Filmdreh / Laiendarsteller aus Mersch erinnern an eine grausame Zeit
In den vergangenen sechs Jahren haben die Merscher Geschichtsfreunde, in enger Zusammenarbeit mit der Merscher Pfadfindergruppe Saint Michel, insgesamt sechs Filme aufgrund von durchgeführten Recherchen zum Zweiten Weltkrieg gedreht. Sie schildern jedes Mal das Schicksal eines auf dem Totendenkmal in Mersch aufgeführten Kriegsopfers. In diesen Tagen laufen die Dreharbeiten zum siebten Film mit dem Titel „D’Ierzenzopp ass gutt“. Wir begleiteten die Laiendarsteller an einem der Drehtage auf „Karelshaff“.
August 1943: Ein Geschwader von amerikanischen Boeing-B-17-Bombern, auch noch unter der Bezeichnung „Fliegende Festung“ bekannt, war gerade über der Südeifel auf etwa 8.400 Metern Höhe unterwegs. Ihre Aufgabe bestand darin, strategisch wichtige Ziele in Deutschland zu bombardieren. Wegen Treibstoffmangels mussten ihre Begleitflugzeuge über der Südeifel abdrehen und nur wenige Minuten später wurden die Bomber von unzähligen deutschen Jagdflugzeugen des Typs Messerschmitt Bf 109 angegriffen.
Gleich mehrere Bomber wurden so abgeschossen, der Pilot einer dieser Maschinen, deren Motoren allesamt bereits in Flammen standen, täuschte zuerst einen Absturz vor, sodass die deutschen Jagdflugzeuge von ihm abließen. Er konnte die schwer beschädigte Maschine einmal kurz hochziehen, was der 10-köpfigen Besatzung Zeit ließ, mit dem Fallschirm abzuspringen. Die zwei Piloten konnten sich später zu Fuß durch die feindlichen Linien bis nach Luxemburg durchkämpfen.
Und das ist der Moment, wo die Luxemburger Resistenzler in Aktion treten, die nun im obengenannten Film „D’Ierzenzopp ass gutt“ zu Ehren kommen. Die beiden US-Piloten schlugen sich während einer 14-tägigen Odyssee durch die Wälder der Eifel nachtsüber bis an die Sauer in Dillingen durch, wo sie zum ersten Mal luxemburgischen Boden berührten. Wenige Tage später erreichten sie Mersch. Ab dann erhielten sie Hilfe von Resistenzlern der lokalen Zelle der LVL („Lëtzebuerger Volléckslegioun“), die sie zum „Karelshaff“ führten, einem auch heute noch bestehenden Gehöft zwischen Colmar-Berg und Mertzig. Die tapferen Männer und Frauen der LVL brachten es fertig, in den darauffolgenden Tagen die beiden US-Piloten mit Fahrrädern unbemerkt bis nach Differdingen zu bringen, wo sie von französischen Resistenzlern aufgenommen wurden.
Verbrechernest
Von dort ging ihre gefährliche Reise bis nach Gibraltar, wo sie schlussendlich in der englischen Botschaft aufgenommen wurden. Drei Monate nach ihrem Aufenthalt auf „Karelshaff“ waren die beiden Piloten nach London in Sicherheit gebracht worden. Die BBC meldete damals „D’Ierzenzopp ass gutt“, was ein kodierter Spruch war, um mitzuteilen, dass die beiden US-Piloten sicher in den freundlichen Linien angekommen waren.
Fast alle luxemburgischen Resistenzler, die damals an der Aktion beteiligt waren, wurden deswegen von den Nazis verhaftet und in ein KZ gebracht. Viele von ihnen überlebten die Folter im Konzentrationslager nicht. Den „Karelshaff“ betitelten die Nazis als „Verbrechernest“ und er stand ab da an unter ständiger Beobachtung.
Der oben erwähnte Film, den die Merscher Geschichtsfreunde zusammen mit den lokalen Scouten und Guiden zurzeit drehen, handelt um diese Geschichte und wird, wie bereits die vorherigen sechs Filme, im Rahmen der nationalen Kommemorationsfeier gezeigt. Insgesamt 40 Personen, alles Laiendarsteller, stehen an den insgesamt sieben Filmsets (vier davon sind Originalschauplätze) vor oder hinter der Kamera.
Die Recherchen sowie die Produktion des Buches zum Film übernahmen die Merscher Geschichtsfreunde unter ihrem Präsidenten Erny Kohn. Die Vorbereitung zum Filmdreh, unter anderem die Beschaffung der Requisiten und Kleider sowie der Aufbau mancher Kulissen, dauerten zwei Monate.
Der letztjährige Film „De Bäcker a säi Radio“, der ebenfalls im Rahmen der „Journée de la commémoration nationale“ gezeigt wurde, kann man auf Youtube verfolgen.
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