CMCM-Meeting / Längst kein „No-Name“ mehr: Victoria Rausch ist auf der Karte der luxemburgischen Leichtathletik angekommen
Mit dem CMCM-Meeting am Sonntag findet nach einem Jahr Pause endlich wieder der Leichtathletik-Höhepunkt am Anfang des Jahres statt. Auch wenn die laufende Hallen-Saison noch jung ist, so konnte vor allem Victoria Rausch einmal mehr auf sich aufmerksam machen und sorgte für einen weiteren Landesrekord über 60 Meter Hürden. Und die Hürdenspezialistin hat noch längst nicht genug.
Es ist auf den Tag fast genau ein Jahr her, dass der Knoten bei Victoria Rausch endlich richtig platzte. Am 16. Januar 2022 lief die Sprinterin bei einem Indoor-Wettkampf in Metz einen neuen Landesrekord über 60 Meter Hürden und verbesserte damit eine nationale Bestleistung, die nicht weniger als 26 Jahre Bestand hatte. Ein Tag, an dem die Sportsoldatin nach mehreren schwierigen Jahren endlich eine erste große Duftmarke setzen konnte und plötzlich quasi aus dem Nichts heraus im Mittelpunkt stand. Und was für ein Jahr auf sie warten würde, das konnte die inzwischen 26-Jährige zu diesem Zeitpunkt kaum erahnen: Bis zum Ende der Hallensaison hatte sie ihren eigenen Rekord von 8,29 Sekunden bis auf 8,21 nach unten geschraubt. Im Sommer machte sie dort weiter und holte sich auch die nationale Bestleistung über 100 Meter Hürden, die ebenfalls aus dem Jahr 1996 stammte. Höhepunkt war schließlich die Qualifikation für die Europameisterschaft im Sommer in München, wo sie überraschend den Sprung bis ins Halbfinale schaffte.
Dabei war sich Victoria Rausch im Dezember 2021 noch nicht einmal sicher, ob sie die letztjährige Hallensaison überhaupt komplett bestreiten könnte. Während drei Jahren machte ihr eine hartnäckige Hüftverletzung nämlich immer wieder zu schaffen und auf sportlicher Ebene wurde sie so stets zurückgeworfen. „Ich habe sehr hart dafür trainiert zurückzukommen, dass das letzte Jahr so laufen würde, hatte ich zwar gehofft, damit gerechnet aber nicht wirklich“, gibt die Sportsoldatin zu und tut sich schwer damit, die richtigen Worte für das Jahr 2022 zu finden: „Mir fällt eigentlich kein anderer Begriff als ‚mega‘ ein“, gibt sie mit einem Lachen zu. Spätestens nach ihrem Halbfinalauftritt in München dürfte die 26-Jährige nun nicht mehr nur den Leichtathletikfans im Land ein Begriff sein. „Das war wirklich der beste Saisonabschluss, den man sich hätte wünschen können“, beschreibt sie ihren bisherigen Karrierehöhepunkt.
