Ehemaliger Mudam-Direktor Enrico Lunghi wehrt sich gegen RTL / Keine vollumfänglich saubere Berichterstattung
Beim dritten Anlauf hat es geklappt. Im Februar und April dieses Jahres musste der Prozess gegen RTL-Mitarbeiter wegen Krankheitsfällen ausgesetzt werden. Am Montag konnte er normal beginnen. Im Mittelpunkt steht eine Klage des ehemaligen Mudam-Direktors Enrico Lunghi.
Die Geschehnisse gehen auf den Herbst 2016 zurück. Es geht um ein Fernsehinterview, das im Rahmen der damaligen RTL-Sendung „Den Nol op de Kapp“ geführt wurde. Sophie Schram, damals freie Mitarbeiterin des Senders, befragte Enrico Lunghi, damals noch Mudam-Direktor, zu einer Luxemburger Künstlerin. Jene hatte sich zuvor in einer Reportage nicht gerade zärtlich über Lunghi und seine Kulturpolitik geäußert. Als Schrams Frage sich konkret auf des Direktors persönliche Einschätzung der Künstlerin gegenüber bezieht, macht Lunghi nicht mehr mit. Er drückt den Arm Schrams und damit auch das Mikrofon weg – scheinbar etwas wirsch. Nachher wird das Gespräch ganz normal weitergeführt und am Ende, so kann man das durchaus interpretieren, entschuldigt sich Lunghi sogar für sein etwas temperamentvolles Benehmen.
Gesendet wird die Reportage am 20. September. Ohne den Zwischenfall mit Mikrofonwegdrücken. Dann aber, Tage später, nach einem Gespräch der Redaktionsverantwortlichen am 26. September mit RTL-CEO Alain Berwick, wird das Thema nochmals aufgegriffen. Der Fokus liegt nun auf Lunghis etwas unwirschem Verhalten. Me Pol Urbany spricht in einer Stellungnahme auf RTL von Gewalt gegenüber Journalisten und Verstoß gegen die Pressefreiheit. Harte Vorwürfe, besonders, weil die RTL-Mitarbeiterin Schram angibt, durch Lunghis Handgreiflichkeit am Arm verletzt worden zu sein.
Die Reaktion auf diese zweite Reportage lässt nicht lange auf sich warten. Der damals für Kultur zuständige Minister war Premierminister Xavier Bettel. Jener verwarnt Mudam-Direktor Enrico Lunghi. Dieser kündigt seinen Job und reicht kurze Zeit später, am 23. Dezember 2016, Klage ein. Gegen unbekannt, weil er nicht weiß, wer Urheber der Reportagen ist. Lunghi fühlt sich verunglimpft.
Auch RTL-intern umstritten
Nach ersten Ermittlungen der Polizei wird sich auf vier Leute konzentriert. Drei von ihnen sind heute nicht mehr bei RTL, nämlich CEO Alain Berwick, Journalist Marc Thoma, Redaktionsmitarbeiterin Sophie Schram. Die vierte Person ist RTL-Programmchef Steve Schmit. Seit Montag nun müssen die vier sich vor Gericht verantworten. Frau Schram ließ sich durch ihren Anwalt vertreten.
Die am ersten Prozesstag gezeigten Filmaufnahmen zeigen einen eklatanten Unterschied zwischen gesendeter Reportage und Rohmaterial. Lunghis brutal wirkendes Verhalten wirkt um Längen weniger aggressiv.
Die Befragung der Zeugen Alain Rousseau, ehemaliger RTL-Telé-Chefredakteur, und der heute noch beigeordneten Chefredakteurin Caroline Mart lässt tief blicken. Rousseau und Mart geben an, gegen die Ausstrahlung der Reportage mit Lunghis Verhalten gewesen zu sein. Sie hätten nicht verstanden, warum das Teil der Reportage sein müsste, es habe kein Kontext bestanden. Rousseau und Mart reden am Montag im Zeugenstand von einem Gespräch mit RTL-Luxemburg-Chef Alain Berwick. Dieser sei wütend gewesen, weil sich die Verantwortlichen der RTL-Fernsehredaktion nicht hinter Sophie Schram gestellt hätten. Berwick habe mit Rausschmiss gedroht, sagt unter anderem Alain Rousseau. Caroline Mart erklärt, dass das Gespräch im Büro von Alain Berwick nicht dem Erkenntnisgewinn habe dienen sollen.
Mit der Befragung der Zeugin Caroline Mart wird der Prozess am Dienstagnachmittag fortgesetzt.
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Eng kruzial Fro dei an desem Fall als eischt muss beaentfert ginn:
Ass dei‘ besooten Kenschtlerin ausgeschloss ginn, an wann jo, Firwaat ?