Ernährung / Kritik an Restopolis-Reform: Jugend macht mobil – es geht ums Essen
Die Jugend mobilisiert. Es geht ums Essen in Schulen, Bildungs- und Universitätseinrichtungen. Restopolis, mit 45.000 Essen täglich Monopolist in der Versorgung, soll reformiert werden. Gerade erst haben die Mutterorganisation von „Move“, das „Mouvement écologique“, und die „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“ gemeinsam heftige Kritik am Gesetzentwurf geübt. „Move“ vertritt die Beteiligten, die Schüler. Die Kritik reicht von luftleeren Versprechungen der Politik über Inkonsequenz bei der Verwirklichung politischer Programme bis hin zur generellen Systemkritik.
Der noch nicht verabschiedete Gesetzentwurf zur Umgestaltung von Restopolis in eine Verwaltung, die jüngste „Food4Future“-Strategie des Bildungsministeriums und der Dauerbrenner Schul-Essen haben die Jugendlichen auf den Plan gerufen. Für sie ist es jetzt der richtige Moment, sich einzuschalten. Ihnen gehört nicht nur die Zukunft, sie sind die größte Zielgruppe von Restopolis. „Die Schülerinnen und Schüler wollen mitreden“, sagt Tanja Duprez (27).
Die Politologin ist eine der zwei Koordinatorinnen bei „Move“, der Jugendorganisation des „Mouvement écologique“, die sich den Anliegen von jungen Erwachsenen, aber auch von Schülern annimmt. „Beim Essen in den Kantinen und Cafeterias ist noch viel Luft nach oben, was Nachhaltigkeit angeht“, sagt sie. Erfahrungsberichte ehemaliger Schüler bestätigen Aussagen wie diese.
Olga Roster (20), Aktivistin bei „Move“ und „Youth for Climate“, hat letztes Jahr ihr Abitur am Lycée Ermesinde in Mersch abgelegt. Das Lyzeum organisiert die Mittagessen für die rund 600 Schüler selbst und ist kein Kunde von Restopolis. Auf Anregung der Schüler gibt es seit ein paar Jahren ein interdisziplinär besetztes „Comité“ bezüglich des Essens. Darin sitzen auch Schüler, die Abnehmer des Essens. „Vorher gab es gar kein veganes Essen“, sagt Roster. „Seit es das Comité gibt, konnte ich jeden Tag vegan essen. Sie sind wirklich auf unsere Wünsche eingegangen.“
Im Gesetzentwurf, dem „Projet de loi“ Nr. 7792, zur Reform von Restopolis findet sich nichts davon. Ein „Comité d’accompagnement“ soll Zulieferer Restopolis, der als staatliche Verwaltung zukünftig dem Bildungsministerium unterstellt sein soll, beraten. Diese Funktion bezieht sich auf eine ausgewogene Ernährung, den Einsatz von regionalen, biologischen und saisonalen Produkten und die Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Klingt gut, hat aber viele Haken.
Das „Comité“ ist laut Entwurf ausschließlich mit Vertretern von Ministerien besetzt. Bei mittlerweile 45.000 Essen täglich spielt die „Beratung“ eine Rolle. Schüler finden sich nicht darunter, genauso wenig wie Vertreter der Schuldirektionen, die die Abnehmer der Restopolis-Produkte sind. In krassem Gegensatz zum Regierungsprogramm der aktuellen Koalition steht zusätzlich die Tatsache, dass die Hersteller der Produkte für das Essen, die Landwirte, nirgendwo im Gesetzentwurf erwähnt werden.
Verpasste Chancen der geplanten Reform
Dabei ist im Koalitionsprogramm ausdrücklich vorgesehen, die Landwirtschaft im Land bis 2025 auf 20 Prozent Biolandwirtschaft umzustellen. Aktuell sind es laut Landwirtschaftsministerium 5,18 Prozent. „Wenn die Bauern garantierte Abnehmer für ihre Produkte haben, sind sie noch offener dafür, die Landwirtschaft verstärkt an Nachhaltigkeitszielen zu orientieren und auch zu einer Umstellung auf Bio“, sagt Blanche Weber, die Präsidentin des „Mouvement écologique“. Bei der Menge an Essen könnte Restopolis in der Logik ein Beschleuniger für das Regierungsziel „mehr bio und mehr regional“ sein.
„Diese Reform wäre eine ideale Gelegenheit, staatlicherseits die Umgestaltung der Landwirtschaft zu begleiten“, bestätigt Blanche Weber. Ganz abgesehen davon, dass im vom Landwirtschaftsministerium ausgearbeiteten Bioaktionsplan Ziele für die Ernährung in Gemeinschaftskantinen, wie Restopolis sie beliefert, vereinbart wurden. Gerade staatlich subventionierte Kantinen sollen Vorreiter dabei sein, 50 Prozent der beim Kochen eingesetzten Produkte aus heimischer Landwirtschaft einzusetzen.
40 Prozent davon sollen gemäß Aktionsplan aus luxemburgischer Biolandwirtschaft kommen und 60 Prozent von regionalen Betrieben. Bäuerliche Betriebe, die sich gerade umstellen, sollen als Lieferanten laut Bioaktionsplan bevorzugt werden. Er stammt aus dem Jahr 2021, dem gleichen Jahr wie der Gesetzentwurf zur Reform von Restopolis. Der zukünftige staatliche Zulieferer hat per Gesetzentwurf die Aufgabe, „eine qualitativ hochwertige und nachhaltige Ernährung zu gewährleisten und dabei ein Sättigungsgefühl und die Freude am Essen zu garantieren“.
