/ Kopf des Tages: Joé Schmit reichte die Cannabis-Petition im Parlament ein
Luxemburg wird Cannabis legalisieren. Eine Petition im Parlament brachte den Stein ins Rollen. Genauso wie der Mann, der sie eingereicht hat.
Joé Schmit wirkte nervös, als er das Wort ergriff. Die Augen der Abgeordneten und der anwesenden Regierungsmitglieder waren alle auf ihn gerichtet: „Ich will Ihnen mitteilen, dass ich selber kein Cannabis-Konsument bin.“ Der Mann, dessentwegen es wohl zu einer Legalisierung in Luxemburg kommen wird, raucht kein Marihuana.
Schmit galt in seinem Umfeld schon immer als engagierte Person. Er war jahrelang bei der freiwilligen Feuerwehr. Seit 20 Jahren ist er Pfadfinder. Doch im Frühjahr 2018 traf er eine Entscheidung, die weitreichende Konsequenzen haben sollte: Er reichte eine Petition auf der Parlamentsseite ein, in der er eine Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch forderte. „Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, diese Petition zu starten“, erzählt er gegenüber dem Tageblatt. Doch er wollte auf den richtigen Zeitpunkt warten. Als die Parteien sich langsam auf den Wahlkampf für die anstehenden Parlamentswahlen vorbereiteten, war der Moment gekommen. Und Schmits Timing hätte nicht passender sein können.
Innerhalb weniger Tage wurde seine Petition 5.000 Mal unterschrieben. Damit durfte er vor die Abgeordneten treten, um sein Anliegen vorzutragen. Die Reaktionen in seinem Bekanntenkreis waren gemischt. „Einige lobten mich für die Initiative, während andere komplett dagegen waren“, erzählt er heute. Es ist allerdings nicht die Anhörung, die zum Wendepunkt wurde, sondern das Interesse, das seine Petition hervorrief. Die Parteien beschlossen, auf seiner Erfolgswelle zu reiten und die Forderung nach einer Legalisierung in ihre Wahlprogramme aufzunehmen.
So weitsichtig Schmit beim Timing war, so schlecht war er beim Einschätzen seiner Erfolgschancen. Am Tag vor der Anhörung im Parlament gab er dem Radio 100,7 ein Interview. Im Gespräch erklärte er, dass man realistisch bleiben müsse: „Es ist sehr schwer, eine Legalisierung durchzusetzen.“
Es kam anders. Im Dezember stand die neue Koalition. Premierminister Xavier Bettel brach sein Schweigen, nachdem sich „déi gréng“, LSAP und DP wochenlang für die Koalitionsverhandlungen zurückgezogen hatten. Bei einer Pressekonferenz ließ der Premier die Bombe platzen: Luxemburg wird Cannabis legalisieren. „Das war ein Erfolgserlebnis“, erzählt Schmit. Plötzlich wurde ihm bewusst, was er mit seiner Petition bewirkt hatte. „Ich habe geschafft, was nicht einmal Jean Colombera geschafft hat.“ Der Arzt und Politiker setzte sich jahrelang erfolglos für eine Legalisierung in Luxemburg ein. Bei Schmit reichten ein paar Sätze auf einer Internetseite und das richtige Timing.
Nun hat die Regierung angekündigt, dass das kanadische Modell als Vorbild dienen soll. Eine gute Wahl, wie Schmit findet. Er will sich aber jetzt heraushalten und andere entscheiden lassen. „Ich habe meinen Teil getan.“ Seine Petition hatte übrigens nicht nur Folgen für die Luxemburger Gesellschaft, sondern auch für ihn. Mittlerweile konsumiert er ab und zu Cannabis. „Allerdings nicht, um mich zu berauschen, sondern aus medizinischen Gründen“, sagt er.
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