Mamer / Kulturzentrum „Kinneksbond“ startet wohl erst im nächsten Jahr wieder durch
Jérôme Konen, der Verantwortliche des „Kinneksbond“ in Mamer, ist frustriert. Der Lockdown erwischte das Kulturzentrum Mitte März wie ein Schlag. Am 12. März entschied der Regierungsrat, dass fortan alle Events in geschlossenen Räumen mit mehr als 100 Besuchern verboten seien. Seitdem wartet die Einrichtung auf den Neustart.
„Am 13. März hatten wir noch ein Event geplant. Die Künstler waren bereits vor Ort. Wir mussten sie heimschicken“, erzählt der Direktor des „Kinneksbond“. Nach und nach wurde klar, dass sämtliche Events auf unbestimmte Zeit verschoben oder ganz abgesagt werden mussten, darunter „Hannert dem Rido“. Einmal im Monat lädt das Kulturzentrum nämlich Interessierte ein, auf der Bühne Platz zu nehmen und so den Künstlern ganz nah zu sein. Auch Ballett-Darbietungen und etliche Konzerte fielen der Pandemie zum Opfer. „Rechnen wir die 12 Vermietungen mit, fallen 25 Events ins Wasser“, bedauert Konen.
Das Kulturzentrum ist seit dem 13. März verwaist. Nur an Tagen, an denen eine Gemeinderatssitzung stattfindet, herrscht in den Hallen wieder Leben. „Die Gemeinde organisiert ihre Sitzungen hier, weil sie hier den geforderten Sicherheitsabstand problemlos einhalten kann“, erklärt der Chef des Kulturhauses.
Und das Personal? Zwei Techniker erhielten eine sogenannte „dispense“. Sie würden aber trotzdem regelmäßig im Gebäude nach dem Rechten sehen. Ein Techniker und eine Sekretärin hätten „Congé pour raisons familiales“ beantragt. Konen und seine Assistentin würden im Home-Office arbeiten.
Ab dem 25. Mai seien aber große Wartungsarbeiten geplant, so der Direktor des Kulturhauses weiter. Schließlich wolle man bereit sein, wenn man von der Regierung wieder grünes Licht für die Veranstaltungen von kulturellen Events erhält.
Auf 2021 verschoben
Welche Auftritte denn nun noch auf der Agenda stünden, wollten wir wissen. „Es ist ruhig. Diese Saison wird meiner Meinung nach vorzeitig beendet“, meint Konen. Die Verantwortlichen des „Kinneksbond“ schafften es jedoch, etwa drei Viertel der abgesagten Events in die kommende Saison zu verschieben. „Wir hoffen, dass 2021 normaler Spielbetrieb herrschen kann. Mit den Events von diesem Jahr, die wir neu angesetzt haben, wird die kommende Saison auf jeden Fall intensiv.“
Er wartet nun auf weitere Direktiven seitens der Regierung. „Wir wissen nicht, welche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen für unseren Sektor eingeführt werden. Wenn die Künstler auf der Bühne einen Mindestabstand von zwei Metern einhalten müssen, Körperkontakt verboten ist und das Tragen einer Maske obligatorisch wird, fallen viele Darbietungen, zum Beispiel im Tanzbereich, weg.“ Man müsse bei den Auftritten von Fall zu Fall entscheiden, ob sie sinnvoll seien oder nicht. In diesem Zusammenhang stehe man in engem Kontakt mit dem „Réseau luxembourgeois des centres culturels régionaux“, dem unter anderem die Escher Kulturfabrik, das CAPE in Ettelbrück, das Merscher Kulturhaus, das Cube 521 in Marnach, das Kulturzentrum „opderschmelz“ in Düdelingen, das Trifolion in Echternach, das Kulturhaus Niederanven und das „Prabbeli“ in Wiltz angehören. Außerdem bestehe ein regelmäßiger Meinungsaustausch mit den Verantwortlichen des nationalen Theaterverbandes.