Da aber gleichzeitig nichts über die Herkunft oder Qualität der verarbeiteten Produkte gesagt wird, mutet das absurd an. Formulierungen wie diese lassen Zweifel aufkommen, wie ernst es der Regierung denn nun mit „Bio“, regional, Klimaschutz oder „Freude am Essen“ ist. Im Oktober 2021 veröffentlicht das Bildungsministerium die „Food4Future“-Strategie, die sich als neues Konzept für die Verpflegung an Schule und Universität versteht, wie es im Untertitel heißt.
Im Widerspruch zu politischen Zielen
Darin werden als „Restgoals“ für Gemeinschaftsküchen ausdrücklich folgende Vorgaben für die zukünftige Versorgungspolitik gemacht: Umsetzung des nationalen Bioaktionsplans, ein neues Angebot an Mahlzeiten, Einkaufen in kurzen Kreisläufen, Vermeidung von Abfall oder Sensibilisierung für nachhaltige Ernährung. Von vegan oder vegetarisch ist im Gesetzentwurf ebenfalls nirgendwo die Rede. Eine irgend geartete juristische Verbindlichkeit hat das Dokument ebenfalls nicht.
Zu Recht fragen sich die „Move“-Koordinatorinnen, wie die Ziele für Biolandwirtschaft oder „Food4Future“ denn umgesetzt werden sollen, wenn der Gesetzentwurf in der vorliegenden Form verabschiedet wird und diese Ziele nicht juristisch verankert werden. Dann werden sie dem Wohlwollen einer Verwaltung überlassen. Dabei ist es die Rolle des Gesetzgebers, einen klaren Auftrag an die Verwaltungen zu formulieren, der respektiert werden muss.
Die Stellungnahmen zum Gesetzentwurf von „Chambre des salariés“ und „Chambre des fonctionnaires et employés publics“, in denen später ehemalige Konsumenten der Schulkantinen sitzen werden, liegen vor. Sie haben keine Einwände gegen den Gesetzentwurf geltend gemacht. Die „Move“-Aktivistinnen hingegen sind sich darin einig, dass Lebensmittel und Essen „super wichtig“ sind.
„Das ist ein Feld, auf dem Entscheidungen für die Zukunft gefällt werden“, sagt Move-Koordinatorin Duprez. „Dafür wollen wir laut werden.“ Mehr wird noch nicht verraten, aber es kommt noch was. Der Protest der Jugendorganisation ist auch ein Fingerzeig auf veraltetes zentralistisches Denken in der Politik und starre Hierarchien in den Köpfen derer, die solche Reformen formulieren. Ändern geht anders.
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Es gibt viele positive Ansätze in diesem Artikel, zB das Zurückgreifen auf regionale Produkte.
Aber das Verlangen nach veganer Ernährung kann ich nicht gutheissen. Vegan ist eine Modeerscheinung! Vegane Ernährung ist für den Menschen als Allesfresser schlichtweg ungesund! Den Schülern sollte keine Kost vorgesetzt werden, die mittelfristig zu Mangelerscheinungen führt oder das Schlucken von synthetischen Nahrungsergänzungsmitteln notwendig macht.
Marc@: ech fannen dat soll jiddfireen selwer entscheden. Vill Joncker an Kanner wellen vegan iessen. Sie wellen keng Koumëllech drenken dei jo just vir Källefcher gudd as , an och keen Fleesch aus Massentierhaltung iessen. Well sie denken un Deierenleed an un den Klimawandel. Geet em hier Zukunft.
@ Danielle tara :
A ganz vill Jonker a Kanner ginn duerch hier Elteren indoktrinneiert, op et fier die gréeng Relioun ass oder fier dei schwaartz. Eegene Wellen ass et op kee Fall !!!
Alt erem e Fall, wou eng winzeg kleng Minoritéit der grousser Majoritéit well virschreiwen, wat se ze machen huet, an desem Fall wat se iesse muss. (Zumindest um Veggie-Dag oder Vegan-Dag) Vegan ass eng Mangelernährung an huet an enger öffentlecher Kantine näischt verluer. Mat Mangelernährung huet ee garantéiert keng Zukunft.
@Jemp
„Alt erem e Fall, wou eng winzeg kleng Minoritéit der grousser Majoritéit well virschreiwen, wat se ze machen huet“
Dir verdrot dat ni, dat hu mer mëttlerweil matkrut.
„Vegan ass eng Mangelernährung an huet an enger öffentlecher Kantine näischt verluer. “
Sollen se da Rëndsfleesch zerwéieren?
Sou en décke Stéier kann tëschent 1000 a 1500 Kilo weien, obschonn se sech alleguer Vegan ernären. 😁
@Jemp: OK boomer
@Yves
„@Jemp: OK boomer“
Ech mengen, fir e Boomer ass en ze al, do misst een dach no 46 gebuer sinn.
Hien ass vill méi al, wéi een u senge Beiträg onschwéier erkenne kann.