Schachclub „Le Cavalier Differdange“ / König und Springer bekämpfen sich digital
Schach ist wieder voll im Trend. „Schuld“ sind unter anderem der Lockdown und ein Roman von Walter Tevis, der zu einer Netflix-Serie verfilmt wurde. Auch einer der größten Schachclubs des Landes, „Le Cavalier Differdange“, kann sich trotz Corona über neue Spieler freuen.
Seit Wochen ist „The Queen’s Gambit“ eine der meistgesehenen Netflix-Serien weltweit. In 63 Ländern schaffte sie es sogar auf Platz eins. Besonders die Schachpartien begeistern viele Zuschauer, da sie nachgespielt werden können. Die Züge der Serienheldin Beth Harmon stammen nämlich aus Großmeister-Partien, die der frühere Weltmeister Garri Kasparow ausgewählt hat. „Wie spiele ich Schach?“ wurde während des Lockdowns so oft bei Google eingegeben wie in den letzten zehn Jahren nicht mehr.
Viele Vereine können sich zudem über neue Gesichter freuen. So auch der Differdinger Schachclub. „Le Cavalier“ zählt mit rund 160 aktiven Mitgliedern zu den größten des Landes. Insgesamt acht Mannschaften – in allen luxemburgischen Ligen – kämpfen um die Bestplatzierungen. Schätzungsweise 60 Mitglieder des Differdinger Schachclubs nehmen regelmäßig an Turnieren im In- und Ausland teil. Besonders die Nachwuchsspieler konnten sich bei den nationalen Meisterschaften im vergangenen Januar über die begehrten Podiumsplätze freuen. In den Alterskategorien U12, U16 und U18 konnten sich gleich drei Nachwuchsspieler aus Differdingen den Landesmeistertitel sichern. Wann die diesjährigen Meisterschaften stattfinden werden, steht wegen der Corona-Pandemie noch in den Sternen. Auch die aktuelle Saison hat noch nicht begonnen.
Gespielt wird trotzdem, und zwar online. Trainingseinheiten, aber auch Turniere werden zurzeit digital ausgetragen. Seit März vergangenen Jahres haben die Verantwortlichen des Differdinger Schachclubs fast 70 solcher Partien organisiert sowie zwei große Turniere wie die Jugendeuropameisterschaft im September und die „Challenge de la Ville de Differdange“. „Nach der Sommerpause konnten wir viele neue Interessierte begrüßen. Als dann die Sportstätten geschlossen wurden, haben wir sofort auf digitale Plattformen umgestellt. Es ist allerdings schwer zu sagen, wer weiterspielt und wer sofort wieder aufhört“, sagt Jean-Paul Goerens, der Sekretär des „Cavalier“. Doch die Schachpartien online haben auch Nachteile und können soziale Kontakte nicht ersetzen. „Die Online-Plattformen für Schach sind alle auf Englisch. Das ist natürlich nicht optimal für die Kinder und Jugendlichen, deshalb werden wir auch weiterhin Trainingseinheiten mit gut ausgebildeten Coaches anbieten“, stellt Goerens klar. Einige alte Hasen des Schachs wollen sich zudem nicht mehr auf Online-Spiele einlassen, da es im Internet mehr Möglichkeiten gibt, um zu betrügen.
Der Differdinger Verein hat finanzielle Unterstützung beim zuständigen Ministerium beantragt, denn die Einnahmen sind in den vergangenen Monaten fast vollständig eingebrochen. Auf der anderen Seite muss der Schachclub seine Trainer bezahlen und auch andere Investitionen mussten wegen der Corona-Krise getätigt werden. „Wir haben mehrere große Übungsbretter gekauft, um die verschiedenen Spielzüge zu erklären. So kann das Social Distancing auch im Training eingehalten werden“, erklärt „Le Cavalier“-Präsident Jerry Hartung. Er selbst ist im Alter von zehn Jahren dem Differdinger Schachclub beigetreten. Sein Trainer zu dieser Zeit war Jean-Paul Goerens. Beiden fehlt momentan vor allem die soziale Komponente des Sports.
Vor der Corona-Pandemie hat der Schachclub freitagabends und sonntagmorgens in der „Ecole internationale de Differdange“ trainiert. Zusätzliche Informationen finden Sie auf der Homepage www.lecavalier.lu.
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