Köpfe 2024 / Krisen, Armut und Baustellen: Diese Akteure werden Luxemburg prägen
Wohnungsnot, Preissteigerungen und Armutsrisiko: Luxemburg muss sich auch im neuen Jahr vielen Herausforderungen stellen. Menschen und ihr Handeln spielen dabei eine zentrale Rolle – wir stellen fünf Personen vor, deren Einsatz dabei entscheidend sein wird.
Christian Weis
„Ich sehe mich eher von der Liberoposition aus agieren“, antwortete der 32. Bürgermeister von Esch im Tageblatt-Interview zur Frage nach seinem Politstil. Mit nur 37 Jahren hat Christian Weis (CSV) die Geschicke der zweitgrößten Stadt des Landes übernommen. Eine Stadt, die aufgrund der multiplen Krisen vor großen sozialen Herausforderungen steht. Daher setzen nicht wenige Menschen Hoffnungen in den Wechsel auf dem Bürgermeisterstuhl, stand die Politik seines Vorgängers Georges Mischo doch eher im Zeichen der Gentrifizierung Eschs.
Christian Weis repräsentiert den sozialen Flügel der CSV, sein Mentor ist mit dem CSV-Politschwergewicht Marc Spautz ein früherer Gewerkschaftler. In der Vorstellung des Haushaltes für 2024 gab Christian Weis die Marschrichtung vor. Da war von einer vorsichtigen Finanzplanung und Investitionspolitik die Rede, von Akzenten im sozialen Bereich. Demnach ein Paradigmenwechsel zu dem, was die letzten sechs Jahren geschehen ist.
Mit der Erschließung der Industriebrachen „Rout Lëns“ und „Metzeschmelz“ kommt zudem eine riesige demografische Herausforderung auf Esch zu. Die Stadt wird mittelfristig von aktuell 37.000 auf 50.000 Einwohner anwachsen. „Es geht darum, die Escher Identität zu erhalten“, sagt der neue Bürgermeister und meint damit Attribute wie Solidarität, Zusammengehörigkeit und Offenheit. Erst seit einem Monat im Amt, wird Christian Weis 2024 im Fokus stehen, nicht nur der Escher. (pm)
Marlène Negrini
Bettelverbot, Wechsel an der Polizeispitze und die Gemeindepolizei: 2024 wird ein wichtiges Jahr für die Luxemburger Polizei – vor allem auf Kommunalniveau. Denn Bürgermeister sollen in Zukunft die direkte Kontrolle über eine eigene Gemeindepolizei haben. „Gemeindepolizei okay, aber da müsste schon ein konkretes Projekt vorliegen, damit man sich dazu äußern kann, ob das gut oder nicht gut ist“, sagte die neue Präsidentin der Polizeigewerkschaft SNPGL, Marlène Negrini, gegenüber RTL. Denn genauere Details zum Gesetzesprojekt gibt es momentan noch nicht.
Negrini ist seit August – nach dem politischen Debüt des vorigen Präsidenten Pascal Ricquier – an der Spitze der Polizistenvertreter. Es ist nun an der Gewerkschaft, Druck zu machen, damit die bevorstehenden „Recht und Ordnung“-Maßnahmen auch tatsächlich umsetzbar sind. Immerhin sind es ihre Leute, die sich mit möglichen Unklarheiten werden herumschlagen müssen. Der Personalmangel der Polizei erschwert diese Arbeit sowieso. Negrini muss der Politik also zusätzlich mitteilen, wenn die Zahl der ausgebildeten Beamten nicht ausreicht, um die geplanten Maßnahmen umzusetzen. (fey)
Alexandra Oxacelay
Die CSV-DP-Regierung hat den Kampf gegen die Armut zwar zur Priorität ernannt, doch die Zeichen stehen nicht zum Besten für die unteren sozialen Schichten, und das nicht erst seit kurzem. Seit vielen Jahren kämpfen Alexandra Oxacelay und die „Stëmm vun der Strooss“ an vorderster Front gegen die gravierendsten Folgeerscheinungen der Armut wie Hunger und Obdachlosigkeit.
