Gewerkschaft OGJ/OGBL / Kritik an Meischs Verlängerung der Schulpflicht
Am Dienstag stellte Bildungsminister Claude Meisch Details zum neuen Gesetzesprojekt über die Verlängerung der Schulpflicht von 16 auf 18 Jahre vor. Am Mittwoch folgte die Kritik der Gewerkschaft OGJ/OGBL, für die das neue Gesetz keine Lösung, sondern eher ein Pflaster auf einem Holzbein ist.
Das „Département des jeunes“ (OGJ) der Gewerkschaft OGBL zeigt sich in einer Pressemitteilung am Mittwoch damit einverstanden, dass man sich die Mittel geben müsse, um die Schulabbrecher von ihrer Absicht fernzuhalten. Dennoch stellt sich das Syndikat Fragen über Claude Meischs Gesetzesprojekt, das er am Dienstag auf einer Pressekonferenz vorstellte. Dem OGJ missfällt das Prinzip, dass die jungen Menschen durch das neue Gesetz nicht mehr die freie Wahl haben, ihre Zukunft selber in die Hand zu nehmen. Sie dürfen fortan, solange sie nicht volljährig sind, keiner Arbeit mehr nachgehen, wenn diese nicht in Verbindung zu einer Lehrstelle steht.
Bislang war es den Jugendlichen erlaubt, sehr schnell eine gewisse Unabhängigkeit zu erreichen und erste Erfahrungen zu sammeln – um sich vielleicht anschließend wieder ins schulische Milieu zu integrieren und ein Diplom zu erlangen. Die Gewerkschaft spricht hier von einer Reduzierung der Freiheiten der Jugendlichen.
Das Syndikat nennt Meischs Vorhaben ein Pflaster, das nicht zur Lösung des Problems des Schulabbruchs beitrage. Das neue Gesetz helfe lediglich dabei, die schlechten Zahlen in Bezug auf die Schulabbrecher zu verbessern. Indem man in Zukunft jungen Menschen, die in Schwierigkeiten sind, eine Betreuung aufzwinge, ohne dass diese Qualitätsansprüche habe, erreiche man damit nur, dass das Bildungsministerium seine Verantwortung in dieser Sache abgebe. Man gehe später davon aus, dass diese jungen Menschen begleitet worden seien und dass demnach die schulische Mission und die Bildungsziele erreicht worden seien. Dies sei allerdings sehr weit entfernt von der Realität, so das OGJ.
Hauptursache für Scheitern in der Schule
Das Syndikat schreibt weiter, dass die Angebote an professionellen Ausbildungen mangelhaft seien, weil es nicht genügend Ausbilder und Betriebe gebe, die solche anbieten würden. Zudem würden die Schüler einen Mangel an schulischen Ausbildungen feststellen, da das bestehende Angebot nicht immer ihren Vorstellungen entspräche. Die Kombination mehrerer Faktoren führe laut OGJ zum Scheitern. „Es gibt noch immer keine Lösung für das existierende Problem der initialen Ausbildung“, schreibt die Gewerkschaft. Das Problem werde ignoriert, obwohl es eine der Hauptursachen für das Scheitern in der Schule sei.
Meisch habe bei seiner Präsentation am Dienstag von „Lieux d’éducation alternatifs“ gesprochen, welche die jungen Menschen betreuen sollen, die nicht mehr am Schulsystem teilnehmen wollen. Doch diese Zentren würden laut Syndikat kein schulisches Umfeld anbieten können, da sie für Menschen mit spezifischen Bedürfnissen und für Behinderte eingerichtet seien. Es gebe demnach keine Garantie bezüglich der Ausbildung und Betreuung von Schulabbrechern, da diese Zentren weder Ausbildungen anbieten noch anerkannte Diplome ausgeben könnten. „Dieser Punkt stellt eine große Inkohärenz in diesem Projekt dar.“
Im besten Falle könne man, so das OGJ weiter, diese Zentren als temporäre Beschäftigungsmaßnahme bezeichnen, welche die Schüler verspätet auf den Arbeitsmarkt schicke. Im schlechtesten Fall seien diese Zentren als „Kinderhort für Jugendliche“ zu betrachten. Das vom Bildungsministerium angestrebte schulische Ziel könne so keinesfalls erreicht werden, schreibt die Gewerkschaft.
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