3 Fragen an / Künstler*innen zwischen Luxemburg und Belgien
In dem Artikel „Kulturexport statt Belsch Plaasch – über Kultur zwischen Luxemburg und Belgien“ standen die kulturellen Beziehungen zwischen luxemburgischen und belgischen Kulturinstitutionen im Mittelpunkt, jetzt ergreifen vier Künstler*innen das Wort: Wie erleben sie, die einen Bezug zu beiden Ländern haben, den Kulturaustausch?
Irina, Musikerin aus Belgien, lebt und arbeitet in Luxemburg.
Was hat Sie nach Luxemburg verschlagen?
Die Liebe zu einer Luxemburgerin.
Wie unterscheiden sich die Musikszenen in Luxemburg und Belgien?
Ich war nur zwischen 2005 und 2009 als Musikerin in Belgien unterwegs, vor allem in Brüssel und Flandern. Damals lief in Brüssel viel über Mund-zu-Mund-Propaganda, sodass sich dir als Künstlerin viele Arbeitsmöglichkeiten boten. Wie das heute ausschaut, weiß ich nicht, aber es wird ähnlich sein, wie in Luxemburg: Die Musikszene hat sich professionalisiert, mit allen positiven und negativen Folgen, die das mit sich bringt – heute gibt es weniger Platz für Amateur-Musiker*innen. Ein großer Unterschied zwischen den Ländern ist hingegen die Bezahlung. Früher erhielten meine Band Irina und ich für eine Show „nur“ 500 Euro in Luxemburg – zur gleichen Zeit freuten sich Künstler*innen in Brüssel, wenn ihnen 50 Euro für ein Konzert gezahlt wurde. Das Publikum unterscheidet sich ebenfalls: In Belgien ist es generell offener und interagiert mehr mit den Künstler*innen.
Wie beeinflussen beide Länder Ihre Kunst?
Ich habe in Belgien zum ersten Mal Konzerte und Festivals besucht. In den 2000-er Jahren gab es in Belgien so viele gute Künstler*innen und Bands, dass einem fast schwindelig wurde. Es war eine tolle Mischung zwischen hochqualitativen Kompositionen, Unterhaltung und Popmusik. Das hat mich geprägt. Belgien ist außerdem zurecht das Land von René Magritte und seinem Gemälde „Ceci n’est pas une pipe“: Wer in Belgien gelebt hat, hat einen Abschluss in Absurdität – das bereitet einen gut auf Luxemburg vor … Inwiefern Luxemburg mein Schaffen beeinflusst, ist schwer zu sagen. Dafür fehlt mir die Distanz. Was ich sagen kann: Hierzulande gefallen mir die enge Verbindung und der Respekt, die zwischen den Musiker*innen herrschen, unabhängig von Genres und kulturellen Hintergründen. Die kulturelle Vielfalt in Luxemburg ist ebenfalls sehr bereichernd für mich.
Mia Kinsch, bildende Künstlerin aus Luxemburg, studierte in Brüssel Grafikdesign an der „École supérieure des arts Saint-Luc“.
Was hat Sie nach Belgien verschlagen?
Ich bin fürs Studium nach Brüssel gezogen, habe nach meinem Abschluss noch zwei Jahre dort verbracht und lebe seit knapp einem Jahr wieder in Luxemburg, um meiner Familie näher zu sein.
Wie unterscheiden sich die bildenden Künste in Luxemburg und Belgien?
Ich kann vor allem für Brüssel sprechen: Dort gibt es eine größere Vielfalt junger Künstler*innen und dadurch auch mehr Kollektive, Kollaborationen, geteilte Ateliers und Ausstellungen von sowie für junge Kulturschaffende. Noch dazu ist die Brüsseler Kunst stärker von der Comic-Kultur geprägt, sodass die Illustrationsszene bedeutender ist, als in Luxemburg.
Wie beeinflussen beide Länder Ihre Kunst?
Brüssel ist der Ort, an dem ich Kunst für mich entdeckt habe. Hinzu kommt, dass während des Studiums mein Interesse für Feminismus gewachsen ist. Brüssel hat meine Kunst daher stark beeinflusst, weil ich mich seitdem mit entsprechenden Themen auseinandersetze und sie in meine Kunst einbringe. Luxemburg ist hingegen meine Heimat, gibt mir Halt, was es mir erleichtert, Kunst zu schaffen. Auch die Tatsache, dass ich in Luxemburg leicht Zugang zur Natur habe – die ebenfalls eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt –, wirkt sich auf meine Kunst aus, denn sie taucht dort immer wieder auf.
