/ Kopf des Tages: Martin Amis, der literarische Mick Jagger, wird 70
Er liebt Kontroversen, prahlt gerne und hat seine Zahnschmerzen literarisch verarbeitet. Martin Amis ist in den Klatschspalten bekannt als „literarischer Mick Jagger“, mit einer Kippe zwischen den Fingern. Zuletzt veröffentlichte er die Essay-Sammlung „Im Vulkan“. Am Sonntag (25.8.) feiert er seinen 70. Geburtstag.
Amis ist der Sohn des preisgekrönten Autors Kingsley Amis (1922-1995). Dieser wurde für seinen Debütroman „Glück für Jim“ bekannt, der – wie der Erstlingsroman seines Sohnes Martin – mit dem Somerset-Maugham-Preis ausgezeichnet wurde. Sie hatten zeitlebens
ein schwieriges Verhältnis zueinander.
Der junge Martin wuchs in den Städten auf, in denen sein Vater Literatur unterrichtete: Swansea, Cambridge, Princeton. Als er zwölf war, ließen sich seine Eltern scheiden. Seinen Durchbruch hatte er mit dem Roman „Das Rachel-Tagebuch“ (1973) über einen jungen Provinzler, der versucht, in Swinging London besagte Rachel herumzukriegen. Später gab Amis zu, dass der Roman autobiografische Züge trägt. Das Kultbuch öffnete ihm alle Türen, und er erwarb sich damit den Ruf eines literarischen Schwerenöters.
Zu seinen besten Werken zählen „Gierig“ (1984) und „London Fields“ (1989). Mit spitzer Feder beschreibt er die Absurditäten unserer Zeit. Jane Austen, Saul Bellow, Charles Dickens, John Updike und vor allem Vladimir Nabokov inspirierten ihn.
Seit den achtziger Jahren löste Amis mit fast jeder öffentlichen Äußerung einen Skandal aus: Um sich die Zähne rundum erneuern zu lassen, verlangte er einen hohen Vorschuss für seinen Roman „Information“. Das wiederum war nur möglich, indem er seine alte Agentin fallen ließ – die Frau seines Freundes, des Schriftstellers Julian Barnes – und dafür Andrew Wylie engagierte, der in literarischen Kreisen als „der Schakal“ bekannt war.
Ungefähr zur gleichen Zeit verließ Amis seine Frau und zog bei der wohlhabenden Schriftstellerin Isabel Fonseca ein. Die britische Regenbogenpresse stürzte sich natürlich darauf. Dazu kam eine uneheliche Tochter, die Amis erst kennenlernte, als sie 19 war, und eine Cousine, die der berüchtigte Serienmörder Frederick West umgebracht hatte – das alles schlachtete er in seinen Memoiren „Die Hauptsachen“ aus.
2011 zog Amis mit Fonseca und ihren beiden Töchtern nach Brooklyn, New York. In seinem jüngsten Essayband „Im Vulkan“ kommentierte er unter anderem ironisch seine Wahlheimat.
Vor fünf Jahren erschien sein vorerst letzter Roman „Interessengebiet“. Amis schildert den Versuch einer Affäre in Auschwitz. Das Buch wurde für einen Preis nominiert, aber sorgte auch für heftige Kontroversen. (dpa)
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