Gîtes am Minetttrail / Kein leichtes Erbe für Jungunternehmer Philippe Morgado
Die „Gîtes“ am Minett-Trail haben Verspätung. Im Idealfall hätten sie bereits für die Kulturhauptstadt Esch2022, also im Februar letzten Jahres, eröffnet werden sollen. Dem war nicht so. Doch seit Philippe Morgado das Heft in die Hand genommen hat, scheint Schwung aufzukommen. Der 30-jährige Chef des Unternehmens Simpleviu wirkt überzeugt von seinem Konzept. Acht von elf „Kabaisercher“ können gebucht werden. Ein Gespräch über langen Atem und Tourismus in Luxemburg.
„Bester Geschäftsplan.“ Mit dem Preis ist Simpleviu 2020 von der luxemburgischen Handelskammer ausgezeichnet worden. Heute kann der Chef des Unternehmens sein Konzept in die Tat umsetzen. Philippe Morgado hat Maschinenbau und „Entrepreneurship & Innovation“ studiert. Als Betreiber der „Gîtes“ entlang des 90 Kilometer langen Minett-Trail kommt ihm das zugute. Die vergangenen Jahre und Monate nennt er „eine Reise mit Höhen und Tiefen, über die ich ein Buch schreiben könnte“.
Der erste Gast wurde am 1. August 2022 empfangen. Acht der elf sogenannten „Kabaisercher“ kann er mittlerweile vermieten. Esch, Käerjeng und Differdingen fehlen noch. Die Unterkunft in Esch-Ellergronn wird am kommenden Samstag offiziell eingeweiht. Dort, wie auch in Differdingen-Lasauvage, sollen bald die ersten Gäste übernachten können, so der Jungunternehmer. Käerjeng-Linger sei noch etwas unklar.
Dass alles ein wenig länger dauere, liege daran, dass die „Gîtes“ sehr unterschiedlich seien, so Philippe Morgado. „Dadurch mussten die Gemeinden unterschiedliche Herausforderungen meistern. Oft lag und liegt es an technischen Aspekten. Manchmal haben die Gemeinden selbst nicht viel Einfluss darauf, da sie zum Beispiel auf Bestellungen warten oder Firmen viel länger brauchen als geplant. Ich sehe auch, dass jeder das Projekt ein wenig anders angeht.“
Kein leichtes Erbe
Simpleviu-Chef Morgado geht mit viel Energie und langem Atem pragmatisch an die Sache heran. Die „Kabaisercher“ sind kein leichtes Erbe. Hätte er die „Gîtes“ von Anfang an mitplanen können, hätte er wohl einiges anders gemacht, gibt er im Gespräch zu verstehen. Trotzdem sei er nicht unzufrieden. „Ich werte den Start als sehr positiv. Wir sind jede Herausforderung angegangen, einige schwierige, aber bisher konnten wir alle Probleme lösen. Es sind unterschiedliche ‚Gîtes’. Was bei dem einen gut funktioniert, tut es bei einem anderen weniger. Manche haben Startprobleme, bei einigen geht es ein bisschen rauf und runter, bei anderen sind Anpassungen nötig.“ Das Feedback scheint bisher positiv, sagt er. „Ich finde es aber noch zu früh, um daraus etwas zu schließen.“
Die elf Unterkünfte liegen wie gesagt entlang des 90 km langen Wanderweges. Die Distanz zwischen den einzelnen Übernachtungsmöglichkeiten sei momentan zu meistern. „Eine große Herausforderung ist es, die Kontakte zu pflegen – mit allen elf Gemeinden, mit Partnern, Mitarbeitern und Gästen. Die haben oft individuelle Bedürfnisse, und leider bemerke ich oft, dass nicht jeder das berücksichtigt. Einige ‚Kabaisercher’ sind komplex, was ihre Funktionalität anbelangt.“
Langweilig scheint es Philippe Morgado nicht zu werden: „Buchstäblich jeden Tag warten Überraschungen auf uns. Um sie zu meistern, helfen Flexibilität und Ruhe.“ Alleine meistert Simpleviu-Chef das natürlich nicht. „Ich habe sehr viel Glück, gute Freunde und Personen in meinem Umfeld zu haben. Ohne sie wäre all dies nicht möglich. Und ich kann gut einschätzen, mit wem ich zusammenarbeite und was getan werden muss, damit eine Sache Erfolg hat.“
Zu den Gemeinden, mit denen er zusammenarbeite, sei das Verhältnis unterschiedlich. „Manche interessieren sich sehr stark für die ‚Gîtes’, andere weniger. Manche hören gerne zu, wenn ich mit Vorschlägen komme, man kann offen, auch über nicht so angenehme Themen reden.“ Auch der von Simpleviu mit jeder Gemeinde geschlossene Vertrag sei sehr individuell: „Jeder sieht das Projekt anders und deswegen gibt es keinen Vertrag, der gleich ist zwischen den Gemeinden. Ich versuche, dies zu verstehen und mich, beruhend auf meinen Erfahrungen und Vorstellungen, damit zu arrangieren, damit es für beide funktioniert.“
Einen Lohn habe er sich selbst noch nicht aus den Mieteinnahmen zahlen können, so Philippe Morgado. Er müsse für die Kosten der „Gîtes“ aufkommen. Versicherungen, Strom, Reinigung zum Beispiel und Miete an die Gemeinden zahlen. Aber wovon lebt er denn? „Ich habe Geld gespart, mit dem Ziel, es in das Start-up investieren zu können. Unter anderem war ich Lehrer an einer Sekundarschule.“ Der Jungunternehmer blickt zuversichtlich in die Zukunft, weist daraufhin, dass die Situation stabiler werde.
