/ Kunstrasenkünstler: Lars Gerson steht als Experte vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Litauen
Lars Gerson kennt seit Kindesbeinen fast nichts anderes als Kunstrasen. In Norwegen und in Schweden ist dieser Untergrund wegen der oft tiefen Temperaturen besonders beliebt und praktisch. Auch EM-Qualifikationsgegner Litauen setzt am Freitag (20.45 Uhr in Vilnius) auf das künstliche Grün. Ein Vorteil für Luxemburg, wie der 29-jährige Profi vom IFK Norrköping meint.
Lars Gerson und Vincent Thill erzielten am Sonntag zwei fast identische Traumtore. Zweimal schlug der Schuss aus rund 20 Metern im Torwinkel ein. Während Gerson für Norrköping in der ersten schwedischen Liga zum 2:0 gegen den AFC Eskilstuna traf, erzielte Thill den Führungstreffer für Luxemburg im Testspiel gegen Madagaskar (3:3).
„Es war einer der schönsten Treffer in meiner Karriere – aber es war auch Glück dabei. Ich wollte den Ball lang und fest reinschlagen, damit ein Mitspieler am zweiten Pfosten zum Kopfball kommen kann – und dann landete der Ball im Tor. Das klappt aber nicht sehr oft und ich werde es auch nicht in jedem Spiel mit dieser Variante versuchen“, sagt Gerson.
Der große Unterschied zum Tor von Vincent Thill ist jedoch, dass der Treffer auf Kunstrasen erzielt wurde. In Schweden setzen die Hälfte der Erstligisten auf diesen Untergrund. Der IFK Norrköping verfügt ausschließlich über Kunstrasenplätze. Gerson ist neben Olivier Thill (FK Ufa/RUS) einer von zwei Nationalspielern, die es gewohnt sind, auf solchen Plätzen zu spielen, und kann seinen Mitspielern jetzt wertvolle Tipps geben. Morgen kommt es nämlich im LFF-Stadion in der litauischen Hauptstadt Vilnius zu einem Showdown auf Kunstrasen. „Der Ball wird schneller und rollt anders. Das Spiel wird schneller und dadurch wird es beispielsweise schwerer, ein Pressing aufzubauen“, sagt Gerson.
Einen Nachteil sieht Gerson für seine Kunstrasen-unerfahrenen Mitspieler jedoch nicht. „Wir haben eine technisch gute Mannschaft, die gerne schnell spielt und gut mit dem Ball umgeht. Kunstrasen müsste uns eigentlich entgegenkommen – zumal wir Litauen spielerisch überlegen sind“, glaubt Gerson.
Bei seinem ersten Training mit der Mannschaft durfte er Bekanntschaft mit dem Kunstrasenplatz im kleinen luxemburgischen Dorf Stegen machen, wo sich die „Roten Löwen“ an den letzten beiden Tagen den Feinschliff für die Partie in Vilnius holten. „Einigen haben danach wahrscheinlich die Gelenke ein bisschen geschmerzt, aber man gewöhnt sich schnell an diesen Untergrund“, sagt Gerson.
Unschlagbar
Bei der FLF-Auswahl gehört der 29-Jährige mit seinen 66 Länderspielen mittlerweile zu den Routiniers. In Norrköping ist er der Allrounder schlechthin. Anfang der vergangenen Saison verließ er seine angestammte Position im Mittelfeld und wurde in Schweden zum Verteidiger umgeschult. Diese neue Flexibilität machte sich auch Luxemburgs Nationaltrainer Luc Holtz zu Nutze und setzte Gerson seit März 2018 viermal in der Innenverteidigung ein. Die Bilanz ist makellos. Mit dem 1,86-Mann in der Abwehr ging Luxemburg nie als Verlierer vom Platz und zudem stand die Null gleich dreimal (Malta 1:0, Senegal 0:0, Georgien 1:0 und Litauen 2:1).
Auch morgen im EM-Qualifikationsspiel gegen Litauen kommt der Schweden-Export neben Neuling Vahid Selimovic, Kevin Malget und Enes Mahmutovic für einen Platz in der Innenverteidigung in Frage.
In Norrköping hat man sich jedoch etwas Neues für den Luxemburger einfallen lassen. Nach der Verletzung seines costa-ricanischen Mitspielers Ian Smith musste Gerson im 3-4-3-System im rechten Mittelfeld ran. Eine Position, die ihm aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen nicht unbedingt auf den Leib geschneidert ist. „Ich interpretiere diese Rolle etwas anders, weil ich nicht schnell genug bin, um auf einem Flügel zu spielen. Aber es klappt. Seit ich im rechten Mittelfeld auflaufe, haben wir zehn Punkte aus fünf Spielen geholt“, sagt Gerson.
Diese Erfolgsbilanz will der gelernte zentrale Mittelfeldspieler morgen gegen Litauen fortsetzen. „Es ist das Spiel, das wir gewinnen wollen in dieser schweren Gruppe.“
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