Märkte / Kurseinbruch von „Stablecoin“ macht Krypto-Anleger nervös
Bitcoin ist auf den tiefsten Stand seit knapp anderthalb Jahren gerutscht. Unter anderem der Kursverfall einer bislang wenig bekannten Cyber-Devise hat die Kryptobranche in Aufregung versetzt.
Die Währung TerraUSD, deren Kurs eigentlich eins zu eins an den US-Dollar gebunden sein sollte, stürzte in den vergangenen Tagen zeitweise rund 70 Prozent ab und lag dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge am Donnerstag bei 0,63 Dollar. „Der Kollaps der Kursbindung von TerraUSD hatte einige hässliche und vorhersehbare Nebenwirkungen“, sagte Richard Usher, Manager beim auf Digitalwährungen spezialisierten Finanzdienstleister BCB. Eine davon seien der Ausverkauf bei anderen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Deren Kurs fiel seit Wochenbeginn um 18 beziehungsweise 25 Prozent.
TerraUSD gehört zu den sogenannten Stablecoins. Ihre Kurse sind an andere Werte wie den US-Dollar oder Gold gebunden. Damit sollen Kurskapriolen, wie sie bei Bitcoin an der Tagesordnung sind, vermieden werden. Denn bei Letzteren entscheidet allein Angebot und Nachfrage über den Preis. Während die meisten Anbieter von Stablecoins die Kursbindung mit Einlagen beispielsweise in Dollar oder Gold gewährleisten, ist TerraUSD ein „dezentraler“ Stablecoin. Hier soll automatisiert ein komplexer Mechanismus von Handelsgeschäften mit anderen Kryptowährungen den Kurs bei einem US-Dollar pro TerraUSD halten. Mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 7,6 Milliarden Dollar ist TerraUSD laut CoinMarketCap.com die Nummer 14 der Kryptowährungen.
Auch Zinserhöhungen belasten den Kurs
Im Sog von TerraUSD geriet auch der Kurs des bekanntesten Stablecoins, Tether, ins Rutschen und fiel am Donnerstag auf bis zu 0,95 Dollar. Da Tether nur unzureichend transparent mache, mit welchen Wertpapierbeständen es die Kursbindung an den Dollar aufrechterhalte, sei es ein natürliches Ziel für Spekulanten, sagte BCB-Experte Usher. Tether sei aber etablierter als TerraUSD. Daher werde sich der Kurs sicher bald wieder bei einem Dollar einpendeln. Mit einem Börsenwert von etwa 82 Milliarden Dollar ist Tether hinter Bitcoin und Ethereum die Nummer drei unter den Kryptowährungen. Rund die Hälfte der addierten Marktkapitalisierung aller Stablecoins entfällt auf diese Cyber-Devise.
Vor diesem Hintergrund wollen Regierungen die Regulierung des Sektors vorantreiben. Ashley Alder, Chef der Weltorganisation der Börsenaufsichten (IOSCO), signalisierte für kommendes Jahr die Gründung einer internationalen Behörde für Kryptowährungen. Neben dem Klimawandel und der Pandemie sei dies das dritte wichtige Thema für Regierungen. Die US-Notenbank hatte unlängst vor Kurseinbrüchen bei Stablecoins gewarnt, weil in turbulenten Börsenzeiten der Wert der Einlagen, die die Preisbindung gewährleisten sollen, fallen könne.
Es gibt aber auch noch andere Faktoren, die den Kurs der Kryptowährungen drücken. „Die Furcht vor raschen Zinserhöhungen insbesondere durch die US-Notenbank entzieht Bitcoin und Co. einen der wichtigsten Nährböden aus den vergangenen Monaten“, sagt beispielsweise Analyst Timo Emden von Emden Research. Es herrsche die absolute Ausverkaufsstimmung am Markt.
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