/ Kopf des Tages: Boris Johnson, der Favorit auf die May-Nachfolge
Er ist unverkennbar mit seinem strohblonden Haarschopf: Der Brexit-Hardliner Boris Johnson gilt derzeit als Favorit für die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Theresa May. Johnson hat einige politische Erfolge vorzuweisen, sich mit seiner polternden Art aber auch Feinde gemacht.
Überdies muss er wegen der Verunglimpfung der EU mit falschen Aussagen vor Gericht. Sein politisches Geschick bewies Johnson durch die zweimalige Wahl zum Bürgermeister von London – einer normalerweise eher links wählenden Stadt. Seine Entscheidung, die Brexit-Kampagne zu unterstützen, gilt als Wendepunkt in den Austrittsbestrebungen des Vereinigten Königreichs und führte zum Sieg der Brexit-Befürworter. Die Entscheidung brachte ihm aber auch Kritik wegen irreführender Behauptungen ein. Weil er die Briten vor dem Referendum zum EU-Austritt belogen haben soll, muss er jetzt vor Gericht Rede und Antwort stehen. Der Termin für eine Voranhörung steht allerdings noch nicht fest.
Johnson hatte vor dem Brexit-Referendum behauptet, Großbritannien zahle wöchentlich 350 Millionen Pfund (400 Millionen Euro) an die Europäische Union – eine Summe, die selbst Austrittsbefürworter nach dem erfolgreichen Referendum als grob übertrieben bezeichneten. Bereits nach seinem Triumph beim Brexit-Votum galt Johnson als Favorit für den Posten des Premierministers – doch dann kam ihm die zielstrebige Theresa May dazwischen.
Johnson wurde 1964 in New York als Alexander Boris de Pfeffel Johnson geboren. Er erhielt als Schüler ein Stipendium für die Eliteschule Eton, las an der Universität Oxford Klassiker und war dort Mitglied in dem für sein Rowdytum bekannten Bullingdon Club. Nach dem Studium wurde Johnson Journalist – und von der Zeitung The Times nach einem Jahr gefeuert, weil er Zitate fälschte. Als Brüsseler Korrespondent für den Telegraph machte er sich von 1989 bis 1994 über EU-Institutionen und angebliche EU-Beschlüsse lustig. In Brüssel zerbrach die Ehe mit seiner ersten Frau Allegra Mostyn-Owen. Er heiratete seine Jugendfreundin Marina Wheeler, mit der er vier gemeinsame Kinder hat. Das Paar trennte sich 2018. Seine politische Karriere begann Johnson 2001 als Abgeordneter, bevor er 2008 zum Bürgermeister von London gewählt wurde.
International gewann er durch die Organisation der Olympischen Spiele in London 2012 an Profil. Seine Ernennung zum Außenminister im Jahr 2016 galt als gewiefter Schachzug der neuen Premierministerin May – angesichts früher undiplomatischer, teils rassistischer Bemerkungen Johnsons aber auch als ungeschickt. Das Institut Chatham House bezeichnete Johnson als den „erfolglosesten“ britischen Außenminister seit dem Zweiten Weltkrieg: Wo Ernsthaftigkeit und Detailgenauigkeit erforderlich gewesen seien, habe Johnson witzige Sprüche geklopft. May schien erleichtert, als Johnson im Sommer vergangenen Jahres seinen Rücktritt erklärte. Doch während ihre politische Autorität schrumpfte, schnitt Johnson sein widerspenstiges Haar, verlor ein paar Kilos, zeigte sich mit seiner neuen, deutlich jüngeren Freundin und machte sich offenbar bereit für ein mögliches neues Amt.
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