Basketball / Klassenerhalt zum Abschied: Jean Kox kann zum Abschluss seiner aktiven Karriere aufatmen
Nach 16 Jahren bei den Musel Pikes ist Schluss: Jean Kox wird am kommenden Wochenende seine aktive Karriere beenden, dies mit dem ersehnten Klassenerhalt. Der 32-Jährige ist einer der wenigen Spieler, der seinem Jugendverein stets treu geblieben sind.
Die Erleichterung nach dem knappen 66:65-Erfolg am Samstag gegen den Gréngewald war wohl bei keinem anderen Spieler der Musel Pikes so groß wie bei Jean Kox. Mit diesem Sieg haben die Moselaner im Play-down immerhin den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht und so kann der Kapitän das letzte Spiel seiner Karriere am kommenden Wochenende noch einmal voll und ganz genießen. Für Kox ist nämlich nach 16 Jahren in der ersten Mannschaft der Musel Pikes Schluss. „Mir ist wirklich ein Stein vom Herzen gefallen. Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass wir es geschafft haben, denn das war in dieser Saison sicherlich nicht selbstverständlich.“ Auch wenn man nun nicht mehr unter absolutem Erfolgsdruck steht, betont der 32-Jährige jedoch, dass die Moselaner Zolver im letzten Saisonspiel sicherlich nichts schenken werden. „Da zählt dann doch der Fairplay-Gedanke.“ Und sich mit einem Sieg verabschieden, das will auch Jean Kox, der froh ist, dass es nicht noch einmal in eine Zusatzrunde geht und seine aktive Karriere um zwei bis drei Spiele verlängert wird. „Auf die Relegation verzichte ich gerne, da kannst du als LBBL-Klub eigentlich nur verlieren.“
Die letzte Spielzeit von Jean Kox bei den Musel Pikes war bei weitem keine einfache, von Anfang an war der Wurm drin, Parallelen zum letzten Jahr, als man nach einer bemerkenswerten Aufholjagd doch ins Play-down musste, wurden deutlich. „Die Vorbereitung war schon schwierig, ich selbst konnte etwa auch erst eine Woche vor dem Beginn der Saison trainieren, bin froh, dass ich überhaupt noch spielen konnte und lief lange meiner Form hinterher. Vor allem, was die Energie über 40 Minuten betraf, tat ich mich schwer, und diese waren bei unserem Kader leider bei mir noch immer gefragt.“ Mit einer überschaubaren Rotation und einmal mehr großem Pech, was die Profi-Spieler betraf, steckten die Musel Pikes schnell im Tabellenkeller fest. „Da hofft man eigentlich nur, dass der Abstand nicht zu groß wird und man noch die Möglichkeit hat, zurückzukommen.“ Auch wenn sich die Moselaner im Laufe der regulären Saison wieder einmal fangen konnten, reichte es dennoch nicht zum Einzug in die Play-offs und somit musste erneut um den Klassenerhalt gekämpft werden. Seit Samstag steht fest, dass Jean Kox seinen Herzensverein in der LBBL zurücklassen wird.
Absoluter Herzensverein
Denn dass die Musel Pikes für den 32-Jährigen nicht nur irgendein Klub sind, wird alleine daran deutlich, dass er seinen Jugendverein nie verlassen hat, egal, wie schwer einige Momente waren, egal, wie viel Geld ihm von anderen Vereinen auch geboten wurde. „Es ist eine Tradition, ein Wert, den ich von klein auf gelernt habe und der mit Guy Schmit angefangen hat. Es ist die Freundschaft, die überwiegt, und das ging auch auf die kommenden Generationen über und ist für den Verein wirklich Gold wert.“ Und so sind den Musel Pikes über Jahre hinweg viele Eigengewächse treu geblieben und nie zu einem anderen Klub gewechselt, egal, wie attraktiv verschiedene Angebote auch waren. Angefangen von Guy Schmit über Laurent Schwartz, der während Corona seine aktive Laufbahn beendet hat, und Jean Kox bis hin zu Tom Welter und Raphaël Martin, die nun die Verantwortung übernehmen müssen.
