Rückblick nach zehn Jahren / Kein Bedauern in der Fusionsgemeinde Schengen
Das Innenministerium will Gemeindefusionen fördern. Als Beispiel könnten Kommunen dienen, die den Schritt bereits gewagt haben. So wie die Gemeinden Bürmeringen, Schengen und Wellenstein, die sich 2011 zur Fusionsgemeinde Schengen zusammenschlossen. Zehn Jahre später blicken der frühere Bürgermeister Ben Homan und der heutige Michel Gloden zufrieden zurück. Die „Hochzeit“ habe viele Vorteile mit sich gebracht. Ein Fusionsbeispiel gestern und heute.
Nein, als „Schenger“ bezeichnen sich immer noch die wenigsten der rund 5.000 Einwohner der Fusionsgemeinde Schengen im Südosten des Landes. So weit scheint die Verschmelzung der ehemals drei kleinen Gemeinden Bürmeringen, Schengen und Wellenstein noch nicht gediehen. Aber ist das wirklich notwendig?
Jedenfalls wachse zusammen, was damals, 2011, zur neuen Gemeinde Schengen zusammengelegt wurde: Das sagen Ben Homan, von 2011 bis 2017 erster Bürgermeister der Fusionsgemeinde, sowie Michel Gloden, der heute die Geschicke im Rathaus leitet. Dass der Name damals auf Schengen fiel, liegt auf der Hand, ist im Winzerdorf doch jener Vertrag unterschrieben worden, der die Europäische Union besser zusammenwachsen ließ und den Namen des kleinen Dorfes weltweit bekannt gemacht hat.
Die Idee, sich als kleine Moselgemeinden zusammenzutun, ist keine Hals-über-Kopf-Entscheidung gewesen, eher ein evolutiver Prozess. Ein erster Schritt in Richtung organisierter Zusammenarbeiten im Dreiländereck begann bereits 1936 mit dem interkommunalen Wassersyndikat. In den 70er Jahren gab es erste Gespräche über diverse Fusionsmöglichkeiten, allerdings ohne Ergebnis. 2006 wurde das Gemeindesyndikat „Am Haff“ gegründet und 2008 eine Arbeitsgruppe, die konkreter über eine engere Zusammenarbeit nachdachte. All das führte 2011 zur Fusionsgemeinde Schengen.
Bei drei sind zwei zu viel
Im Vorfeld der Fusion gab es viele Gespräche zwischen den Gemeindeverantwortlichen, erinnert sich Ben Homan, damals Bürgermeister von Bürmeringen: „Reibereien gab es keine, aber nicht jeder war von Anfang an im gleichen Maß motiviert, um die Fusion durchzuziehen.“ Warum? „Klar ist, dass wenn drei Bürgermeister fusionieren, nachher zwei zu viel sind. Da spielt natürlich auch ein menschlicher Aspekt mit. Aber jeder wusste, dass es ohne Fusion nicht gehe.“
Beim Fusionsreferendum stimmte Schengen mit gut 50% dafür, Bürmeringen mit fast 80% und Wellestein lag irgendwo dazwischen. „Die unterschiedlichen Resultate sind aber auch auf andere Schwierigkeiten zurückzuführen, die nichts mit der Fusion zu tun hatten“, so Homan.
Über allen Bemühungen schwebte immer die Frage: „Wie sehen die Bürger die Fusion und wie kriegen wir sie ins Boot?“ Das habe viel Fingerspitzengefühl verlangt: „Es gab einerseits die Euphorie des Aufbruchs, andererseits aber auch Verlustängste.“
Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung der Fusion? „Nein, aber vielleicht haben wir die Zeit unterschätzt, die ein solcher Umstellungsprozess braucht, um in den Köpfen aller Beteiligten anzukommen. Aus drei Gemeinden macht man eine. Aufgaben werden neu verteilt, neue Dienste werden geschaffen, das ist kein Selbstläufer“, erklärt Homan.
Die Fusionsgemeinde ließ sich im Rathaus von Remerschen nieder, wo seither viel umgebaut wurde. „Einer der ersten Schritte war, dass wir die ,Taxe de chancellerie’ abgeschafft haben und den Bürgern dadurch verschiedene Zertifikate per Post zuschicken konnten, ihnen also den Weg zur Gemeinde ersparen konnten.“
Anzeichen von Bedauern? „Früher war alles besser, dachten einige, das hat sich jedoch schnell gelegt, aber vielleicht gibt es ja noch jemanden, der so denkt?“ Die größte Angst der Bürger habe sich aber nicht bewahrheitet. Nämlich, dass das Leben aus den Dörfern verschwinde. „Es kam nicht zu einer befürchteten Fusion der Vereine, die blieben an ihrem angestammten Platz, wo wir sie auch von Anfang an sehr unterstützt haben“, so Ben Homan und Michel Gloden, der damals Schöffe war. „Heute sind wir froh, dass in jedem Dorf unserer Gemeinde noch eine gesunde Vereinsstruktur besteht“, ergänzt Gloden.
