Nachruf / Kollegin Courage: Mit Coryse Koch verlieren das Tageblatt und Editpress einen ganz besonderen Menschen
Mit dem Tod von Coryse Koch verliert das Tageblatt nicht nur eine hervorragende Grafikerin und eine überaus treue Mitarbeiterin, sondern auch einen nachhaltig wundervollen Menschen.
Eine Sache ist gewiss: Wo Coryse jetzt auch immer sein mag, sie wird dort allen, die es verdient haben, die Meinung geigen. Doch auch eine weitere, eine schmerzende Sache ist leider gewiss. Coryse fehlt uns jetzt schon schrecklich, und die Leere, die sie hinterlässt, spüren wir alle. Selbstverständlich am meisten ihre Liebsten, ihre Familie und ihre Freundinnen und Freunde. Aber auch wir hier, in der Redaktion, beim Tageblatt, bei ganz Editpress.
25 Jahre hat Coryse Koch für das Tageblatt und für Editpress gearbeitet. Nach langer Erkrankung ist sie nun ihrem Leiden, diesem schrecklichen Fluch, erlegen. Anfang Oktober hätte die gelernte Grafikerin noch für ihr 25-jähriges Dienstjubiläum geehrt werden sollen. Wurde sie auch, aber Coryse lag bereits im Krankenhaus und konnte da schon nicht mehr dabei sein. Bei der Personalfeier nahm es uns allen den Atem. Es war ein leiser, erster Abschied, mit Gedanken an die 47-Jährige, bei einer Feier, die wir so gerne gemeinsam mit ihr auf unserer kleinen Bühne für das Vierteljahrhundert in unserem Medienirrenhaus gefeiert hätten – das sie, ganz sicher mehr als ihr jemals bewusst war, zutiefst mitgeprägt hat.
Auf Augenhöhe, mit scharfem Blick
Unabhängig davon, wo man stand: Coryse begegnete den Menschen auf Augenhöhe. Nicht von oben herab oder umgekehrt, sondern so, wie sie sind. Und darüber, wie sie selbst war, gibt es viel zu sagen: direkt und ehrlich, das Kind beim Namen nennen. Aber auch einfühlsam und verantwortungsbewusst. Coryses Art, ihr Wesen, mit all seiner Spontaneität, der Schlagfertigkeit, dem flinken Denken, ihrem Gerechtigkeitssinn und dem trockenen, aber immer herzlichen Humor hat auf uns alle abgefärbt. Das bleibt und dafür werden wir immer dankbar sein.
Doch Coryse war mehr als das, viel mehr. Coryse war immer hundert Prozent. Hundert Prozent engagiert bei der Arbeit und hundert Prozent stolz auf ihren Einsatz für die OGBL-Delegation und damit für das Wohl aller Angestellten bei Editpress. Als Anzeigengrafikerin war ihr nie auch nur das kleinste Detail zu nichtig, als dass sie es nicht perfekt ausgeführt hätte. Coryse verstand die Zusammenhänge. Sie wollte die Kunden zufriedenstellen und wusste, dass man dafür akribisch und exakt arbeiten muss. Wer das irrtümlicherweise anders sah, den überzeugte Coryse auf ihre Art, vun der Long op d’Zong.
Wo Coryse auftrat, schwang immer mehr als nur ein Hauch Rock ’n’ Roll mit. Mit Autoritäten hatte sie es nie so am Hut, und das war gut und passend. Wenn Coryse sprach, hörten alle zu. Aus gutem Grund, nachher war man schlauer. Coryses Worte hatten Gewicht. Nicht weil sie Worten Taten folgen ließ, sondern weil bei ihr immer Taten vor den Worten standen. So hat Coryse ihre Kreativität und ihre Näh-Fähigkeiten gerne weitervermittelt und die Menschen dazu angeregt, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie liebte Handarbeit, unterstützte Kleinunternehmen, Freundinnen und alle, die, genau wie sie, versuchten, etwas Licht und Farbe in die Welt zu bringen. Coryse, die begeisterte Schwimmerin, hat auch anderen das Schwimmen beigebracht, jenes Schwimmen durch die unwägbaren Wellen und Strömungen des Lebens.
Ein Versteckspiel war nie ihr Ding
Daran änderte auch die Krankheit nichts, der Coryse jahrelang die Stirn in einer Weise bot, die einen manchmal sprachlos zurücklassen konnte – und die vielen zum Vorbild dienen kann. Ein Versteckspiel war nie ihr Ding. So legte sie sich, als sie ihre Haare verlor, keine Perücke zu und zeigte einen besonderen Mut zur Offenheit. War es etwas zu kalt, schmückte sie sich mit einem Kopftuch, stilbewusst blieb sie immer, wie es sich für eine Escher Lady gehört. Sie ließ sich fotografisch porträtieren und zeigte sich kahlköpfig der Öffentlichkeit in den sozialen Medien. Bilder voller Würde waren das. Zum einen. Zum anderen wollte Coryse all jenen Mut machen, die ihr Schicksal teilten. Die Bilder sagten trotz aller Ästhetik in großer Deutlichkeit vor allem eins: Ich lasse mich nicht unterkriegen, ich kämpfe weiter – und: Lasst auch ihr euch nicht unterkriegen, kämpft auch ihr weiter. Rock ’n’ Roll halt, im besten Sinne. Coryse, auch so wird sie uns in Erinnerung bleiben, verkörperte durch und durch Courage.
Es gibt kaum Ungerechteres als so eine schreckliche Krankheit, die sich in einer jungen Mutter einnistet und ihr alles nehmen will. Andere hätten vor Wut und Zorn und Traurigkeit am liebsten gebrüllt, doch Coryses Gerechtigkeitssinn konnte auch das nichts anhaben. Stets setzte sich Coryse für die Schwächeren ein und erinnerte diese dabei daran, dass sie auch ihren Teil beizutragen haben, damit eine Redaktion, damit Teams, damit eine Gruppe von Menschen gemeinsam funktionieren können. Die Diagnose konnte ihrem prinzipientreuen Wesen nie etwas anhaben. Neben ihrer Familie liebte Coryse es, sich mit Freundinnen zu verabreden. Sie liebte es, mit netten Menschen Zeit zu verbringen, sah Positives im Kleinen, das doch auch das Große ist, in einem Alltag, der alles andere als einfach war. Ihre Traumstadt London wird nun ohne sie auskommen müssen. Wie wir, wie so viele es nun auch tun müssen.
Wir vermissen dich jetzt schon, Coryse. Deiner Familie und deinen Nächsten entbieten wir unser herzlichstes Beileid. Du wirst immer eine von uns und bei uns bleiben.
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