Valérie Bodson, comédienne belge, vit et travaille au Luxembourg.
Qu’est-ce que vous a amené au Luxembourg?
Des vacances chez mon oncle et ma tante pour réfléchir un peu à la suite de ma formation professionnelle: Je sortais de l’Ecole du passage à Paris, formation comédienne, je désirais continuer ce parcours, mais je devais gagner ma vie. Mon oncle m’a alors proposé une formation d’assistance médicale dans un centre de dentistes que j’ai accepté – à côté de cette formation rémunérée, j’étais inscrite au Conservatoire de Luxembourg et au Conservatoire de Liège en tant qu’élève libre.
Quelles sont les différences entre le milieu des arts vivants au Luxembourg et en Belgique?
Les deux environnements sont très différents. Par exemple par leurs offres de boulot: télévision, radio, voix off et ainsi de suite, sont beaucoup plus nombreuses en Belgique. Il est encore très difficile aujourd’hui de vivre d’un métier artistique au Luxembourg par rapport à l’offre. Même si on a fait d’énormes progrès au sujet du statut et autres … Le positif pour le Luxembourg, c’est le fait qu’on y parle au moins trois langues, cela, en revanche, je ne l’ai rencontré nulle part ailleurs.
Comment les deux pays influencent-ils votre art?
Dans mon entourage, je crois être un peu stigmatisée comme „la Belge“, mais je le vis très bien. J’ai une relation au travail saine, c’est un boulot et j’ai une grande chance d’exercer un métier que j’aime, c’est tout! Un sens de l’autodérision fort agréable: parfois quand des petites tensions peuvent arriver sur un plateau, mon côté belge va dédramatiser le truc.
Antoine Pohu, Schriftsteller und Dramatiker aus Luxemburg, lebt und arbeitet in Brüssel sowie Luxemburg.
Was hat Sie nach Belgien verschlagen?
Ich bin vor fünf Jahren zum Studium nach Brüssel gezogen, damals war ich noch kein Künstler. Die Wahl fiel auf Brüssel, weil mir die Stadt gut gefiel, mein Bruder dort lebte und die Einschreibung an der „Université libre de Bruxelles“ unkompliziert war. Ich habe zunächst Geschichte auf Bachelor studiert, mein literarisches Schreiben hat sich währenddessen entwickelt. Anfangs war ich als Schriftsteller vor allem in Luxemburg tätig, inzwischen bin ich auch in Brüssel aktiv. Durch meinen Master in Theaterwissenschaften habe ich viele Menschen aus dem Milieu kennengelernt – teilweise unterstütze ich sie bei ihren Projekten und lese in Brüssel. Doch selbst, wenn ich langsam hier Fuß fasse, findet der Großteil meiner kreativen Arbeit nach wie vor in Luxemburg statt.
Wie unterscheiden sich die Literaturszenen in Luxemburg und Belgien?
Der größte Unterschied sind die Sprachen. Während die Sprachenvielfalt in Luxemburg als Reichtum verstanden wird, spüre ich in Brüssel eher einen Bruch und eine gewisse Steifheit. Besonders in der Literaturszene hat man es hier schwer: Es besteht wenig Kontakt zwischen der frankophonen und der flämischen Gemeinschaft, noch dazu kommt der Druck durch Publikationen aus den großen Nachbarländern, wie wir ihn auch aus Luxemburg kennen. Die Theaterszene ist da offener: Es gibt gemeinsame Festivals und generell gilt Brüssel als Mekka für Theatermenschen aus aller Welt. Im Vergleich dazu ist in Luxemburg weniger los.
Inwiefern beeinflussen beide Länder Ihre Kunst?
Momentan beeinflusst das Pendeln mein gesamtes Leben, aber das tut mir gut. Brüssel ist derzeit jedoch eindeutig meine intellektuelle Nahrung, wenn man so will, denn alles, was ich dort sehe, verarbeite ich in meinen Projekten und in meinem Schreiben. Gleichzeitig weiß ich zu schätzen, dass ich trotz meiner jungen Jahre in Luxemburg professionelle und gut strukturierte Projekte mitgestalten kann und ich diese Erfahrungen für kleinere Projekte in Brüssel nutzen kann.
Kunst aus Luxemburg in Belgien: ein Exportschlager?
In dem Artikel „Kulturexport statt Belsch Plaasch – über Kultur zwischen Luxemburg und Belgien“ erfahren Sie mehr über die Beziehungen zwischen luxemburgischen und belgischen Kulturinstitutionen.
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