Zeitaufwendige Kontaktpflege
„Die Kontakte zu den Vereinen und den Bürgern sind natürlich zeitaufwendig, genau wie andere Aufgaben auch, wenn man im Bild bleiben und überall präsent sein möchte.“ Ben Homan hatte als Bürgermeister von Bürmeringen 8 Stunden politischen Urlaub. Michel Gloden heute 20. Hinzu kommen vier Stunden, wegen der Arbeit in den Syndikaten. Macht 24 und bedeutet, dass er noch zwei Tage pro Woche seiner Arbeit bei der Gesundheitskasse nachgehen muss. „Dann wird es in der Tat kompliziert. Man muss sich organisieren, was aber leider nicht immer möglich ist, besonders bei einer flächenmäßig großen Gemeinde wie der unsrigen“, erzählt Gloden.
„Bei um die 70 Vereine war das vor allem zu Beginn der Fusionsgemeinde nicht einfach“, sagt Homan. Natürlich gibt es mehr Schöffen und Gemeinderatsmitglieder, die Aufgaben übernehmen. Trotzdem möchten die Einwohner oft lieber mit dem Bürgermeister reden, „weil der ja auch in letzter Instanz eine Entscheidung fällt“. Um heute schneller bei „seinen Leuten“ zu sein, hat Gloden sich vor Jahren übrigens eine Vespa gekauft.
Im nächsten Schöffenrat soll sich darüber Gedanken gemacht werden, wie man das zehnjährige Jubiläum begehen könnte. Fest steht aber, dass „erst dann richtig gefeiert wird, wenn wieder richtig gefeiert werden darf“.
Zu den Besonderheiten der Gemeinde Schengen gehört übrigens, dass sie sich ausgehandelt hat, trotz der durch die Fusion auf über 3.000 gestiegenen Einwohnerzahl erst 2023 bei den Kommunalwahlen nach dem Proporzsystem wählen zu müssen. Das könnte spannend werden in einer Gemeinde, in der das Parteibuch bisher eher eine zweitrangige Rolle spielt.
So geht Fusion
Aus Erfahrungen kann man lernen. Besonders, wenn es um Gemeindefusionen geht. Mit der neuen Broschüre „Fusions de communes – Toolbox“ gibt das Innenministerium den heute noch 102 Kommunen eine zusätzliche Hilfe in die Hand, falls sie über eine Fusion zumindest mal nachdenken wollen. In den nächsten Tagen wird die Broschüre allen kommunalen Mandatsträgern zugestellt. Interessierte Bürger können sie beim Ministerium bestellen beziehungsweise als PDF auf der Webseite www.mint.gouvernement.lu herunterladen.
Gemeinde Schengen
Die Fusionsgemeinde Schengen gibt es seit 2011. Sie zählt heute rund 5.000 Einwohner. Sie besteht aus den Ortschaften Bech-Kleinmacher, Bürmeringen, Elvingen, Emeringen, Remerschen, Schengen, Schwebsingen, Wellenstein und Wintringen. Das Rathaus befindet sich in Remerschen.
- Kirche in Metzerlach weiter auf dem Prüfstand, Gemeinderat genehmigte Zuschuss für „Eis Epicerie“ in Zolver - 17. Januar 2025.
- Nach Straftat in Esch wiederholt „Eran, eraus … an elo?“ eine alte Forderung - 9. Januar 2025.
- Haushalt 2025 im Zeichen von Bildung, Sport und Europa ohne Grenzen - 8. Januar 2025.
Natiirlech soen den Ex- an heitegen Buergermeeschter dat. Natiirlech soen all die Offiziell dat. Awer natiirlech ass déi Fusioun net. Wat huet zB Biermereng mat Schwéidsbeng ze din oder gemeinsam? Neischt. Et war eng décisioun, déi an engem Staater Büro geholl gi war ouni d’Awunner ze froen. Ënner Demokratie stellen ech mir eppes aneschtes viir.
caro signore trierweiler, et ass net an der stad an engem büro decidéiert gin!
Här Goetz, tiens, ass den Innenministère geplönnert? Ech war der Meenung, dee wär nach ëmmer an der Beaumontsgaass. Entschöllegt meng Ignoranz. Wou ass en dann haut? Soot mer w.e.g. net, di Décisioun wär op deem Betonsnachen am Schengener Hafen geholl gin, da wär ech awer paff.