werden.
Die Seite www.waasser.lu informiert über etwaige Badeverbote in Luxemburg. In diesem Jahr sind noch keine Badegewässer aufgrund von Blaualgenbefall gesperrt worden. Am Kontrollpunkt „Rommwiss“ am Stausee wurde allerdings wegen eines erhöhten Blaualgenrisikos die „Phase de préalerte“ eingeleitet.
Ob und wie schnell sich ein Blaualgenteppich bildet, hängt von vielen Faktoren ab, erklärt eine Mitarbeiterin der Wasserverwaltung. Scheint die Sonne, kann es sehr schnell gehen und die Behörde muss ein Schwimmverbot verhängen. Ist es bedeckt oder es regnet, wird eine „Blaualgenblüte“ hinausgezögert. Dies kann vor allem Ende August in Luxemburgs Gewässern geschehen. Im letzten Jahr war es bereits Mitte Juli so weit – außergewöhnlich früh.
Blaualgen sind keine Algen
Dabei handelt es sich bei Blaualgen gar nicht um Algen, sondern um Cyanobakterien. Genauer um eine besondere Gruppe Bakterien, von denen einige in der Lage sind, Fotosynthese zu betreiben und Sauerstoff zu produzieren. Neben den Farbstoffen, die Pflanzen für die Fotosynthese benutzen, enthalten viele dieser Bakterien den Farbstoff Phycocyanin, der ihnen ihre blaugrüne Farbe und ihren Namen eingebracht hat.
Sterben die Cyanobakterien ab, tritt ein gegenteiliger Effekt ein. Beim Abbau der toten Bakterien wird Sauerstoff verbraucht und dem Wasser entzogen. Dies kann zu einem Fischsterben im betroffenen Gewässer führen.
Cyanobakterien gehören zu den ältesten Lebewesen überhaupt. Sie haben das Leben, so wie es heute existiert, ermöglicht. Diese Geschichte begann allerdings mit einer gewaltigen Katastrophe. Vor 2,4 Milliarden Jahren kam es auf der Erde zu einem Ereignis, dass das Leben auf dem Planeten nachhaltig verändern sollte: Die Sauerstoffkonzentration in den Gewässern und in der Atmosphäre stieg schlagartig um ein Vielfaches an. Das Ereignis löste eine Kette von Veränderungen aus, die so einschneidend und gleichzeitig dramatisch für die damalige Welt waren, dass Wissenschaftler von der Großen Sauerstoffkatastrophe sprechen.
Die Sauerstoffkatastrophe
Ursprünglich enthielt die Atmosphäre der Erde nur sehr wenig Sauerstoff. Vor rund drei Milliarden Jahren trat dann ein neues Lebewesen zutage: die Vorfahren der Cyanobakterien. Diese Bakterien hatten etwas Neues gelernt: Anders als andere der damaligen Lebewesen betrieben sie eine neue Form der Fotosynthese und gaben dabei als Abfallprodukt Sauerstoff ab.
Nun wurden also große Mengen an Sauerstoff gebildet. Diesen Stoff hatte es schon vorher gegeben, was allerdings kein Problem war, da viele Elemente, vor allem gelöstes Eisen, damit reagierten und den Sauerstoff so banden. Nun aber gelangte immer mehr davon in die Gewässer und in die Atmosphäre und nach einiger Zeit waren die Elemente, die mit dem Sauerstoff eine Verbindung hätten eingehen können, aufgebraucht. Das blieb nicht ohne Folgen. Für viele der damaligen Lebewesen war Sauerstoff giftig. Sie konnten mit dem plötzlichen Anstieg nicht umgehen und es kam zu einem großen Massensterben.
Zudem veränderte sich das Klima dramatisch. Vor der Sauerstoffkatastrophe gab es sehr viel Methan (CH4) in der Atmosphäre – ein sehr starkes Treibhausgas, das auf der Erde für angenehme Temperaturen sorgte. Das Methan reagierte mit dem zusätzlichen Sauerstoff und wurde zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser. Dadurch kühlte die Erde ab. Die Meere froren zu und die Gletscher rückten bis zum Äquator vor. Die Erde verwandelte sich in einen Schneeball und blieb 400 Millionen Jahre lang in diesem Zustand.
Mehr Energie
Auch auf das Gestein hatte die Sauerstoffkatastrophe einen Einfluss. Mit dem Anstieg des Sauerstoffes veränderten sich die chemischen Vorgänge auf der Erde. Plötzlich entstanden viele verschiedene Mineralien, die es vorher nicht gegeben hatte. Für mehr als die Hälfte der Mineralien, die es heute gibt, soll die Sauerstoffkatastrophe verantwortlich sein.
Schließlich verpasste der Sauerstoff dem Leben auf dem Planeten einen kräftigen Schub. Viele Stoffe, d.h. chemische Elemente, reagieren mit Sauerstoff und setzen dabei viel Energie frei. Diese Entwicklung war die Voraussetzung, die fehlte, damit komplexere Lebewesen mit einem hohen Energiebedarf entstehen konnten. Wesen wie Dinosaurier, Fische, Hunde und Badegäste.
Natürlich sind daran weder Klimaveränderung noch Umweltverschmutzung schuld!
Sind Sie sicher, dass die Blaualgen vom Stausee Sauerstoff produzieren. War mal am Wasserrrand nahe der „Misärsbréck“, dort hat es wahlich nicht nach Sauertoff gerochen, eher nach einer Mischung von Güle und Waschmittel.