„Eine großartige Gelegenheit“
Nach der Europameisterschaft machte die Sprinterin erst einmal zwei Wochen Pause, in denen sie gar nicht an den Sport dachte. Danach war der Blick schon wieder auf neue Ziele und das Jahr 2023 gerichtet. Und die aktuelle Indoor-Saison hätte für die Hürdenspezialistin kaum besser starten können. Denn diese begann einmal mehr mit einem neuen Landesrekord auf der Hürdenstrecke, den sie inzwischen bis auf 8,17 Sekunden verbessern konnte. „Die Saison ist noch am Anfang, bisher gab es gerade einmal zwei Rennen. Nachdem ich Ende Oktober leicht verletzt war, bin ich bisher eigentlich ganz zufrieden. Man sieht, dass die ganze Arbeit anfängt, Früchte zu tragen.“ Dabei lastet inzwischen ein ganz anderer Druck auf den Schultern der 26-Jährigen, die zu Beginn des letzten Jahres kaum jemand wirklich auf der Rechnung hatte. Inzwischen ist sie nämlich längst kein „No-Name“ mehr und gute Resultate werden fast schon erwartet. „Den meisten Druck mache ich mir ehrlich gesagt selbst. Ich möchte unbedingt mein Niveau bestätigen und weiter verbessern, mich immer weiter pushen.“
Mir fällt eigentlich kein anderer Begriff als ,mega‘ einüber ihr erfolgreiches Jahr 2022
Und mit dem CMCM-Meeting, das vor einem Jahr aufgrund der Corona-Situation noch abgesagt werden musste, wartet am Sonntag nun der erste große Saisonhöhepunkt auf Rausch und ihre FLA-Kollegen. „Die Vorbereitung verlief jetzt nicht spezifisch hierauf. Doch so ein Meeting zu Hause, bei dem Freunde und Familie dabei sein können, ist immer wieder etwas ganz Besonderes. Hier will man natürlich so gut wie möglich laufen“, erklärt die Sprinterin, die die Möglichkeit sehr schätzt, in Luxemburg gegen eine solch starke Konkurrenz antreten zu dürfen. „Für die Luxemburger Leichtathletik ist das eine großartige Gelegenheit.“
Schritt für Schritt
Das große Saisonziel in diesem ersten Halbjahr heißt bei Victoria Rausch derweil Qualifikation für die Hallen-EM in Istanbul. Dies, nachdem sie im vergangenen Jahr die Indoor-WM noch verpasst hat. Keineswegs ein leichtes Unterfangen, wie sich die 26-Jährige bewusst ist: „Die Norm liegt sehr hoch.“ War vor einem Jahr noch eine Zeit von 8,16 Sekunden nötig, ist dies mit dem neuen Qualifikationsverfahren, bei dem auch das Ranking berücksichtigt wird, nun ganz anders. Für eine direkte Qualifikation wird somit eine Zeit von 8,03 Sekunden gefordert. „Das ist noch ein gutes Stück weit weg und somit hoffe ich, dass ich es eben über das Ranking schaffen werde“, betont Victoria Rausch weiter und fügt direkt hinzu: „Es gibt so viele Athletinnen, die für diese paar wenigen Plätze in Frage kommen, das wird wirklich ,the survival of the fittest‘.“ Sieht man sich das „Road to Istanbul“-Ranking derzeit an, so belegt Victoria Rausch den 29. Platz und wäre im 32-köpfigen Teilnehmerfeld dabei. Aber die Saison ist noch lang und am Ende dürfte jeder Punkt zählen. Uns so steht bei der 26-Jährigen derzeit auch die Hallensaison komplett im Fokus. „Über das Sommerprogramm habe ich mir derzeit ehrlich gesagt noch nicht so viele Gedanken gemacht.“ Eines steht aber fest, die Hürdenspezialisten möchte sich Schritt für Schritt weiter verbessern, denn dass in Zukunft schnellere Zeiten gefordert werden, dessen ist sie sich sicher. „Da wird man unter acht Sekunden laufen müssen, das ist noch ein langer Weg für mich.“ Vor allem im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris, wie für viele andere Athleten auch für Victoria Rausch ein großer Traum.
Dass es neben Patrizia van der Weken, Bob Bertemes und Charel Grethen, die allesamt im letzten Jahr bei der Hallen-WM in Belgrad und der EM in München dabei waren, mit Victoria Rausch inzwischen eine weitere heiße Kandidatin für die großen internationalen Höhepunkte gibt, zeigt, welchen Aufwind die luxemburgische Leichtathletik derzeit erlebt. Am Sonntag werden sich sogar zehn FLA-Athleten mit der starken internationalen Konkurrenz messen. „Das ist schön zu sehen, ich hoffe, dass das Publikum auch zahlreich erscheinen wird“, erklärt Victoria Rausch. Und wer weiß, vielleicht wird die Rekordfrau der letzten zwölf Monate die einheimischen Fans einmal mehr zum Jubeln bringen. Unmöglich sicher nicht.
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