/ Kongresstourist, komm nach Luxemburg: Das „Luxembourg Convention Bureau“ soll Sektor vorwärtsbringen
Das Ziel ist ehrgeizig. Luxemburg will beim Kongresstourismus unter die 50-Top-Destinationen auf der Welt. Dafür muss ein Büro her, welches das alles anleiert: Hotelzimmer buchen, Säle und Caterer finden, Technik bereitstellen und, und, und … Wien hat bereits ein „Convention Bureau“ seit 1969, Paris seit 2004, beide Städte liegen im Ranking der „International Congress and Convention Association“ (ICCA) an erster und zweiter Stelle. Das ist die Liga, in der Luxemburg mit seinem Büro, das am Dienstag vorgestellt wurde, mitspielen will.
Der Wunsch sitzt tief. Es ist der Wunsch, stolz auf sein Land zu sein. Wenn die Antwort auf die Frage, wo man herkommt, heißt: „Luxemburg, das kenne ich, ist schön da“, macht das zufrieden. Fragt sich nur noch, von woher kennt derjenige das Land? Zu Antworten wie „Ferien oder hatte geschäftlich da zu tun“ soll sich die Antwort „Ich war auf einem Kongress in Luxemburg“ gesellen.
Das sieht zumindest das Wirtschaftsministerium so, das im Kongresstourismus „Potenzial“ wittert. Nicht erst seit gestern, die Pläne dafür liegen schon länger auf dem Tisch und gehören zum „Nation Branding“. Schon im Januar 2018 hatte die damals für den Tourismus verantwortliche Staatssekretärin Francine Closener Investitionen zwischen 2018 und 2022 von 60 Millionen Euro angekündigt, um die entsprechende Infrastruktur auszubauen. Den Kongresstourismus zu stärken, war damals wie heute erklärtes Ziel.Die Hauptstadt, die das Büro neben dem Ministerium zu 50 Prozent mitfinanziert, hat eigene Interessen.
Hauptstadt-Bürgermeisterin Lydie Polfer hat es offensichtlich satt, Luxemburg immer wieder – wie jüngst beim Ranking des „Tax Justice Network“, einer Nichtregierungsorganisation in London, geschehen – als Steuerparadies gebrandmarkt zu sehen. Sie will einen anderen Blick aufs Land und angenehm überraschte Gäste, die sehen, was „Luxemburg alles zu bieten hat“.
Luxemburg und die Imagepflege
Auf den Kongresstouristen liegen Erwartungen. Wenn sie zurück zu Hause das Erlebte weitergeben, ist das Marketing für Luxemburg. Außerdem soll der Kongresstourismus dabei helfen, die Hotels noch besser auszulasten und der bisherigen Entwicklung entgegenzusteuern. „Auf dem Land sind die Hotels vor allem am Wochenende gut ausgelastet, in der Stadt trifft das eher auf die Wochentage zu“, sagt DP-Tourismusminister Lex Delles, der darin Potenzial zur „Umverteilung“ sieht.
Ob die beispielsweise irgendwann Richtung Weiswampach geht, gehen kann, steht in den Sternen. Das Referendum der Weiswampacher über die Zukunft des Projektes, zu dem sich bis zuletzt Widerstand gegen die Pläne regte, steht vor der Tür. Delles war am Dienstag klug genug, sich hinter den Willen der Bevölkerung auf Mitsprache zu stellen. „Das muss man abwarten“, sagte er. So weit zur Unterbringung der neuen Gäste, denn auch bei den Veranstaltungsräumen gibt es noch Unsicherheiten.
Ob die Messe da bleibt, wo sie ist, und so, wie sie ist, ist nach wie vor offen. „Solange keine Alternative mit guter Anbindung an den Öffentlichen Transport gefunden ist, bleibt sie da, wo sie ist“, sagte Polfer zu dem Thema. 2028 läuft der Mietvertrag der Messegesellschaft für das dem Staat gehörenden Gelände aus.
Kongresstourismus bringt gute Einnahmen
Dann wäre da noch der finanzielle Aspekt. Es geht um Geld. 300 Euro pro Tag lässt der Kongresstourist im Land, sagt Lex Delles, der das Büro samt „Gérant“ am Dienstag vorgestellt hat. Das sei drei Mal mehr als ein Freizeit- oder ein Businesstourist, so der Minister.
Der aktuelle Anteil des Tourismus von 6,5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt soll mehr werden. Das ist sogar im Regierungsprogramm festgeschrieben, das die Entwicklung des Tourismus als „Herzstück“ der nationalen Entwicklungsstrategie begreift, wie Delles hervorhebt.
13 Prozent Anteil an den insgesamt drei Millionen Übernachtungen im Land macht der MICE-Sektor („Meetings, incentives, conferences and exhibitions“) schon jetzt aus. Das gibt „Luxembourg for Tourism“ an.
Umsetzen soll das alles der „Neue“. François Lafont (55) ist ein Mann der Praxis. Er ist in Saint-Étienne geboren. Die französische Stadt im Departement Loire, in der lange Kohle abgebaut und Stahl erzeugt wurde, ist keine der französischen Top-Destinationen im Tourismus.
Lafont hat dort und in Toulouse (2009) die „Convention Bureaus“ aufgebaut und vorher Hotels geleitet. „Der Kongresstourismus ist eine Waffe im Kampf um die Top-Plätze bei den Destinationen“, sagt er. Dass er viel vor sich hat, gibt er ganz offen zu. Eine Richtung aber ist schon klar. „Die Universität einbinden“, sagt er. Kongresse in diesem Umfeld möge er ganz besonders, denn sie bringt die akademische Welt, Studenten und die Wirtschaft zusammen. Das sind gute Aussichten für den Süden.
Tourismus in Luxemburg
Laut „Luxembourg for Tourism“ (LFT) gab es im Jahr 2018 rund drei Millionen Übernachtungen in Luxemburg. 56 Prozent der Übernachtungen resultieren aus dem Geschäftstourismus, 13 Prozent aus dem MICE-
Tourismus. Insgesamt gibt es laut LFT 228 Hotelbetriebe, die knapp 7.500 Zimmer vorhalten. Das ist der Stand Januar 2019.
Convention Bureau
Das Büro hat zur Aufgabe, den MICE-Tourismus bis 2023 um 20 Prozent zu steigern. Finanziell ist das Büro mit derzeit 1,7 Millionen Euro, die sich hälftig Wirtschaftsministerium und die Hauptstadt teilen, ausgestattet. Nächstes Jahr soll das Budget auf 2 Millionen steigen. Fünf Mitarbeiter sind dort beschäftigt, ab 2020 sollen es sieben sein.
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Nach dem Tanktourismus nun der Kongresstourismus. Nicht schlecht!