Supply Chains / Kontrollturm soll Luxemburgs Lieferketten beschützen
Unser Konsumverhalten hat einen Schock erlitten: Mit Beginn der Corona-Krise gab es mitten in Europa plötzlich einige Waren nicht mehr zu kaufen. Ein Grund dafür waren Lieferketten, die wegen der Einschränkungen auf der ganzen Welt abrissen. Luxemburger Forscher haben sich das Problem angeschaut – und geben Empfehlungen, wie eine Krise in Zukunft besser bewältigt werden kann.
„Können Sie sich das vorstellen: Sie gehen einkaufen und die Regale sind voller Produkte aus der ganzen Welt.“ – Mit diesen Worten umfasst Benny Mantin die Bedeutung der Logistik in der Volkswirtschaft. „Sie müssen es sich nicht vorstellen – denn es war vor nur drei Monaten Realität.“
Mantin ist Wirtschaftsprofessor an der Uni Luxemburg und Teil von Research Luxembourg, des Forschungsnetzwerks, das den Auswirkungen und Folgen der Covid-19-Pandemie für Luxemburg nachgeht. Er hat mit seinem Team die Folgen der Krise für Luxemburgs Logistiksektor unter die Lupe genommen. Auf der Pressekonferenz von „Research Luxembourg“ stellte er am Donnerstag erste Ergebnisse vor. „Früher hat jeder funktionierende Lieferketten für eine Selbstverständlichkeit gehalten“, sagt Mantin. „Dann kam das Virus.“ Die Covid-19-Epidemie habe die Fundamente der modernen Lieferkette erschüttert und uns einer neuen Realität ausgesetzt. „Wir haben auf einmal gesehen, dass sich Lkws vor den Grenzen gestaut haben und dass es leere Regale in den Geschäften gab.“
Die Krise habe das Herz der globalisierten Wirtschaft getroffen: die weltweiten, hochspezialisierten und miteinander verknüpften Lieferketten, die eine schlanke Produktion ermöglichen, die „just in time“ Waren ausspuckt. „Zu wissen, wo Dinge herkommen, ist heutzutage nicht mehr einfach“, sagt Mantin. Das filigrane Spiel der „Supply Chains“ sei von Grenzkontrollen, Lockdowns, Exportbeschränkungen und Distanzmaßnahmen aus der Balance gebracht worden. Hinzu kam: Auf den Märkten gab es sowohl ein sinkendes Angebot als auch eine sinkende Nachfrage. „Covid-19 hat zu noch nie dagewesenen globalen Störungen geführt.“
Die Firma Wallenborn hatte Glück. Mehr als 1.000 Fahrer arbeiten für das Transportunternehmen mit Sitz in Münsbach. „Weder unsere Fahrer noch einer unserer Mitarbeiter sind oder waren von der Krankheit betroffen“, sagt Pitt Ney von Wallenborn gegenüber dem Tageblatt. Für das Unternehmen sei das Frachtaufkommen mit der Krise gestiegen. „Wir haben allerhand Arbeit“, sagt Ney.
Andere Logistikfirmen in Luxemburg wurden aber schwerer von der Krise getroffen. 63 Firmen, die in dem Sektor im Großherzogtum aktiv sind, haben an einer Umfrage von Mantin und seinem Team Mitte April teilgenommen. Der weit größte Teil von ihnen gab an, dass die Zahl der Warenlieferungen zurückgegangen ist – und die Betriebskosten gestiegen sind. Für die Firma Wallenborn stellte beispielsweise der Schutz der Mitarbeiter eine zusätzliche Herausforderung dar. Sie wurden mit Masken, Handschuhen und anderen Hygienemitteln versorgt, sagt Ney. Im operationellen Bereich wollte das Unternehmen einen sicheren Ablauf der Geschäfte bieten. Das betraf Fahrer in Grenzstaus oder kaufmännische Mitarbeiter, die im Schichtsystem arbeiteten.
Mehr Arzneimittel, weniger Autos
Dabei haben sich Angebot und Nachfrage laut Mantin je nach Sektor äußerst unterschiedlich entwickelt. Laut dem Forscher ließ die Nachfrage in der Automobilindustrie, in der Stahlbranche, im Modebusiness oder im Einzelhandel spürbar nach. Dafür wuchs sie beim E-Commerce, in der Gesundheitsbranche oder bei Arzneimitteln.
Große und kleine Logistikunternehmen kommen äußerst verschieden durch die Krise, sagt Mantin. „Große Firmen werden von Wiederaufnahmeprogrammen bevorzugt und sie haben einen Plan, wie es weitergeht.“ Kleine Unternehmen hätten dagegen nicht das Werkzeug, um vorauszuplanen. Größtes Problem für beide Akteure: die Unsicherheit auf den Märkten.
