Forschung / Komplementäre Dreifach-Helix: LIH und LIST wollen noch enger mit der Universität kooperieren
Dass der Standort Luxemburg exzellente Forschung beheimatet, ist international längst anerkannt. Der Ausformung als echter Big Player steht aber die Größe der Landes entgegen, die nun mal nicht so „big“ ist. Darum ist es umso wichtiger, dass im Großherzogtum nicht mehrere Akteure nebeneinanderher arbeiten, sondern dass man sich vernetzt und gegenseitig ergänzt. Von dieser Erkenntnis ist ein Abkommen getragen, das am Donnerstag in Esch unterzeichnet wurde.
Synergieeffekte sind ein naheliegendes Ziel bei jeglichen Kooperationen, auch und besonders im Wissenschafts- oder Bildungsbereich. Und im Großherzogtum offenbar besonders notwendig: Denn Luxemburg betreibe zwar erstklassige Forschung, habe aber trotzdem ein grundlegend einschränkendes Problem, erklärt Ulf Nehrbass, Geschäftsführer des Luxembourg Institute of Health (LIH), am Donnerstagmorgen in Esch/Alzette: „Während wir in der Forschung klar exzellent sind, müssen wir ebenso klar sehen, dass wir klein sind!“ Nehrbass gibt ein Beispiel: Im Bereich der Biomedizin kämen das LIH, das LCSB (Luxembourg Centre for Systems Biomedicine) und die Forschungsgruppen an der Universität auf rund 700 bis 800 Mitarbeiter. Alleine das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg habe aber 3.300 Mitarbeiter, darunter 1.300 Forscher, gibt Nehrbass zu bedenken. Um sich international zu behaupten, sei es für Luxemburg darum umso wichtiger, sich abzustimmen – und über Komplementarität Synergien zu erzeugen. „Es ist wichtig, dass wir nicht alle das Gleiche tun, sondern dass wir uns ergänzen!“
Weil man das nicht nur am LIH so sieht, gilt jetzt ein neues Rahmenwerk, um die wissenschaftliche Zusammenarbeit in Luxemburg zu intensivieren: Sowohl das LIH als auch das Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) haben darüber am Donnerstag parallel jeweils eine Vereinbarung mit der Universität geschlossen.
In Esch/Alzette sind dazu Yves Elsen (Vorsitzender des Verwaltungsrates der Universität Luxemburg), Prof. Stéphane Pallage (Rektor der Universität), LIH-Geschäftsführer Nehrbass und Thomas Kallstenius (Direktor des LIST) zusammengekommen – begleitet von Claude Meisch, dem Minister für Hochschulbildung und Forschung. Die Unterzeichnung des Vertrages erklären die Beteiligten als eine vertiefende Bestätigung der guten Erfahrungen, die man in den vergangenen Jahren gemacht habe.
Das Abkommen umfasse die Zusammenarbeit in der Forschung durch die Teilnahme an gemeinsamen Forschungsprojekten und -programmen, die Entwicklung gemeinsamer Forschungsplattformen und die Schaffung interinstitutioneller Forschungsgruppen, heißt es in einer Erklärung der Universität.
Ziel sei auch, die Zusammenarbeit durch ein Zugehörigkeitsgefühl der Angestellten zu stärken, beispielsweise über ehrenamtliche, verbundene oder gemeinsame Professuren. Dies werde dazu beitragen, die Zusammenarbeit in Lehre und Doktorandenausbildung zu verbessern, indem der Beitrag von LIH- und LIST-Forschern zum Lehrprogramm der Universität auf Bachelor- und Master-Ebene und der Zugang zur Doktorandenausbildung der Universität erleichtert wird.
„Die Universität Luxemburg, LIH und LIST haben eine starke Erfolgsbilanz für gemeinsame und kooperative Forschungsaktivitäten aufgestellt und sind Grundpfeiler der Forschung Luxemburg“, zitiert die Universität in der Mitteilung ihren Rektor Prof. Stéphane Pallage. „Wir sind begeistert, die Rahmenbedingungen für eine künftige wirksame Forschungs- und Bildungszusammenarbeit zwischen unseren Institutionen zum Nutzen der Gesellschaft zu verbessern.“
Die dreifache Helix
„In Luxemburg implementieren wir das ‚Triple Helix Model‘ viel schneller und besser, als das jedes andere Land schafft“, erklärt Dr. Thomas Kallstenius, Geschäftsführer des LIST, bei der virtuellen Pressekonferenz anlässlich der Unterzeichnung des Vertrags. Die „Dreifach-Helix“ bezeichnet allgemein-symbolisch die sich überlappende Kooperation zwischen einer Regierung, der Wissenschaft und dem privaten Bereich. „Dazu ist Koordination und komplementäres Verhalten nötig“, betont auch Kallstenius die Schlüsselelemente der fruchtbaren Zusammenarbeit. Die erreiche man bereits erfolgreich über gemeinsame Professoren und Forschungsstudenten, wie sie im Rahmenwerk der neuen Vereinbarung neu verbrieft werden. „Kollaboration funktioniert am besten zwischen Menschen und mit solchen geteilten Positionen kann man das sehr effizient implementieren!“ Ein weiteres aktuelles Beispiel für eine neuartige Zusammenarbeit: Eine erste interinstitutionelle Forschungsgruppe hat am Freitag ihren „Kick-off“ – und beschäftigt sich dann mit intelligenten Werkstoffen (auch: smart materials), also beispielsweise Materialien, die sich nach einer Verformung offenbar regelrecht daran erinnern, wie sie früher ausgesehen haben, und wieder diese ehemalige Form einnehmen können.
Als Minister für Hochschulbildung und Forschung fiel es Claude Meisch leicht, dem Kooperationsabkommen seinen Segen zu geben: „Diese Kooperationsvereinbarungen werden das gesamte wissenschaftliche Ökosystem in Luxemburg stärken“, zitiert die Universität in ihrer Mitteilung den Minister, der sicher ist: „Durch ein koordiniertes und komplementäres Handeln werden die Forschungseinrichtungen ihren Beitrag zu den großen Herausforderungen unserer Zeit nutzen!“
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