Seit 1996 setzt sich die Vereinigung für die soziale und berufliche Integration von benachteiligten Menschen ein. Dass der Bedarf an Diensten wie diesen steigt und sie voraussichtlich eine immer größere Rolle spielen werden, zeigen einerseits die Statistiken der „Stëmm“ selbst, andererseits die offiziellen Zahlen des Statistikamts: 2022 verteilte die Vereinigung 123.516 Mahlzeiten, ein Plus von 27 Prozent gegenüber 2021; voriges Jahr dürften es kaum weniger gewesen sein. Und die Situation bei der „Stëmm“ spiegele nur die der Gesellschaft wider. Dass laut Statec 17,4 Prozent der Bevölkerung – 108.000 Menschen – armutsgefährdet sind, schockiere sie nicht, meinte Oxacelay kürzlich in einem Interview mit Le Quotidien, schließlich sehe sie jeden Tag „neue Arme“.
Seit Jahren fordert sie mehr Mittel im Kampf gegen die Armut. Dass sie und ihre Vereinigung vielen Leuten im Zuge des „Bettelverbots“ unangenehm sind, zeigte sich im Dezember, als Politiker aus der ersten Reihe ihre Teilnahme an der Weihnachtsfeier der „Stëmm vun der Strooss“ absagten. (cmol)
Gilles Gerges
Im „Péitrusshaus“ finden Jugendliche, die sich in einer familiären Krisensituation befinden, Hilfe gegen die Obdachlosigkeit. Das Angebot richtet sich allerdings nur an Minderjährige, ältere Jugendliche müssen im Notfall wortwörtlich draußen bleiben. Der Direktionsbeauftragte Gilles Gerges fordert deshalb Notunterkünfte auch für volljährige Jugendliche, außerhalb der Winteraktion oder des Foyer Ulysse. Auch möchte er, dass in dem Bereich proaktiver gearbeitet wird: Ein Familienkrisenmanager soll helfen, Problemsituationen zu entschärfen, ehe sie ausarten.
Eine solche Person würde dazu beitragen, Geld zu sparen, da bei dem aktuellen Modell die Hilfe für Jugendliche in Krisensituationen bei kostengünstigeren Modellen anfängt und dann schrittweise zu kostenintensiveren übergeht, bis das Richtige gefunden wird. Gerges hat seine Ideen schon zu Papier gebracht, sie warten nur darauf, umgesetzt zu werden. Momentan sind sie noch Zukunftsmusik, aber 2024 hat eben erst begonnen und die neue Regierung ebenso. (cmol)
Roland Fox
Seit 1992 arbeitet Roland Fox für die Straßenbauverwaltung, 2017 übernahm er den Direktorenposten bei den Ponts&Chaussées. In Anbetracht der riesigen Projekte kommt dem studierten Bauingenieur auch im Jahr 2024 eine wichtige Rolle zu.
Der Ausbau der Düdelinger Autobahn (A3) wird weiter vorangetrieben, außerdem haben die Arbeiten zum multimodalen Korridor zwischen der Stadt Luxemburg und Esch (A4) begonnen. Zudem wird im Sommer die Liaison Micheville endgültig fertiggestellt sein. Und der Tramausbau geht weiter.
Im Norden des Landes sollen die Arbeiten an der N7 zwischen Fridhaff und Weiswampach beginnen. Und diejenigen am Multimodal-Knoten in Ettelbrück weitergehen, genauso wie die an der Transversale Clerf und der Umgehung von Hosingen. Eine solche bekommt im Süden Dippach. Der verstärkte Bau von Umgehungsstraßen steht jedenfalls im Koalitionsvertrag der christlich-liberalen Regierung von Luc Frieden.
Demnach viel Arbeit für Roland Fox und seine Mitarbeiter, zumal auch im Koalitionsvertrag steht, dass in Zukunft Straßenbaustellen besser koordiniert werden sollen. (pm)
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