/ Kopf des Tages: Die dänische Sozialdemokratin Mette Frederiksen
Mette Frederiksen (41) wird wohl die nächste Premierministerin Dänemarks – eine, die die europaweit angeschlagenen Sozialdemokraten nach vorne geführt hat. „Ich bin Sozialdemokratin, weil ich für Gerechtigkeit brenne“, meint sie.
Von Jens Mattern
Die Politisierung der 1977 in Aalborg geborenen Frederiksen begann an einem Küchentisch und mit einem Armbruch: Als Kind saß sie oft bei ihrer Mutter, einer Lehrerin, und hörte bei Kaffee und Kuchen die Geschichten von Arbeitskollegen ihres Vaters, der in einer Druckerei arbeitete – von Entlassungen, zu hohen Mieten und anderen sozialen Miseren.
Um den Küchentisch fand auch das „Parlament“ der traditionellen Arbeiterfamilie statt, wo anstehende Probleme ausgesprochen wurden. Als sie nach einem Armbruch im Krankenhaus lag, schenkte ihr der Vater anstatt eines Stofftiers, wie es andere Kinder bekamen, das Buch „So grün war mein Tal“. Ein Roman von Richard Llewelyn über Arbeiterschicksale in Wales.
Ihr Vater, Flemming Frederiksen, der ihren starken Willen lobt, war und ist das große Vorbild der energisch auftretenden Politikerin, die mit ihrem großen Bruder Per aufwuchs. Auch die Bande zur Mutter, die 2013 an Krebs verstarb, seien stark gewesen.
Die Politisierung trug Früchte, Mette Frederiksen engagierte sich als Teenager für Südafrika, den Regenwald sowie für die Rettung eines Pottwals namens „Jens“ und trat mit 15 Jahren der Jugendorganisation der Sozialdemokraten bei. Nach dem Studium der Sozialwissenschaften war sie als Beraterin für Jugendarbeit im Gewerkschaftsdachverband LO tätig.
Mit 24 Jahren wurde sie 2001 jüngstes Mitglied in der Fraktion der Sozialdemokraten und scheute sich dennoch nicht, gegen die Parteilinie aufzumucken. So wollte sie ein Prostitutionsverbot durchsetzen, was jedoch in dem sexuell liberalen Dänemark keine Chance hatte. Gleichzeitig studierte sie Afrikastudien, reiste auch in die Länder, gegen deren Bewohner sie nun Dänemark abschotten will.
Ihre Glaubwürdigkeit als Streiterin für Gerechtigkeit erlitt 2010 und 2012 Risse, als sich jeweils herausstellte, dass sie ihre Tochter und ihren Sohn auf eine Privatschule schickte, wobei sie sich für den Besuch der staatlichen Schulen starkgemacht hatte. Ihre Ehe mit Erik Harr, einem Marketingexperten, wurde 2014 geschieden, heute ist sie mit Filmregisseur Bo Tengberg liiert, doch beide wohnen mit den jeweiligen Kindern getrennt voneinander.
Unter der sozialdemokratischen Regierung wird sie 2011 Arbeitsministerin unter Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt, 2014 übernimmt sie das Justizressort. Durch die dort gewonnen Erfahrungen, sagt sie, habe sie ihre Meinung zu Migration und Integration revidieren müssen. Seit 2015 steht sie der Partei vor, da Thorning-Schmidts Regierung abgewählt wurde.
„Sei gegen die, von denen du dir wünschst, dass sie gegen dich sind“ – diesen Leitspruch habe ihr Elternhaus ihr vermittelt. Doch bei den Verhandlungen um die Minderheitsregierung kann die willensstarke Politikerin nicht zu viele Gegner gebrauchen. Jens Mattern
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