Tripartite Luftfahrt / Keine Entlassungen bei Luxair
Die gute Nachricht vorweg: Bei Luxair wird es in den nächsten Jahren keine Corona-bedingten Entlassungen geben. Hierauf wurde sich im Rahmen der sektoriellen Tripartite für den Bereich Luftfahrt geeinigt. Eine Arbeitsgruppe, die am Dienstag ihre Arbeit aufnehmen wird und ebenfalls aus Vertretern von Regierung, Luxair und Gewerkschaften zusammengesetzt ist, soll einen Plan für die gesamte Branche entwickeln, der bis zum Jahr 2023 und darüber hinaus zur Absicherung des Sektors beitragen soll.
Nach der Tripartite-Sitzung vom Donnerstag herrschte eine einigermaßen entspannte und zuversichtliche Stimmung unter den Teilnehmern; noch am Morgen vor der Sitzung hatte dies anders ausgesehen, als mehrere hundert Mitarbeiter der Luxair auf der place de l’Europe vor dem Transportministerium protestierten. Bis dahin hatte ein Plan der Luxair-Direktion vorgelegen, der eine ganze Reihe von sozialen Einschnitten für die Beschäftigten vorsah, u.a. das Einfrieren der Löhne und das Aussetzen des sog. „13. Monats“ während der drei kommenden Jahre, das Wegfallen diverser Prämien, die Abschaffung von Pausen usw., usf. Die Vorschläge der Gewerkschaften zur Nutzung zahlreicher bestehender legaler Möglichkeiten zur Abfederung der sozialen Auswirkungen der Krise in der Passagierluftfahrt seien von der Direktion des Unternehmens nicht berücksichtigt worden, so der Vorwurf der Demonstranten.
Während der Verhandlungsrunde allerdings wurden all diese Möglichkeiten in Betracht gezogen und so konnte nicht nur Transportminister François Bausch vermelden, dass Entlassungen bei Luxair vom Tisch seien und dass die sozialen Auswirkungen abgefedert würden, auch die Gewerkschaftsvertreter Patrick Dury (LCGB) und Michelle Cloos (OGBL) äußerten eine gewisse Zuversicht und begrüßten die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die dem Unternehmen Perspektiven auch nach 2023 bieten soll.
Gesamtpaket inklusive neuer Investitionen
Wie Bausch erläuterte, sollen also nun alle Instrumente genutzt werden, die dem Sozialabbau entgegenwirken können und den Abbau von Personalüberschüssen begleiten werden; Maßnahmen, die während der sektoriellen Tripartite-Sitzung auch von Finanzminister Gramegna und Arbeitsminister Kersch gutgeheißen wurden. Hierzu gehören die Schaffung einer „Cellule de reclassement“, Vorruhestandsmöglichkeiten, das zeitweilige Ausleihen von Personal an andere Unternehmen (so könnten Luxair-Piloten und -Mechaniker nach entsprechender Weiterbildung etwa für Cargolux arbeiten), die Nutzung der Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit usw.
François Bausch verwies nach der Sitzung auch darauf, dass die Luftfahrt nach den zu erwartenden schwierigen Jahren 2020, ’21, ’22 und ’23 ab 2024 eine andere sein werde als im Vor-Corona-Jahr 2019. Es seien z.B. weniger internationale Konferenzen zu erwarten, die jetzt gemachten Erfahrungen mit Video-Treffen würden sich wohl nachhaltig negativ auf die Geschäftszahlen von Fluggesellschaften auswirken. So müssten in dem angestrebten Gesamtpaket auch Investitionen vorgesehen werden, die der Luxair Perspektiven auch nach 2024 bieten würden.
Neue Gebäude, neue Flugzeuge
Wie Luxair-Direktor Gilles Feith erklärte, würden diese Investitionen Gebäude, Infrastruktur und nicht zuletzt auch neue Flugzeuge betreffen. Es gehe der Luxair schlecht, so der neue Mann an der Spitze der Fluggesellschaft, das Schlimmste habe allerdings verhindert werden können. Dank einer neuen kommerziellen Strategie sei im Sommer kein weiteres Geld verloren worden. Die jetzt festgelegte Vorgehensweise sei die bestmögliche, so der CEO.
Eine nächste Tripartite-Runde wird am 7. Oktober über die Bühne gehen, bis dahin soll die Arbeitsgruppe konkrete Vorschläge vorgelegt haben.
Für Cargolux war 2020 übrigens ein gutes Jahr, dieses außerordentliche Hoch werde aber in den kommenden Jahren kaum wiederholt werden können, da es zwar auch mit der Krise, diesmal aber unter anderen Vorzeichen zu tun hatte. Die wirtschaftliche Lage bei LuxAirport ist stabil, dies aber auf niedrigem Niveau. Es wird wohl mehrere Jahre dauern, bis die Rekordwachstumszahlen der vergangenen Jahre wieder erreicht werden können.
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„Bei Luxair wird es in den nächsten Jahren keine Corona-bedingten Entlassungen geben“. Aber wird es auch nicht zu Entlassungen wegen unter anderem z.B. Reorganisation kommen?
Keine Entlassungen, nur willkürliche Lohnkürzungen und andere Streichungen werden die Leute vergraulen.
Hier spielt die Regierung vermutlich auf Zeit. Man versucht sich mit Lohneinfrieren, Frührente, Teilzeitarbeit, freiwilligen Abgängen und einer zu niedrigen Finanzspritze vom Staat bis 2023 über die Distanz zu retten. Danach, sprich nach den nächsten Parlamentswahlen, wird man dann ganz ungeniert die Staatsbeteiligung an der Luxair verkaufen. Die Airline wird an einen neuen Investor gehen. Dann kommt der grosse Kahlschlag denn dieser behält nur die profitablen Bereiche. Der Bereich Airline wird dicht gemacht und die Politik wird ihre Hände in Unschuld waschen.