/ Kopf des Tages: Raphaël Stacchiotti, Medaillensammler und Spaßvogel
Nun kann man vom sportlichen Stellenwert der Spiele der kleinen Staaten von Europa (JPEE) halten, was man will; wer dennoch 40 Goldmedaillen gewinnt, ist ein Ausnahmeathlet. Das trifft auf Schwimmer Raphaël Stacchiotti zu, der mit seinen 40 Siegen zum erfolgreichsten Sportler aller Zeiten der JPEE avancierte. 49 Medaillen hat er insgesamt seit 2007 gesammelt. Für den Topathleten hat jede einzelne Medaille eine besondere Bedeutung. Er bewahrt sie zu Hause bei seinen Eltern in Bissen in einem Regal auf.
Familie und Freunde spielen für den Schwimmer eine große Rolle. Er hat zwar den Schritt ins Ausland gewagt und in Marseille vor allem an seiner Wende gearbeitet, doch es zog ihn dann trotzdem wieder nach Hause. In seinem gewohnten Umfeld kann er am besten seine Leistungen abrufen und so hat er sich für die Sportsektion der Armee entschieden.
Der 27-Jährige (geboren am 9. März 1992) machte bereits früh von sich reden. 2008 nahm er im Alter von nur 16 Jahren erstmals an Olympischen Spielen teil und wurde damit Luxemburgs jüngster Olympionike. Zur Krönung durfte er bei der Eröffnungsfeier in Peking die Fahne ins Stadion tragen. Er hatte Blut geleckt. Olympia wurde zur Obsession. Auf seiner linken muskulösen Flanke prangt ein Tattoo mit den Olympischen Ringen. 2012 und 2016 nahm der Schwimmer erneut an dem größten Sportereignis der Welt teil. Eine vierte Teilnahme soll im kommenden Jahr hinzukommen, wenn die Spiele in Tokio stattfinden.
Es sind aber nicht nur die beeindruckenden sportlichen Leistungen, die Stacchiotti auszeichnen. Er zeigt, dass auch ein Einzelsportler ein Teamplayer sein kann. Wo immer er mit einer Delegation des Nationalen Olympischen Komitees unterwegs ist, gehört Stacchiotti zu den Stimmungskanonen und trägt so maßgeblich zum Zusammengehörigkeitsgefühl bei. So auch bei den JPEE in Montenegro, als er anordnete, dass die jungen Schwimmer sich die Haare rasieren mussten. Als „Gegenleistung“ ließ sich Stacchiotti einen Schnauzbart wachsen. „Ich erhielt gemischte Reaktionen darauf. Einige finden meinen Schnauzbart super, andere einfach nur dämlich“, sagt Stacchiotti und fügt sogleich hinzu, dass der Schnauzer am Sonntag wieder abrasiert wird.
Die Leichtigkeit, die Stacchiotti eigentlich immer ausstrahlt, ist dabei nicht selbstverständlich. Bereits früh hatte er Bekanntschaft mit den unschönen Seiten des Sports gemacht. Als 16-Jähriger, nur wenige Monate nachdem er mit der Fahne ins Olympiastadion einlief, wurde bei Stacchiotti ein erhöhter Kortisonwert festgestellt. Er wurde relativ schnell vom Internationalen Schwimmverband entlastet, da die festgestellte Menge so gering war, dass der Körper sie auch selbst produziert haben könnte. Dennoch keine einfache Situation für einen 16-jährigen Jungen, der sich trotz dieser Erfahrung auch gegenüber den Medien immer sehr offen gab.
Mittlerweile prägt Stacchiotti den luxemburgischen Sport seit über einem Jahrzehnt und so langsam denkt der ewige Lausbube ans Karriereende. In zwei Jahren, bei den JPEE in Andorra, soll es so weit sein. So kann er die 50 vollmachen. Auf dem Medaillenregal der Eltern findet sich bestimmt noch ein freier Platz.
Von Chris Schleimer und Jenny Zeyen
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