Mantin und sein Team wollen den Unternehmen in der Branche helfen. Das beginne damit, sich der Risiken bewusst zu werden. „Man muss in die Lieferketten eintauchen“, sagt er. „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert? Wie ernst sind die Konsequenzen?“ Der Brexit stelle bestimmte Unternehmen beispielsweise vor große Herausforderungen, andere weniger. „Beide wissen aber, dass er passieren wird“, sagt Mantin. Aber es gebe eben auch die „Black-Swan-Events“. Dass sie geschehen, sei äußerst unwahrscheinlich – „aber wenn sie passieren, können sie Betriebe zerstören.“ Erdbeben, Überflutungen und andere Naturkatastrophen seien solche Events. Und eben die Corona-Pandemie. „Man muss seine Comfort Zone verlassen und solche Ereignisse in Betracht ziehen“, sagt Mantin.
Die Betriebe müssen laut Mantin ihre Lieferketten unter die Lupe nehmen und zurückverfolgen. Und dann die Kettenglieder ausfindig machen, die risikobehaftet sind. „Das ist keine einfache Aufgabe“, weiß er.
Warnsystem für die Wirtschaft
Der Forscher sagt, dass die Wirtschaft ein Warnsystem brauche, das die Lage überwacht, so schnell wie möglich eine Gefahr entdeckt – und nach einer Antwort sucht. Er schlägt einen „Kontrollturm“ für Luxemburg vor, der vom Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST), der Universität und dem Informations-Sicherzeits-Zentrum Incert bemannt wird. Der Kontrollturm soll die Lieferketten und Logistik überwachen. In einem halben Jahr soll das System erste Resultate liefern.
Aus Mantins Umfrage geht auch hervor: Die Unternehmen wünschten sich eine einheitliche Vorgehensweise in der EU. Das beginne mit einheitlichen Formularen und ende mit Erleichterungen bei Transporten innerhalb der Union. Für Luxemburg gebe es nicht nur Nachteile – das Land könnte sich zum europäischen Logistik-Hotspot für die Medikamente oder Impfstoffe mausern. Auch das Transportunternehmen Wallenborn sieht in der Krise eine Chance: „Wir denken, dass die Wirtschaft sich dynamisch weiterentwickelt – und einige Beziehungen in der Krise gestärkt wurden“, sagt Pitt Ney.
Auch Mantin sieht Licht am Ende des Tunnels. Jetzt, nachdem viele Länder die Lockdown-Beschränkungen zurückgefahren haben, seien wieder Aktivitäten zu sehen. „Die Grenzüberschreitungen wurden vereinfacht, Lkws sind wieder unterwegs“, sagt er. Und: „Was das Toilettenpapier angeht, müssen wir uns keine Sorgen mehr machen.“
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Mit Beginn der Corona-Krise gab es mitten in Europa plötzlich einige Waren nicht mehr zu kaufen.
Hey Benny, WELCHE WAREN denn???
„Wir haben auf einmal gesehen, dass sich Lkws vor den Grenzen gestaut haben und dass es leere Regale in den Geschäften gab.“
Wou hues du dann akaaf?
Diese Vielleicht??
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Tja es gibt eben dumme Menschen die sich Anfang Februar als die Nummer losging, und viele Experten, Politiker, Forscher, Militaristen schliefen, sich schon damit eindeckten.
Mehr Arzneimittel, weniger Autos. Wouw ULTRAKOMPETENT!
Wen keeft een Auto wan alles zou ass??
Dass de Wallenborn gudd duerch Krisis komm ass, sollten Wueren mat den Ieselen transporteiert ginn?
Und: „Was das Toilettenpapier angeht, müssen wir uns keine Sorgen mehr machen.“
Nun was das Toiletenpapier und das Hirn mancher Forscher
angeht….., da sollte auch mal eine Studie gemacht werden.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen einkaufen und die Regale sind voll mit regionalen Produkten…
@Danielle … und zum Grossteil bei den Lebensmittel auch noch bio dazu, und ökologisch verpackt, und unsere Landwirte erhielten auch noch einen fairen Preis für ihre qualitativ hochwertigen Waren… „Wirtschaftswachstum“ und „Globalisierung“, dies sind zwei Worte über die mam mal etwas kritischer reden sollte.
Muss auf jeden Fall ein sehr hoher Turm werden, wenn sie bis nach China schauen wollen.
@Blau. Richtig hatte dieselbe Überlegung 🙂
Ich glaube der Turm war eher schlagwortartig gedacht.
Oder virtuell. Unter den frustrierten ITler gibt es viele solche Begriffe 🙂