/ Kopf des Tages: Andrea Nahles, die „aus der Vulkaneifel“
Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass Andrea Nahles zur ersten Parteichefin in der nunmehr 156-jährigen Geschichte der deutschen Sozialdemokraten gewählt wurde. Sie versprach eine Erneuerung der SPD, trotz des ungeliebten Ganges in eine erneute große Koalition. Nun wirft die leidenschaftliche Politikerin und Mutter einer kleinen Tochter hin.
Seit über 30 Jahren ist die überzeugte Katholikin in der SPD aktiv. Sie komme aus einer „eher konservativen Ecke“, sagte Nahles im vorigen Jahr über sich. Die einstige Juso-Rebellin meint ihr Dorf Weiler in der Eifel, in dem sie als junge Frau den SPD-Ortsverein ins Leben rief. „Das war dann die maximale Provokation und führte zu großem Gesprächsstoff hier im Dorf. Und insoweit gehörte erstmal das Überwinden von Widerständen zu meiner politischen Vita von Anfang an dazu.“
Über die SPD hinaus erwarb sie sich Anerkennung für ihr Verhandlungsgeschick, ihre Fähigkeit zur Kompromisssuche und ihre Sachkenntnis. In der SPD wird sie mit dem Mindestlohn und der Rente mit 63 verbunden. Die zum linken Flügel gerechnete, aber pragmatisch orientierte Rheinland-Pfälzerin hat seit jeher auch in den eigenen Reihen polarisiert. Doch von 2009 bis 2013 als Generalsekretärin und danach als Bundesarbeitsministerin verstand sie es, sich Respekt und Anerkennung selbst beim politischen Gegner zu erwerben.
Als erste Frau übernahm sie im September 2017 den Vorsitz der deutlich geschrumpften Bundestagsfraktion. Sie wähnte sich damals noch als Oppositionsführerin. Weithin wurde mit einem Regierungsbündnis aus Union, FDP und Grünen gerechnet. Es kam anders, weil die FDP die Jamaika-Sondierungen Wochen später beendete. „Teamplay in der Führung wird einen neuen Stellenwert bekommen“, kündigte Nahles damals an. Das war nicht nur ein Versprechen, sondern auch eine Ansage an die Platzhirsche ihrer Partei. Einige Monate später, nach Ende der Koalitionsverhandlungen mit der Union, schloss Nahles den amtierenden Außenminister und für seine Alleingänge berüchtigten einstigen SPD-Chef Sigmar Gabriel von der Regierungsbildung aus. Doch auch Nahles gab mit ihrem Führungsstil Anstoß zur Kritik.
In der Öffentlichkeit wird die Berufspolitikerin, die Politik und Germanistik studierte, bisweilen als verbissen wahrgenommen, bei anderen Gelegenheiten als überdreht, etwa wenn sie im Bundestag Pippi Langstrumpf sang oder beim Abschied aus dem Kabinett den Unions-Ministern gut gelaunt mit auf den Weg gab, sie bekämen von ihr als Oppositionsführerin „in die Fresse“. In ihrer näheren Umgebung gilt Nahles als Frohnatur mit Witz und Schlagfertigkeit. Um Kraftausdrücke ist die Tochter eines Maurers nicht verlegen. „Ich bin vielleicht ein bisschen eruptiv.
Ich komme aus der Vulkaneifel“, räumte Nahles einst in einem Interview der Süddeutschen Zeitung ein. In ihrer Abitur-Zeitung gab sie 1989 als Berufswunsch an: „Hausfrau oder Bundeskanzlerin“. Letzteres könnte sich nun erledigt haben. Die 48-Jährige will sich komplett aus der Politik zurückziehen und zeitnah auch ihr Bundestagsmandat aufgeben.
- Israelische Medien melden Fortschritte bei Waffenruhe-Gesprächen - 13. Januar 2025.
- Illegaler Tiertransport: Gerettetes Gorillababy sorgt in Istanbul für Aufsehen - 13. Januar 2025.
- Wind könnte Feuer neu anfachen – Zahl der Todesopfer steigt auf 24 - 13. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos