Chamber-Kommission / Kein Sonderstatus für den Sport
Luxemburgs Spitzensportler dürfen ab dem 4. Mai wieder in der Coque trainieren. Für weitere konkrete Lockerungen sei es noch zu früh, so Sportminister Dan Kersch. Ein Experte sieht im Amateursport vor allem die Gefahr des sozialen Todes der Vereine.
Wie unterschiedlich die europäischen Länder die Corona-Krise handhaben, zeigt sich auch in der Exit-Strategie für den Sport. In Österreich werden ab Mai recht viele sportliche Aktivitäten wieder möglich sein, in den Niederlanden dürfen Kinder bis zwölf Jahre sogar Mannschaftssport betreiben, in Frankreich betonte Sportministerin Roxana Maracineanu, dass der Sport momentan keine Priorität sei. „Der Sport hat für die Länder ganz unterschiedliche Bedeutungen“, sagt Prof. Dr. Christoph Breuer vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der deutschen Sporthochschule Köln. „Für Österreich zum Beispiel ist der Sport ein wichtiger Wirtschaftszweig, wenn man an den Tourismus denkt.“ Es werde jedenfalls interessant zu beobachten sein, welche Konsequenzen die verschiedenen Strategien haben werden.
In Luxemburg wird sich erst einmal nicht viel ändern, bis auf die Tatsache, dass die Coque ab dem 4. Mai ihre Türen für die Spitzenathleten wieder öffnen wird. Natürlich unter Einhaltung der bestehenden Vorsichtsmaßnahmen. Die restlichen Sportstätten bleiben bis zum 31. Juli geschlossen. Das hat Sportminister Dan Kersch (LSAP) gestern in der zuständigen Chamber-Kommission noch einmal betont. „Der Sport ist ein Teil unserer Gesellschaft und fließt deswegen in die Gesamtstrategie der Regierung ein“, so Kersch gegenüber dem Tageblatt.
Profisport unter Druck
Die CSV-Abgeordnete Nancy Kemp-Arendt vermisst eine konkrete Exit-Strategie für den Sport. „Ich habe das Gefühl, dass dies ein wenig verschlafen wurde. Ich hätte mir gewünscht, dass der Sportminister uns konkret erklärt hätte, welche Sportarten man je nach Entwicklung der Infektionszahlen wieder zulassen würde.“ Kersch verweist hier wieder auf die Gesamtstrategie der Regierung. Man könne den Sport nicht ausklammern. „Wir geben uns jetzt drei Wochen Zeit, wie sich die ersten Lockerungsmaßnahmen auf die Infektionszahlen auswirken, dann erst kann man weitere Lockerungen beschließen. Das gilt für sämtliche Bereiche, nicht nur für den Sport.“ So wie für sämtliche Bürger trage die Regierung auch Verantwortung gegenüber den Sportlern und könne sie aus diesem Grund keinem zu hohen Risiko aussetzen.
International kommen die Forderungen nach Lockerungen vor allem aus dem Profisport. Dort geht es um das wirtschaftliche Überleben. „Es ist vor allem auch der Profi-Bereich, für den andere Länder Ausnahmegenehmigungen erteilen“, so Kersch. Ob und wie die Corona-Krise den Sport in Luxemburg verändern wird, kann Kersch zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. „Wenn ich aber mit Verbands- oder Vereinsverantwortlichen spreche oder lese, wie sie die Situation einschätzen, dann kann ich mir schon vorstellen, dass es ein Umdenken in verschiedenen Sportarten geben könnte. Sollten die finanziellen Mittel abnehmen, könnte es sein, dass sich wieder verstärkt auf die Jugendarbeit konzentriert wird“, so die Einschätzung des Ministers.
Sozialer Tod
Was die Corona-Pandemie angeht, hat Luxemburg das Glück, keine professionellen Sportligen zu haben. Für Profivereine sei die aktuelle Situation wesentlich bedrohlicher, sagt Prof. Dr. Breuer. Vor allem solche, die auf Einnahmen von Events wie Heimspielen angewiesen sind. Das Überleben der Amateurvereine sei hingegen nicht an Arbeitnehmer, sondern an ehrenamtliche Helfer gebunden. Die Gefahr, die Breuer für Amateurklubs sieht, ist die eines sozialen Todes. „Je länger die Ausgehbeschränkungen gelten, desto größer ist das Risiko, dass Mitglieder sich aus Vereinen abmelden.“ Für Breuer sei es daher wichtig, dass Vereine bald wieder Aktivitäten planen könnten, wenngleich diese nur unter den geltenden Sicherheitsbestimmungen möglich seien Breuer denkt da nicht an normale Trainingseinheiten in einer Sporthalle, sondern vielmehr an Outdoor-Aktivitäten mit dem nötigen Sicherheitsabstand.
Ob und wann so etwas in Luxemburg möglich sein wird, ist noch nicht abzusehen. Die einzige Lockerung, die in der Chamber-Kommission mitgeteilt wurde, war die Öffnung der Coque am 4. Mai für die Spitzensportler. Mars di Bartolomeo (LSAP), Präsident der Kommission, pflichtete seinem Parteikollegen Kersch bei, als er sagte, es sei unverantwortlich, zum jetzigen Zeitpunkt genaue Daten zu nennen. „Keiner weiß, wie sich die ersten Lockerungen auf die Infektionszahlen auswirken werden. Jetzt den Leuten unter Umständen falsche Hoffnungen zu machen, dass sie an einem bestimmten Datum ihren Sport wieder ausüben können, wäre kein gutes Signal.“ Im Gegensatz zu anderen ist es in Luxemburg seit Beginn des Lockdowns möglich, sich im Einklang mit den bestehenden Sicherheitsmaßnahmen draußen körperlich zu betätigen.
102 Anträge auf Kurzarbeit
In der Chamber-Kommission hat Sportminister Dan Kersch darüber informiert, dass 102 Anträge auf Kurzarbeit aus dem Sport kamen. 315 Arbeitnehmer seien davon betroffen, darunter sowohl Sportler als auch Angestellte von Verbänden und Vereinen. 600.000 Euro seien ausgezahlt worden. Viele luxemburgische Kader-Athleten sind über die Sportsektion der Armee abgesichert. Für die anderen gelten dieselben Regeln wie für andere Berufsgruppen. Auch Sportler können Arbeitslosengeld beantragen, müssen dann allerdings auch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
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