Wochenmarkt in Schengen / Kurz vor den Wahlen kochen Politiker
Der Wochenmarkt in Schengen liebt gutes Wetter sowie Wahlfieber. Am Mittwoch gab es beides im Überfluss. Bereits kurz vor 9 Uhr morgens stehen die ersten Stände. Besucher suchen nach Parkplätzen. Zwischen Europamuseum und Mosel sind die Marktleute in freudiger Erwartung. Verschiedene Politiker und Parteimitarbeiter auch.
Martine Hansen und Octavie Modert kaufen Honig ein. Zum Eigenverzehr, nehmen wir an, nicht um ihn dem Volk ums Maul zu schmieren. Das parteieigene Medien-Team begleitet die christlich-sozialen Damen auf Schritt und Tritt. Vom Ahoi am Stand der Piraten lassen sie sich nicht kapern und für ein Gläschen Crémant ist es selbst an der Mosel noch etwas zu früh.
Am Stand, an dem später Mosel-Bürgermeister, Schöffen und andere ihr Show-Cooking-Talent zum Besten geben wollen, warten drei mickrige Kochplatten auf ihren Einsatz. Nach Drei-Gänge-Menü sieht das nicht aus. Man darf gespannt sein.
Politiker fehlen
Bei der CSV, die mit stattlicher Frau- und Mannschaft angereist ist, vertreiben sie sich unterdessen die Zeit, indem sie Fotos mit Hund machen. Luc Frieden, Spitzenkandidat für die Landeswahlen, ist auch da. Als Wahlgadget gibt’s Lippenbalsam und Kugelschreiber, die allerdings nur mit blauer Tinte schreiben.
Auch Michel Gloden, Bürgermeister von Schengen, kauft jetzt Honig. „Damit wird das Essen nachher fein abgeschmeckt“, sagt der Hobby-Koch. Die Imker aus Bech-Macher freut’s. Weniger amüsiert sind die Besucher darüber, dass der Wochenmarkt an der Mosel offensichtlich immer weniger Marktleute anzieht. Der Bäcker, der Grieche und der Blumenhändler fehlen, sagt die Dame. „Vor Corona war das anders.“
Was fehlt noch in diesem Superwahljahr? Na, zum Beispiel ein Stand der DP, der Grünen und der LSAP, ganz zu schweigen von den beiden Bürgerlisten, die im Juni in Schengen bei den Gemeindewahlen erstmals im Proporzsystem gegeneinander antreten. Aber gut, Vertreter beider Listen und auch der DP sind anwesend.
Bei den Hobbyköchen läuft es indes offensichtlich recht gut. Der Geruch ist vielversprechend. „Wäinzoossiss und Kartoffelpüree“ stehen auf dem Menü. Aber Geduld! Die Leute vom „Syndicat d’initiative“ nutzen die Zeit und machen schon mal Werbung für die traditionelle „Hunnefeier“ am 15. Oktober, dem Sonntag nach den Parlamentswahlen: Ein Wagencorso, der bis nach Marokko fahre, werde an dem Tag in Schengen starten. Wir werden sehen. „Energy balls“, die an einem Stand verkauft werden, scheinen genau das Richtige für lange Autofahrten oder für Politiker, denen im Wahlkampf manchmal die Puste ausgeht.
Am Stand der Hobbyköche gibt es inzwischen erste kleine Kostproben. Genau richtig zum Aperitif. „Wird es für alle reichen?“, fragt einer der CSV-Leute. „Wo kommen wir denn hin, wenn jetzt schon die Christlich-Sozialen an der wundersamen Vermehrung von Speise und Trank zweifeln?“, so Bürgermeister Michel Gloden.
Warten auf die „Marie-Astrid“
Währenddessen erklingt „Aux Champs-Elysées“ über den Marktplatz und „Volare“. Sehnsüchte werden wach. Beispielsweise nach der historischen „Marie-Astrid“, auf der 1985 und 1990 die Schengener Abkommen unterschrieben wurden. Der Luxemburger Staat hat das Schiff zurückgekauft, um es spätestens 2025 an die Mosel zurückzubringen. Mehr erfährt man leider auch am Mittwoch nicht. Gleiches gilt für Schloss Schengen. Guy Rollingers Hotelprojekt scheint jedenfalls nicht voranzukommen. Was man erfahren kann, ist, dass am 9. Mai, dem Europatag, in Schengen, Wiege des grenzenlosen Europas, keine Feierlichkeiten auf dem Programm stehen. Schade.
Gegen Mittag findet sich Lea Linster gut gelaunt am Stand der Hobby-Köche ein. Und? Schmeckt’s ihr? Es sieht ganz danach aus. „Das Kartoffelpüree ist exzellent zubereitet und abgeschmeckt und die Idee, die Wäinzoossiss wie eine Currywurst in Scheiben geschnitten zu servieren, gefällt mir sehr gut“, sagt die Preisträgerin des „Bocuse d’Or“.
Für das Kochteam rund um die Bürgermeister und Schöffen aus Mondorf, Remich und Schengen ist das eine gute Nachricht. Sollte es bei den Wahlen im Juni nicht klappen, steht einer Karriere als Restaurant-Betreiber nichts im Wege.
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Scheinhaelleg Politiker!
Elo kachen se eng Zopp fir d’Wiehler, an wann se gewiehlt sinn kucken se nemmen an hir eegen Taesch !