Vor allem schlecht für die Künstler
„Wir können uns zudem auf die Unterstützung der Gemeinde verlassen. Sie stattet uns zum Beispiel mit allem notwendigem Schutzmaterial aus“, sagt Konen. Das Kulturzentrum wird von einer Asbl betrieben. Diese hat eine Konvention mit dem Luxemburger Staat unterschrieben. Die Lage sei trotzdem schwierig. Durch die Zwangspause zwischen März und Juli belaufen sich die finanziellen Verluste des Kulturzentrums auf annähernd 100.000 Euro. Die Künstler, die seit ein paar Wochen ohne Auftritte seien, treffe es jedoch viel härter. Sie müssten unterstützt werden. Die Kunst sei ein internationales Gewerbe, unterstreicht der Verantwortliche des „Kinneksbond“. Häufig würden die Künstler aber noch vor geschlossenen Landesgrenzen stehen.
Eine Wiederaufnahme der Aktivitäten sei deswegen gut. Die kulturelle Grundversorgung der Bevölkerung müsse gewährleistet werden. Der Neustart werde aber auch von Problemen begleitet. „Ein Beispiel: Unser großer Saal zählt 433 Sitzplätze. Müssen wir einen Sicherheitsabstand einführen, sinkt die Zahl der Sitze auf etwa 100. Das wiederum bedeutet weniger Einnahmen durch Eintritte“, gibt Konen zu bedenken. Der gesellige Teil des Abends könnte indes ganz verschwinden. Konen rechnet nämlich damit, dass aus Sicherheitsgründen die Bar geschlossen bleiben muss und die Wege im Gebäude so umgestaltet werden, dass sich die Besucher so wenig wie möglich begegnen. Das sei schade, weil der Austausch und das Fachsimpeln vor und nach dem Spektakel ein Teil des Reizes der kulturellen Veranstaltungen ausmachen würden.
Am 1. Juni sollen die „kleinen“ Kulturstätten wieder öffnen dürfen. Aber nur unter strengen Bedingungen. Im Sommer würden kulturelle Events in geschlossenen Räumen weniger Besucher anziehen. Viele Menschen würde es nach Wochen des Lockdowns eher nach draußen ziehen. Die Folge: Erst im September, wenn nichts dazwischenkommt, könne man wieder normal funktionieren. Im Kulturbereich sei es schwer, zu improvisieren, sagt Konen. Man müsse umdenken, verschiedene Praxen müssten überdacht werden. Eines ist aber für ihn klar: Die Corona-Pandemie wird in nächster Zeit ein wichtiges Thema der Kunstschaffenden sein. „Da gibt es nach den letzten Wochen einiges aufzuarbeiten und die Kunst ist eines der Mittel dafür.“
„Ein wichtiger Teil der Demokratie“
Die Bevölkerung wartet teilweise mit Ungeduld auf den Neustart der Kulturveranstaltungen. „Man ist so daran gewöhnt, andauernd ein breites kulturelles Angebot vorzufinden, dass man erst merkt, dass einem etwas fehlt, wenn es weg ist“, sagt Tun aus Mamer. Michèle aus Luxemburg ist grundsätzlich vom „Kinneksbond“ begeistert: „Hier gibt es Vorführungen, die man woanders nicht findet. Für jeden ist etwas dabei. Ich freue mich, wenn es wieder losgeht.“ Annick aus Beckerich hat das Kulturzentrum erst vor kurzem entdeckt. „Es ist nicht weit entfernt. Ich war mit den Kindern die ‚Bremer Stadtmusikanten’ anschauen. Wir waren begeistert und wollen öfters kommen, aber durch die Pandemie weiß ja jetzt niemand, wie es weitergeht.“ Marco spricht sich in diesem Zusammenhang für eine schnelle Wiederaufnahme der Aktivitäten aus. „Ich verstehe, dass aus sanitären Gründen so entschieden wurde, aber Kultur bringt die Menschen zusammen, bildet und ist ein wichtiger Teil unserer demokratischen Gesellschaft. Man darf sie deswegen nicht auf Dauer einschränken.“
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