Man kann halt nicht immer gewinnen, so ist das Leben. Durch diese Niederlagen bin ich persönlich extrem gewachsen
Kox’ Anfänge im Dress der ersten Mannschaft gehen auf das Jahr 2007 zurück, als er von den Cadets hochklassiert wurde. 2007/08 bestritt er seine erste komplette Spielzeit, die erste mit Erfolgstrainer Frank Baum, und stand mit den Moselanern direkt im Meisterschaftsfinale gegen Bartringen, genauso wie 2009 gegen Contern. Beide Serien wurden damals verloren, wie auch die Finals 2016 und 2017 gegen Steinsel. Jahre, auf die Jean Kox trotzdem sehr gerne zurückblickt. „Vor allem die späteren Finals, damals waren wir wirklich fünf richtig gute Freunde, die gemeinsam aufliefen, denn auch die Profis Clancy Rugg und Jarmar Gulley waren für uns wie Brüder.“ Doch auch die Zeit unter Guy Schmit schätzt der 32-Jährige sehr: „Von ihm konnte ich einfach so viel lernen.“ Das stärkste Team hatte man laut Kox jedoch im Jahr 2020 unter Trainer Chris Wulff, damals wurde die Spielzeit jedoch wegen Corona frühzeitig abgebrochen und für Kox sprang ein fünfter Vizemeister-Titel heraus: „Von der Größe, vom Talent her wäre in diesem Jahr viel möglich gewesen, wir standen ja auch im Pokalfinale. Leider wurde uns da ein Strich durch die Rechnung gemacht.“
Dass es in seinen 16 Jahren nie zu einem Titel gereicht hat, bedauert Jean Kox dennoch nicht: „Ich nehme persönlich so viel Gutes mit, weine wirklich nichts hinterher. Man kann halt nicht immer gewinnen, so ist das Leben. Durch diese Niederlagen bin ich persönlich extrem gewachsen.“ Und dem 32-Jährigen sind die vielen zweiten Plätze mit seinem Herzensverein lieber als ein möglicher Titel mit einem anderen.
In die Lokalpolitik
Der Gedanke, dass es seine letzte Saison sein könnte, war bei Jean Kox bereits zu Beginn der Saison präsent, wurde in der Winterpause dann konkret. Dabei sind es nicht einmal die vielen Verletzungen der letzten Zeit, die ausschlaggebend für diese Entscheidung waren, wie der Pikes-Kapitän erklärt: „Ich habe gemerkt, dass ich immer mehr investieren, immer mehr opfern musste, um auf diesem Niveau bleiben zu können. Und irgendwann stellt man sich die Frage, ob es die Mühe noch wert ist. Es ist auch an der Zeit, einfach einmal neue Projekte zu starten, auch häufiger in unserem Winzerbetrieb aushelfen zu können, was sonst nie ging. Osterferien kenne ich beispielsweise so überhaupt nicht“, gibt der 32-Jährige, der die Hälfte seines Lebens in der ersten Pikes-Mannschaft spielte, mit einem Lachen zu.
B-Mannschaft, Trainerjob oder einen Platz im Vorstand, das wird es bei Jean Kox in Zukunft allerdings nicht geben, wie er erklärt. So schlägt er nun den Weg in die Lokalpolitik ein, wo er in Stadtbredimus seinen Platz im Gemeinderat bereits sicher hat, denn es gibt für neun Plätze neun Kandidaten und somit keine Wahlen. Als Zuschauer in der Halle dürfte man ihn in Zukunft auch antreffen, wie er betont: „Die Leute vom Verein haben ja alle meine Nummer, wenn sie meinen sportlichen Rat brauchen, können sie mich jederzeit anrufen, und wenn ich mal da bin und Hilfe hinter dem Tresen gebraucht wird, werde ich auf jeden Fall eine Hand mit anpacken.“
Dass auf die Musel Pikes auch in der nächsten Saison keine leichte Zeit zukommen wird, das weiß auch Jean Kox. „Der Verein ist in der Jugend derzeit hervorragend aufgestellt, leistet da einen guten Job. Doch bis diese Spieler in die erste Mannschaft nachrücken, dauert es noch eine Weile. Die Musel Pikes waren trotz ihrer finanziellen Möglichkeiten lange Zeit in einer exzellenten Situation, denn jedes Jahr rückte ein neuer Spieler aus der eigenen Jugend hoch. Nun gilt es, diese Zeit zu überbrücken, und das wird eine Herausforderung.“
Im Überblick
Jean Kox
Geboren am: 1. Juni 1990
Größe: 1,94 Meter
Vereine: Musel Pikes (2007 bis 2023)
Größte Erfolge: Vizemeister 2008, 2009, 2016, 2017, 2020; Pokalfinalist 2008 2017, 2020 (wegen Covid 19 abgesagt)
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