Luxemburg / Künstler positionieren sich mit politischer Posteraktion gegen Rechtsextremismus
Ein luxemburgisches Künstlerkollektiv bittet online erfolgreich um Hilfe bei den Finanzierungskosten ihres Projekts. Worum es geht? Eine Posteraktion angesichts der anstehenden Europawahlen. Im Interview mit dem Tageblatt erklärt Julie Wagener, was hinter der Idee steckt.
Das Künstlerkollektiv „The future is now“ veröffentlicht am 15. Mai einen Spendenaufruf. Es geht um eine Posteraktion im Zusammenhang mit den kommenden Europawahlen. Finanzieren möchten die Aktivisten den Druck und die Verteilung ihrer Kreationen. Antrieb für die Künstler sei ein „Drang, gegen rechte Politik und alles, was sie mit sich bringt, Stellung zu beziehen“, wie sie auf ihrer Spendenhomepage beschreiben. Das ursprüngliche Ziel von 3.800 Euro ist schnell übertroffen, denn 149 hilfsbereite Spender bringen stolze 6.439 Euro zusammen. Nun sollen insgesamt 600 gedruckte Poster nach und nach ihren Weg in die luxemburgische Öffentlichkeit finden. Zu sehen sind sie bereits in Esch und in der Hauptstadt. Die Illustratorin Julie Wagener gibt dem Tageblatt einen Einblick hinter die Kulissen.
Tageblatt: Wer ist „The future is now“ und wie kam es zu diesem Projekt?
Julie Wagener: Entstanden ist das Projekt auf ganz banale Weise durch vier Freundinnen, die alle in der Kulturszene arbeiten und sich gesagt haben, sie könnten doch eine politisch motivierte Aktion starten. Wir teilen die gleichen Ansichten und Ideologien im Bereich nationaler und europäischer Politik und darüber, wie die Welt aussehen kann. Die Europawahlen sind ein guter Zeitpunkt, diese Idee innerhalb eines Kontextes zu konkretisieren.
Wie gingen Sie vor, um die Künstler auszuwählen?
Da wir alle über eine gewisse Berufserfahrung verfügen, kennen wir unterschiedliche Leute. Sowohl persönlich als auch ihre Arbeitsweisen und die Themen, an denen sie arbeiten. Wir haben überlegt, wer Interesse haben könnte und so haben wir unsere Leute gefunden. Natürlich konnten wir nicht jeden Künstler fragen, den wir gerne dabei gehabt hätten – dadurch, dass es sich um eine Spendenaktion handelt, konnten wir nur schwer ein Budget ausrechnen. Außerdem wollten wir keine zu große Anzahl an Künstlern, damit die Aktion übersichtlich bleibt.
Bei Ihrem Spendenaufruf wurde die gewünschte Summe recht schnell erreicht. Was war Ihre Reaktion darauf?
Unser Gofundme-Ziel war schnell erreicht. Wir wurden jetzt nicht überrannt, aber die Summe geht weit über unser festgesetztes Minimum hinaus. Wir freuen uns sehr darüber, wollen aber realistisch bleiben.
Was sagt dieses Ergebnis für sie aus?
Ich denke, man muss das aus zwei Perspektiven sehen. Einerseits gibt es die Dringlichkeit der Thematik und einen gewissen Konsens in der Gesellschaft. Manche Themen und Problematiken sind ein großes No-Go für die Menschen.
Andererseits kommt natürlich hinzu, dass wir alle Künstler mit eigenen Plattformen sind und dadurch unterschiedliche Stufen von Bekanntheit genießen. Nicht alleine, sondern im Kollektiv zu arbeiten, erweitert so einfach die Reichweite und es werden mehr Leute erreicht. Insbesondere, was Gleichgesinnte angeht.
Haben Sie sich ein bestimmtes Resultat erhofft, oder ging es mehr darum, Aufmerksamkeit zu generieren?
Da es sich um eine sehr idealistische Aktion handelt, gibt es eigentlich kein Ziel. Wir wollen damit nicht die Welt verändern, sondern vielleicht die öffentliche Debatte fördern und so ein größeres Bewusstsein schaffen. Es gibt noch Leute, die sich gegen solche Tendenzen starkmachen. Selbst wenn es die Leute empört, ist das gut. Wir bewegen uns im Bereich der Kunst, solange die Menschen reagieren, hat es einen Sinn.
Sind weitere Aktionen geplant?
Derzeit sind keine weiteren Aktionen geplant. Wir als Initiatoren teilen aber die Lust, auch inoffizieller politisch aktiv zu sein. Falls sich also wieder der richtige Moment findet und es sich richtig anfühlt, gibt es bestimmt wieder eine Aktion.
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