Max-Ophüls-Festival / Klimawandel und Genderfragen gewinnen – nicht nur an Bedeutung
Seit gestern Abend ist es Gewissheit. Da haben pandemiebedingt in einem Online-Streaming die blauen Herzen neue Besitzer gefunden. 18 Preise in einem Wert von 118.500 Euro sind es dieses Jahr. Wenig überraschend der Publikumspreis für den klimapolitischen Science-Fiction-Streifen „Everything will change“ und der Preis für „Anima – die Kleider meines Vaters“ als bester Dokumentarfilm.
Hinter der Mammutaufgabe des Klimaschutzes geht im aktuellen unaufhörlichen Coronagerausche das Thema Biodiversität unter, obwohl es ein wesentlicher Teil davon ist. So zumindest empfindet es Regisseur Marten Persiel, der einen Film darüber gemacht hat. Wer sich mit dem Thema beschäftigt, ist an Dokumentarfilme auf Basis wissenschaftlicher Statements und umfassender Studien gewöhnt.
Persiel hingegen hat das Thema in einen Spielfilm verpackt. Die dokumentarischen Elemente, ohne die auch er nicht auskommen wollte, liefert eine internationale Wissenschafts-Community, die von Orten rund um den Globus ihre Erkenntnisse liefert. Es ist das große Verdienst von „Everything will change“, das Thema in starken Bildern an Menschen, in diesem Fall drei Jugendliche, zu binden und es in einen fiktiven Alltag zu transportieren.
Der Film kommt im Mai 2022 in die deutschen Kinos. Der mit 5.000 Euro dotierte Publikumspreis gilt als einer der wichtigsten Preise. Max Ophüls ist ein Publikumsfestival, das eine ganze Landeshauptstadt jedes Jahr aufs Neue im Januar in die Kinos lockt. Was die Zuschauer lieben, hat gute Chancen auf einen Verleih und damit auf die große Leinwand – außer der in Saarbrücken.
Befreiung und Emanzipation
Der Dokumentarfilm „Anima – die Kleider meines Vaters“ beleuchtet die Genderfrage in einem neuen Licht. Wie geht es einer Familie, wenn sich der Vater als Transvestit outet und die bürgerliche Fassade zusammenbricht? Regisseurin Uli Decker hat es mit fantasievollen Stilmitteln fertiggebracht, nicht nur das Porträt ihrer Familie zu zeichnen, sondern posthum Vater und Tochter einander näherzubringen.
Beide drohen an gesellschaftlich festgelegten Rollenbildern und Normen zu zerbrechen. Trotzdem ist es keine schwere Kost. Im Gegenteil: Der Film erzählt „mit Leichtigkeit und voller Liebe von Befreiung und Emanzipation”, wie es im Jury-Statement heißt. Für die Erzählung mit realem Hintergrund braucht es Mut – nicht nur bei der Regisseurin selbst, sondern auch bei den Protagonisten, die im Film zu Wort kommen.
Dem zollt die Jury ausdrücklich „Respekt“, genauso wie das Publikum. „Anima – die Kleider meines Vaters“ nimmt neben dem Preis für den besten Dokumentarfilm auch den Publikumspreis im Dokumentarfilmwettbewerb mit. Interessant ist, dass der in diesem Jahr zum ersten Mal in zwei Kategorien vergebene Filmkritikerpreis auf völlig andere Produktionen gefallen ist.
- Bester Spielfilm: „Moneyboys“, A/FRA/BEL/TWN 2021, Regie: C.B. Yi
- Beste Regie: „Soul of a Beast“, CH 2021, Regie: Lorenz Merz
- Bestes Drehbuch (Fritz-Raff-Drehbuchpreis): „Moneyboys“, A/FRA/BEL/TWN 2021, Regie: C.B. Yi
- Preis für den gesellschaftlich relevanten Film: „Ladybitch“ von Paula Knüpling und Marina Prados (D 2022)
- Preis der Jugendjury: „Risse im Fundament“, D 2022, Regie: Genia Leis, Gerald Sommerauer
- Preis der Ökumenischen Jury: „Moneyboys“, A/FRA/BEL/TWN 2021, Regie: C.B. Yi
- Publikumspreis Spielfilm: „Everything Will Change“, D/NL 2021, Regie: Marten Persiel
- Preis der Filmkritik – Bester Spielfilm: „Soul of a Beast“, CH 2021, Regie: Lorenz Merz
- Bester Schauspielnachwuchs – männlich: Pablo Caprez für „Soul of a Beast“, CH 2021, Regie: Lorenz Merz
- Bester Schauspielnachwuchs – weiblich: Julia Windischbauer für „Para:dies“, A 2022, Regie: Elena Wolff
- Bester Dokumentarfilm: „Anima – Die Kleider meines Vaters“, D 2022, Regie: Uli Decker
- Publikumspreis Dokumentarfilm: „Anima – Die Kleider meines Vaters“ D 2022, Regie: Uli Decker
- Beste Musik in einem Dokumentarfilm: Julia Kent und Jola Wieczorek für „Stories from the Sea“, A 2021, Regie: Jola Wieczorek
- Preis der Filmkritik – bester Dokumentarfilm: „Mayor, Shepherd, Widow, Dragon“, D/BGR 2021, Regie: Eliza Petkova
- Bester mittellanger Film: „Unter der Welle“, D 2022, Regie: Veronika Hafner
- Publikumspreis mittellanger Film: „Unter der Welle“, D 2022, Regie: Veronika Hafner
- Bester Kurzfilm: „Lullaby“, A 2022, Regie: Magdalena Chmielewska
- Publikumspreis Kurzfilm: „Zeitpunkt X“, D 2022, Regie: Simon Schneider
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