Die „Gîtes“ können über verschiedene Plattformen gebucht werden. Am übersichtlichsten und wohl auch am einfachsten scheint es zurzeit aber über die Webseite von Simpleviu zu sein. Informationen und Beschreibungen gibt es dort in französischer und englischer Sprache. Im Sommer soll Deutsch hinzukommen. „Die Begleittexte sollen allgemein noch ausführlicher werden. Leider hat der Tag nur 24 Stunden und es gibt noch sehr vieles, woran wir arbeiten möchten, um effizienter zu werden.“
Weitere Projektideen
Tourismus- und Mittelstandminister Lex Delles scheint begeistert von Simpleviu. „Ich konnte einige Male mit ihm sprechen. Er fragt nach, interessiert sich und scheint offen für neue Ideen.“ Philippe Morgado jedenfalls wirkt überzeugt vom eingeschlagenen Weg. Es sei die Richtung, in der, seiner Meinung nach, der Tourismus in Luxemburg gehen müsse: „Up to date bleiben in einem Kontext, der zu Luxemburg passt. In diesem Bereich bietet das Land ein sehr großes Potenzial.“
Finanzielle Hilfe habe er noch keine beantragt. „Für einen Unternehmer, der etwas Neues aufbaut, ist es nicht immer einfach, sich mit ‚démarches administratives’ auseinanderzusetzen. Ich habe meinen Fokus auf andere Aspekte gelegt, damit ich meiner Meinung nach effizienter vorankomme. Ich werde aber bestimmt demnächst versuchen, Hilfe zu beantragen, damit wir als Start-up effizienter werden können.“
Philippe Morgado gibt zu verstehen, dass er durch das, was er leiste, überzeugen möchte. Er habe weitere Projekte, an denen er arbeite. Mehr verrät er nicht. „Ich rede lieber erst darüber, wenn es konkret ist.“ Nun denn, wir lassen uns gerne überraschen.
Minett-Trail und seine „Gîtes“
Der Minett-Trail ist ein 90 Kilometer langer Etappenwanderweg im Süden des Landes. Die Idee entstand 2017 im Rahmen des „Minett Unesco Biosphere“-Projektes. Der Trail soll die außergewöhnlichen Naturlandschaften und das industrielle Erbe der Region in Szene setzen.
Seit Ende 2021 ist der Wanderweg geöffnet. Auf zehn mehr oder weniger leichten Etappen verbindet er, zwischen Käerjeng und Bettemburg respektive Düdelingen, Dörfer und Städte und bietet viele Highlights. So zum Beispiel auch die elf neu geschaffenen, außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten, die sogenannten „Kabaisercher“.
Info: minetttrail.lu und Simpleviu.com
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Ech fannen, dass d‘Zil vun de Gîte verfeelt ass wann, wéi am Fall vun der Gîte Bieles-Réidéng um Site vu Simpleviu steet: „book the whole building for a group, organise an event, continue your party after spending the night in the Rockhal“. Wat ufangs als Refuge fir Wanderer ugeduecht war, ass elo eng Partybud matten an engem Wunnquartier, wat och schon an dene leschten zwee Méint de Fall war. Do wären déi vill Suen enzwouscht anescht besser investéiert gewiecht.