Parlament / Kommissionssitzung: Meteolux leugnet laut Ministerin Backes Drohung gegen Tageblatt
Ein Meteolux-Mitarbeiter droht am 20. Mai einem Tageblatt-Journalisten – inzwischen wurde das Thema in einer nicht-öffentlichen Chamber-Kommissionssitzung diskutiert. Laut einem Bericht, der Ministerin Yuriko Backes zu Wort kommen lässt, leugnet der Beamte die Drohung.
Die Causa Meteolux war am Donnerstag Thema einer dringenden Kommissionssitzung im Parlament. Der Hintergrund: Ein Meteolux-Mitarbeiter hatte am 20. Mai einem Tageblatt-Journalisten gedroht, Anwälte einzuschalten und das Tageblatt von allen Informationen des staatlichen Wetterdienstes abzuschneiden. 100,7 berichtet nun am Donnerstagmittag, dass Meteolux die Drohung laut Ministerin Yuriko Backes (DP) leugne. Es habe laut ihr ein Beamter mit dem Tageblatt gesprochen, es habe sich aber nicht um den Direktor des nationalen Wetterdiensts gehandelt. Das hat das Tageblatt so auch nicht behauptet, der Artikel sprach von einem Mitarbeiter von Meteolux. Laut Backes habe der Mitarbeiter keine Drohung geäußert. Besagter Beamter wolle jedoch Anzeige gegen den Luxemburger Wetterexperten Philippe Ernzer erstatten, weil dieser ihn auf Facebook diffamiert habe.
Um das zu verstehen, braucht es einen kurzen Rückblick: Dem Telefonat am 20. Mai vorausgegangen war ein Streit zwischen Ernzer und einem weiteren Facebook-Mitglied am vorangegangenen Wochenende. Ernzer, der den privaten Wetterdienst „Météo Boulaide“ betreibt, hatte Kritik an einer ausgebliebenen Wetterwarnung von Meteolux geübt. Das andere Facebook-Mitglied hatte Ernzer dann in Facebook-Kommentaren angegriffen. Ernzer vermutete, dass ein bestimmter Meteolux-Mitarbeiter hinter dem Facebook-Profil der Angriffe steckte.
Das Tageblatt wollte diesem Meteolux-Mitarbeiter am Montag Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben und rief die Person über die offizielle Meteolux-Telefonnummer an, die auf der Regierungsseite hinterlegt ist. Die betroffene Person wies jede Verwicklung in die Causa zurück und bestritt, Autor der Posts gegen Ernzer zu sein. Darauf folgte so umgehend wie überraschend die Drohung gegenüber dem Tageblatt, Anwälte einzuschalten. Und damit nicht genug: Mit „einem Klick“ könne das Tageblatt von allen Informationen des staatlichen Wetterdienstes abgeschnitten werden, sollte die Berichterstattung in diesem Fall nicht genehm sein.
Das betroffene Facebook-Profil ist nicht mehr erreichbar. Die Grünen haben am 21. Mai eine dringende gemeinsame Kommissionssitzung der Innen-, Umwelt- und Transportausschüsse beantragt, die am Donnerstag, 6. Juni, stattfand. Die Piraten hatten zudem eine parlamentarische Anfrage gestellt und wollen von Yuriko Backes wissen, wie sie zu den Vorfällen steht. Backes ist als Ministerin für Mobilität und öffentliche Arbeiten auch für die Flugsicherungsverwaltung („Administration de la navigation aérienne“) verantwortlich, zu der Meteolux gehört.
Die Luftfahrtbehörde ANA hatte sich zudem zwischenzeitlich in einer E-Mail zur Drohung von Meteolux gegen das Tageblatt geäußert. Die Behörde erklärt darin, dass sie ihren Verpflichtungen als öffentliche Verwaltung uneingeschränkt nachkomme, und dass dazu auch die behördliche Informationspflicht gehöre.
Die E-Mail der Luftfahrtverwaltung an das Tageblatt im Wortlaut
Sehr geehrte Tageblattredaktion,
Die „Administration de la navigation aérienne“ bittet Sie, die nachfolgende Richtigstellung zu veröffentlichen.
Richtigstellung bezüglich des Onlineartikels „Zoff im Netz / Seltsamer Online-Angriff auf Météo Boulaide – Meteolux droht dem Tageblatt“
In Bezug auf den Artikel „Zoff im Netz / Seltsamer Online-Angriff auf Météo Boulaide“ vom 20. Mai 2024, und die darin behauptete Drohung des staatlichen Wetterdienstes MeteoLux gegenüber dem Tageblatt, wollen die „Administration de la navigation aérienne“ (ANA) und MeteoLux ausdrücklich klarstellen, dass sie sich ihrer Verpflichtungen als öffentliche Verwaltung bewusst sind und diesen uneingeschränkt nachkommen.
Dazu gehört auch die behördliche Informationspflicht, die sowohl die ANA als auch MeteoLux ernst nehmen, und die niemals infrage gestellt wurde. Presseanfragen zum Wetter werden nach wie vor direkt von MeteoLux beantwortet. Anfragen zu anderen Themen, die über die staatliche Pressestelle angefragt wurde, werden ebenfalls zeitnah beantwortet. Eine unbedingte Gleichbehandlung bleibt dabei oberste Priorität.
Als übergeordnete Behörde ist die ANA momentan dabei, den Vorfall im Detail zu untersuchen. Der im Artikel zitierte Mitarbeiter bestätigte der Direktion gegenüber, dass er zu Unrecht in diesen Vorfall verwickelt wurde und unterstrich, dass er nicht Autor der zitierten Posts ist. Dass es zu einer Drohung gegenüber der Zeitung kam, streitet der Mitarbeiter ab. Der Mitarbeiter erklärte im Gespräch, dass er der Zeitung lediglich mitteilte, dass er sich bei Falschaussagen betreffend seine Person das Recht auf juristische Schritte vorbehält.
Anmerkung der Tageblatt-Chefredaktion: Dass mit juristischen Schritten gedroht wird, kommt öfter vor. Auf solche Einschüchterungsversuche gehen wir nicht ein. Das Tageblatt steht zu seiner Berichterstattung und zu seinen Journalisten.
Unsere bisherigen Artikel zu dem Thema:
– Zoff im Netz: Seltsamer Online-Angriff auf Météo Boulaide – Meteolux droht dem Tageblatt
– Meteolux: Behörde untersucht Vorfall, Mitarbeiter bestreitet Drohung – Tageblatt steht zu Berichterstattung
– Nach Drohung gegenüber dem Tageblatt: „déi gréng“ beantragen dringliche Kommissionssitzung
– Luxemburger Parlament beschäftigt sich mit Meteolux-Drohung gegen das Tageblatt
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