/ Kopf des Tages: Raymond Neumann absolviert seinen letzten Flug für die Luxair
Falls Sie gerade diese Zeilen lesen und sich auf dem Luxair-Flug von Palma de Mallorca nach Luxemburg befinden, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Stimme, die sich aus dem Cockpit an Sie richtet, diejenige von Flugkapitän Raymond Neumann ist. Für den Großteil der Passagiere sind die Ferien vorbei, für den Piloten jedoch geht mit diesem Flug eine erfolgreiche Berufskarriere zu Ende.
Seine erste offizielle „Landung“ erlebt Raymond Neumann in Differdingen, wo er am 15. Dezember 1959 zur Welt kommt. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in Strassen. Nach hinten zu schauen, ist nicht seine Stärke – eine mögliche Ursache, weshalb er einen Arbeitsplatz in der vordersten Reihe mit dem Blick nach vorne anstrebt. Dabei wollte der gelernte „ingénieur-technicien“ das Flugzeug eigentlich nie selbst steuern, sondern neben Kapitän und Copilot als Flugingenieur agieren. Der dritte Mann im Cockpit wird aber ab 1981 nach und nach durch moderne Avionik und Digitalisierung ersetzt. Somit findet Raymond Neumann seine erste Anstellung nicht im Bereich der Luftfahrt, sondern bei einem bedeutenden Technologiekonzern, wo er als Ingenieur in diversen Ländern wie Frankreich, Deutschland, Schweden, Südafrika und Brasilien zum Einsatz kommt.
Zurück in Luxemburg arbeitet er bei einem mittelständischen Elektrounternehmen und ist unter anderem zuständig für die Planung, die Baustellenüberwachung und die Arbeitseinteilungen. Parallel dazu macht er seinen Privatpilotenschein (PPL) beim „Aéro-Sport“ auf Findel. Zum Erstflug startet der damalige Flugschüler am 27. Februar 1983 mit einer Cessna C152, bevor er am 5. April 1984, diesmal auf einer Cessna C150, den Prüfungsflug besteht. Vom Flugvirus definitiv gepackt, beschließt er, sein Hobby zum Beruf zu machen und spart während fünf Jahren das nötige Geld zusammen, um sich seinen Traumberuf zu erfüllen. In Zürich, bei der Horizon Swiss Flight Academy, erlangt er am 18. August 1987 den Berufspilotenschein (CPL).
Ab diesem Zeitpunkt ist Raymond Neumann im kontinuierlichen Steigflug, denn es folgt die Einstellung als Copilot auf einer Fokker 27 bei der Luxair am 1. September 1987. 1990 wechselt er auf eine Boeing 737-200 und 1992 auf eine 737-400 Classic.
1994 wird Neumann zum Kapitän einer Fokker F50 befördert und ist seit 1999 Kapitän der Boeing-Flotte. Im Jahr 2007 wird er von der Airline zum Fluglehrer (Type Rating Instructor) und 2009 zum Type Rating Examiner ernannt.
Mit der Nominierung zum Boeing-737-Flottenchef macht der Flugkapitän, der sämtliche 737-Maschinen der Luxair flog, einen weiteren Sprung in seiner Laufbahn. Doch als absolute Karriere-Highlights gibt Neumann die Abnahmeflüge der beiden werksneuen und für die Luxair ersten 737-800-Maschinen bei Boeing in Seattle sowie die Überführungsflüge nach Luxemburg in den Jahren 2012 und 2014 an.
Wenn Kapitän Neumann heute den Flieger auf Findel gelandet hat und das Cockpit verlässt, wird er rund 19.000 Stunden in Flugzeugen beziehungsweise 1.900 Stunden im Simulator verbracht haben. Das sind immerhin sage und schreibe rund 871 Tage.
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