Nationalfeiertag in Esch / „Kennen den Geschmack der Erbgroßherzogin“: Hochbetrieb bei den drei Floristen der Gemeinde Esch
Etwas abseits vom Dieswee liegt versteckt hinter dichten Bäumen die Floristikabteilung der Escher Gemeinde. Auf den ersten Blick bemerkt man die gläsernen Gewächshäuser und die zahlreichen Beete mit jungen Setzlingen kaum, und doch herrscht hier rege Geschäftigkeit bei den drei Floristen, vor allem vor dem Nationalfeiertag. Ein Ortbesuch.
Es ist nicht mehr lange bis zum Nationalfeiertag. Im Floristikbereich der Escher Gemeinde geht es hoch her. Wegen des traditionellen Besuchs des erbgroßherzoglichen Paares in Esch wird das Gemeindehaus mit besonders ausgefeilten Blumenarrangements geschmückt.
Das kleine erlesene Bukett für die Erbgroßherzogin verlangt besonderes Geschick und Kreativität beim Binden. Am „Monument aux morts“ ist die Niederlegung der Kränze einer der feierlichsten Momente. Eine oft gestellte Frage ist allerdings, woher der edle Blumen- und Pflanzenschmuck bei besonderen Ereignissen herkommt. Greift man etwa auf private Blumenläden oder Händler zurück? Nein, denn in der Tat ist die Herstellung Teil der Mission des gemeindeeigenen Handwerkbetriebs. Wie viele Anlässe Blumenschmuck erfordern, ist ebenfalls kaum jemandem bewusst. Vom Strauß für den Sieger der „Flèche du Sud“, den Arrangements für Vereinsfeiern über die Gebinde für die 100-jährigen Jubilare bis zu den floralen Dekorationen der öffentlichen Gebäude bei Feierlichkeiten – das alles liegt im Tätigkeitsbereich der Floristen. Auch alle Büros der Gemeindemitarbeiter sowie die Eingangsbereiche der städtischen Einrichtungen werden mit Grünpflanzen aus der Floristikanlage bestückt. Hinzu kommen die Kränze und die Gestecke, die zu gegebenen Anlässen niedergelegt werden oder die Denkmäler zieren.
3.000 Schnittblumen zu Nationalfeiertag
An die 3.000 Schnittblumen gilt es für den Vorabend der Festlichkeiten in Esch zu verarbeiten. Die drei Floristen sind mit großer Motivation bei der Arbeit. Man merkt ihnen an, dass für sie der Beruf auch Berufung ist. Und so geben sie dann auch mit Begeisterung Auskunft über ihren beruflichen Werdegang und ihr Tun. „Diese Abteilung besteht schon über 100 Jahre“, sagt Chef Marco Kohn. „Ich habe meine Lehre zwar bei einem privaten Arbeitgeber gemacht, aber da ich echt Spaß an der vielfältigen Tätigkeit hatte, war ich hocherfreut, als man mir eine Festanstellung bei der Gemeinde anbot“. Die beiden Floristinnen Carole Vaglio und Nathalie Zwally schlagen in die gleiche Kerbe. Beide wurden im gemeindeeigenen Betrieb ausgebildet und dann definitiv übernommen.
„Die Lehre beinhaltet eine Ausbildung als Gärtnerin. Mein Großvater war Gärtner, vielleicht hatte ich deshalb immer besondere Freude mit Pflanzen“, erzählt Carole Vaglio. „Ich entdeckte im Laufe der Zeit mein besonderes Händchen für Blumen und so wurde meine Entscheidung, mit Blumen zu werken, immer konkreter“, fügt Nathalie Zwally hinzu. Die Atmosphäre sei hervorragend. Sie könnten selbstständig arbeiten und ihre Ideen einbringen. Je nach Bedarf würden sie zweimal pro Woche Schnittblumen nach ihrer Wahl, aber auch Zimmerpflanzen bei ihrem gewohnten Lieferanten bestellen. „Wir setzen jetzt verstärkt auf Nachhaltigkeit und brauchen mehr Grünpflanzen, die natürlich lange halten und bei Bedarf an den verschiedensten Orten aufgestellt werden können“, erläutert Carole Vaglio. „Es ist ebenfalls wichtig, sich auf dem Laufenden zu halten, denn auch die Floristik unterliegt der Mode. Stil, Farben, Blumenarten und Zusammenstellung ändern regelmäßig.“ Dass man z.B. bei der Luxembourg Pride auf bestimmte Farben angewiesen sei, dass bei Trauergestecken keine weißen Farben verwendet werden sollen, sei für sie selbstverständlich.
„Kennen den Geschmack der Erbgroßherzogin“
Ob nun das Binden des Bouquets für Erbgroßherzogin Stéphanie eine besondere Herausforderung darstelle oder gar Aufregung verursache? „Nicht unbedingt“, antworten die beiden Floristinnen einstimmig: „Es hat sich so ergeben, dass eine von uns beiden die Fertigstellung übernimmt. Der Strauß für die Erbgroßherzogin wird wegen der Haltbarkeit in allerletzter Minute hergerichtet. Meist haben wir keine feste Idee, wir kennen mittlerweile ihren Geschmack und versuchen ihre Lieblingsblumen einzufügen. Die Einfälle kommen während der Arbeit und bis jetzt haben unsere Kreationen noch immer viel Anklang gefunden“.
Chef Marco Kohn widmet sich gerade den Kränzen. Auch sie werden kurzfristig geflochten. Wie lange er für einen Kranz brauche? „Ein bis zwei Stunden“, lacht er, „auch das ist eine Sache der Erfahrung. Ich mache das schon lange und habe eine gewisse Geschicklichkeit und Schnelligkeit entwickelt.“ Die beiden Floristinnen protestieren humorvoll: „Wir haben noch nicht die Fertigkeit, die er sich in langen Jahren angeeignet hat und brauchen doch je nach Größe und Schwierigkeitsgrad drei bis vier Stunden. Der Kranz darf nicht zu schwer werden und es müssen ja auch noch die Bänder kunstvoll angebracht werden. Es ist schon eine knifflige Betätigung.“
Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, die Arbeit der Floristen bestünde ausschließlich aus dem Zusammenstellen hübscher Sträuße, warnt Chef Marco Kohn: „Unsere Abteilung zum Beispiel ist auch für die Bepflanzung und den Unterhalt der Beete und Massive im unteren Park des Galgenbergs zuständig.“ Hierbei kommen wohl die 30 Arbeiter, die der Abteilung zugeteilt sind, in den Einsatz. Dennoch fällt auch mal harte Knochenarbeit an. Trotzdem bleibt für den Chef der Abteilung die Arbeit mit Pflanzen und Blumen der schönste Beruf, den man sich vorstellen kann. Denn er vereine harmonisch Kreativität und Liebe zur Flora. Eine Aussage, die Nathalie Zwally und Carole Vaglio im Tenor bestätigen.
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