„Luxemburg ist stadtbahnwürdig“ / Kleine Geschichte der Tram anlässlich ihres fünften Geburtstags
Rund 80.000 Menschen nutzen die Tram täglich. Die Nutzerzahlen geben einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 1991 recht, welche die Hauptstadt als „stadtbahnwürdig“ bezeichnete. Was sich heute als Erfolgsstory liest, lässt leicht vergessen, dass Jahrzehnte lang über eine Tram gestritten wurde.
Fünf Jahre fährt sie nun schon, die Tram, seit dem 11. September bis nach Bonneweg. Eigentlich müsste man sagen „fährt sie wieder“, denn Straßenbahnen verkehrten in Luxemburg-Stadt schon seit dem 19. Jahrhundert bis 1964, dem Jahr, in dem die letzte Linie stillgelegt wurde. Die Zukunft sollte dem Auto gehören, Tram war „out“.
Anfang der 1990er erlebte die Idee einer Stadtbahn eine Renaissance. Die Machbarkeitsstudie des österreichischen Verkehrsxperten Professor Hermann Knoflacher aus dem Jahr 1991 kam zum Schluss: „Luxemburg ist stadtbahnwürdig“. Damit war zwar ein theoretischer Grundstein gelegt, doch bis zur Verlegung der ersten Schienen sollte es noch 25 Jahre dauern.
1995 wurde das inzwischen fast vergessene Projekt BTB („Bus-Tram-Bunn“) vorgestellt; das allerdings auch nicht überall auf Gegenliebe stieß. Bürgermeisterin Lydie Polfer ließ z.B. 1999 anlässlich der Diskussionen um BTB drei Gelenkbusse aneinanderketten, um zu beweisen, dass eine Trambahn für innerstädtische Verhältnisse ungeeignet sei und sogar zwei Kreuzungen gleichzeitig blockieren könnte. 2005 wurde das BTB-Projekt endgültig aufgegeben.
2006 setzte sich die Idee einer traditionellen Straßenbahnlinie durch, doch die Finanzkrise stoppte das Vorhaben zunächst. Noch 2009 waren Planer davon ausgegangen, dass bereits Anfang 2011 der Bau beginnen und die Straßenbahn 2014 fahren würde.
„Den Tram féiert riicht an de Chaos!“
In den Folgejahren war es vor allem die ADR, die vehement Kampagne gegen eine Tram machte und sogar ein Referendum dazu forderte. Im Oktober 2013 schrieb die Partei: „Den Tram féiert riicht an de Chaos“. Die Partei setzte sich damals für die Variante des „City Tunnels“ ein. Noch 2015 meinte das damalige ADR-Gemeinderatsmitglied Marceline Goergen in einem Brief an die Presse: „Den Tram ass technologesch iwwerholl.“
Im Jahre 2014 hatte jedoch bereits eine TNS-Ilres-Umfrage ergeben, 70 Prozent der Bewohner würden die Tram befürworten. Mit 56-Ja Stimmen wurde schließlich am 4. Juni 2014 das Tram-Gesetz in der Chamber angenommen. Vier Monate später, am 17. Oktober 2014, wurde die Betreibergesellschaft LuxTram S.A. gegründet, und bereits im September begannen auf dem Kirchberg die Arbeiten am „Neien Tramsschapp“. Die ersten Gleise wurden im Juli 2016 verlegt. Am 10. Dezember 2017 war es dann so weit: Nach 52 Jahren fuhr erstmals wieder eine Straßenbahn durch die Stadt, und bereits ein paar Monate später, am 27. Juli 2018, wurde das nächste Teilstück bis zur Place de l’Etoile in Betrieb genommen.
Die nächste Etappe, von der „Stäreplaz“ bis zum Hauptbahnhof, sollte sich problematischer gestalten, da die Trasse u.a. durch die Avenue de la Liberté, eine der Hauptgeschäftsstraßen der Hauptstadt, führt. Mit dem Beginn der Bauarbeiten begannen im wahrsten Sinne des Wortes „dreckige Zeiten“ für die dortige Geschäftswelt. Einige Betroffene nannten ihre Situation „dramatisch“. Nicht genug damit, dass die Kundschaft wegblieb, auch machte ihnen der tägliche Dreck von den Bauarbeiten zu schaffen.
Im Dezember 2020 hätten sie aufatmen können (wäre nicht Corona gewesen); der Abschnitt bis zum Hauptbahnhof war endlich fertig. Am 11. September des laufenden Jahres wurde das vorerst letzte Teilstück in Betrieb genommen: In rund 27 Minuten kann man nun von der „Luxexpo“ bis zum „Lycée Bouneweg“ fahren.
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