Editorial / Krisen zeigen, wozu wir fähig sind
Die vergangenen Jahre sind von Verzicht gezeichnet – Verzicht auf Freiheit während der Corona-Krise und auf Lebensqualität während der Energiekrise. Teilweise haben die Menschen diese Schritte freiwillig genommen, zum Teil mussten Gesetze nachhelfen. Doch es ist beruhigend zu sehen, dass die Menschheit noch fähig ist, auf etwas zu verzichten, wenn es unbedingt notwendig ist. Denn in Krisenzeiten zeigt sich, ob eine Gesellschaft Opfer bringen kann, um sich für die Allgemeinheit einzusetzen.
Die EU-Sparvorgaben sehen vor, dass jedes Mitgliedsland seinen Gasverbrauch bis März 2023 um 15 Prozent reduziert. Luxemburg lag laut Energieministerium im September um rund 27 Prozent unter dem Verbrauch der September-Monate der vergangenen fünf Jahre. Die Bevölkerung des Großherzogtums hat es also bislang geschafft, Verzicht zu üben. Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass das vor allem an den Energiepreisen liegt – das stimmt sicherlich auch zum Teil. Als Optimist hofft man allerdings, dass die meisten Menschen die eigenen Bedürfnisse auch ohne finanziellen Anreiz hinter die der Gesellschaft stellen können – zumindest temporär.
Dabei hat die Regierung oft den Anstoß zum Energiesparen gegeben. In einem Rundschreiben hat sie beispielsweise erklärt, wie der Aufruf zum Energiesparen in den Kommunen praktisch umgesetzt werden kann. „Der Krieg in der Ukraine hat die starke europäische Energieabhängigkeit von Russland deutlich gemacht. Wir wollen unabhängig von fossilen Brennstoffen werden: für unsere Freiheit, unsere Sicherheit – und zum Schutz unseres Klimas“, steht auf der staatlichen Internetseite „zesumme-spueren.lu“.
Diese ganzen Bemühungen zeigen allerdings auch, dass viel Potenzial bei der Energiewende bis jetzt noch immer unausgeschöpft bleibt. Warum muss noch erwähnt werden, dass öffentliche Lampen am besten mit LED-Leuchten bestückt werden? Warum ist das nicht schon gesetzlich vorgeschrieben? Immerhin sitzt uns die Klimakrise schon seit langem im Nacken. Es ist bedauerlich, dass das Haus erst brennen muss, damit der Kauf eines Feuerlöschers vorgeschlagen wird. In einer idealen Welt agiert die Gesellschaft nicht erst, wenn es fast zu spät ist.
Aber immerhin: Wir haben es bis jetzt geschafft, Putin die Stirn zu bieten. Der Kreml-Chef hat anscheinend nicht damit gerechnet, dass die verwöhnten Europäer so lange auf sein Gas verzichten können. Dabei zeigen Krisen, wozu wir wirklich fähig sind. Dass Putin mit seinem Angriffskrieg die Energiewende angefeuert hat, dürfte den Russen wohl umso mehr ärgern. Grund genug, weiterhin stark zu bleiben und dem Kriegsherrn so eins auszuwischen.
Bleibt nun also abzuwarten, ob die europäische Bevölkerung auch in den kommenden Monaten bereit ist, zu verzichten. Außerdem bleibt zu hoffen, dass die Unternehmen, öffentlichen Institutionen und Privatleute aus diesen temporären Sparmaßnahmen Gewohnheiten übernehmen, die nicht von einem Krieg in der Ukraine abhängig sind.
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Der Winter kommt erst! Aber wir haben ja noch die kranken Wälder zum abholzen. Das Klima ist uns dann egal.
„Bleibt nun also abzuwarten, ob die europäische Bevölkerung auch in den kommenden Monaten bereit ist“… Wohl eher nicht! Damit der Herr Selenski noch unverschämter seine Forderungen stellen kann? „Aber immerhin: Wir haben es bis jetzt geschafft, Putin die Stirn zu bieten“ …Tolle Leistung; dafür bettelt sich Europa in der Welt das Öl/Gas zusammen und macht die USA zum größten europäischen Importeur! Wie sagt schon ein altes Sprichwort? Dummheit muss bestraft werden!
@w.d.
Är Aussoen, jo schéin a gutt! Et feelen awer är konkret Virschléi, wat Europa soll maachen.