Gewerkschaft / Kinderbetreuung in öffentlicher Hand: FGFC fordert national einheitliche Standards und Finanzierung
Seit zwei Jahren ist Kinderbetreuung in Luxemburg kostenlos. Eine positive Entwicklung? So einfach ist das nicht, kritisiert die Gewerkschaft des Gemeindepersonals. Das System sei profitorientiert, untergrabe die Chancengleichheit – und gehöre reformiert.
Als das Parlament im Juli 2022 das Gesetz für eine kostenlose Betreuung schulpflichtiger Kinder in den „Maisons relais“ stimmte, glaubten viele, Zeuge einer außergewöhnlichen sozialpolitischen Maßnahme geworden zu sein. Ein Meilenstein der Familienpolitik. Doch dieser Meilenstein hat in den vergangenen Jahren Schattenseiten offenbart – zumindest wenn es nach der Gewerkschaft des Gemeindepersonals (FGFC) geht. Die kritisiert in ihrer jüngsten Pressemitteilung das aktuelle System mit seinen vielen privaten Anbietern scharf und fordert: „Kinderbetreuung gehört unter die Kompetenz des Staates und der Kommunen.“
Der Markt sei zunehmend von profitorientierten Akteuren dominiert, so die FGFC, was zu einer Fragmentierung des Systems geführt habe. Mit negativen Auswirkungen auf die Chancengleichheit der betreuten Kinder. „Pädagogische Ansätze, Gruppengrößen und die Arbeitsbedingungen für Erzieher:innen variieren stark“, schreibt die FGFC. Die kostenlose Betreuung für alle resultiert nicht automatisch in den gleichen Qualitätsstandards für alle. „Ein Kind sollte nicht benachteiligt sein, nur weil es in einer Einrichtung betreut wird, die weniger Ressourcen oder schwächere Konzepte hat“, so die Gewerkschaft weiter.
System am Scheideweg
Um diese Ungleichheiten in den Griff zu bekommen, müsse die Kinderbetreuung wieder als öffentliche Aufgabe wahrgenommen werden, fordert die FGFC. Es sei „nicht hinnehmbar, dass Kommunen diese essenzielle Dienstleistung aus finanziellen Zwängen und administrativem Aufwand privatisieren“, schreibt die Gewerkschaft in ihrer Pressemitteilung. Stattdessen müsse den Gemeinden die nötigen finanziellen Mittel und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um die Organisation der „Maisons relais“ übernehmen zu können.
Des Weiteren tritt die Gewerkschaft auch für ein einheitliches nationales pädagogisches Curriculum ein, das verbindliche Standards setzt. Die „sprachliche und kulturelle Vielfalt Luxemburgs“ soll darin genauso gefördert werden wie eine „kindgerechte, partizipative Pädagogik“. Ein zentral gesteuertes System, so die FGFC, würde sicherstellen, dass alle Kinder – unabhängig von Region oder finanziellen Mitteln der Eltern – dieselben Chancen erhalten. Wenn Kinderbetreuung wieder verstärkt in öffentlicher Hand liege, könnten Staat oder Gemeinden außerdem ein einheitliches Einstellungsstatut sowie Arbeitsbedingungen und Besoldung vorgeben.
„Die Kinderbetreuung in Luxemburg steht an einem Scheideweg“, schreibt die FGFC und fordert eine grundlegende Reform – weg vom marktorientierten Ansatz –, bei der der Staat oder die Kommunen die Kontrolle übernehmen. Kinderbetreuung sei keine Ware, so die Gewerkschaft, sondern eine essenzielle gesellschaftliche Aufgabe.
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