Kugelstoßen / Landesrekord und Europajahresbestleistung: Der magische Stoß von Bob Bertemes
Bob Bertemes hat am Sonntag für den Höhepunkt bei den Indoor-Landesmeisterschaften in der Coque gesorgt. Mit einem magischen Stoß über 21,93 Meter hat er nicht nur einen neuen Landesrekord, sondern auch eine Europajahresbestleistung aufgestellt. Von der Favoritenrolle will er vor der EM in anderthalb Wochen dennoch nichts wissen.
Bob Bertemes gab im Moment des Abstoßes einen Urschrei ab, der durch die gesamte Arena der Coque schallte. Es folgte kurze Stille, dann tosender Applaus. In seinem letzten Versuch hatte der Sportsoldat die Kugel bei den Indoor-Landesmeisterschaften gerade auf 21,93 Meter befördert und damit einen neuen Landesrekord und eine Europajahresbestleistung aufgestellt.
„Das Gefühl war sofort gut“, erzählte Bertemes nach seinem Wettkampf mit einem großen Lächeln im Gesicht. Im letzten Versuch war ihm der Rekord gelungen, davor hatte er in fünf Anläufen nur einen gültigen über 20,71 erreicht. „Es waren auch bei den ersten paar Versuchen schon ein paar gute dabei. Aber mein Timing hat nicht ganz gepasst. Ich habe die Kugel zu weit mitgenommen und dann wurde der Kreis zu klein“, erklärte er: „Es ist die Magie des perfekten Stoßes.“
87 Zentimeter weiter
Bereits mit dem Plan, seinen Landesrekord anzugreifen, war Bertemes in die Coque gekommen. Dass die Kugel am Ende 21,93 weit fliegen würde und er seine eigene nationale Bestmarke, die er vor rund drei Wochen in Norwegen aufgestellt hatte, um ganze 87 Zentimeter verbessern würde – damit hätte er selbst nicht gerechnet. „Das Training läuft im Moment gut. Wir arbeiten daran, dass ich meine Leistung öfter und konstanter abrufen kann. Dass es so weit geht … es ist einfach der Drehstoß. Manchmal geht es total in die Hose, wenn man aber einen perfekt trifft, ist extrem viel drin.“
Vor 2023 hatte Bertemes im Jahr 2021 bisher zum letzten Mal die 21er-Barriere durchbrochen. Die Monate danach waren nicht einfach für den COSL-Elitekaderathleten. An seine Bestleistung kam er nicht mehr ran. „Im letzten Sommer habe ich relativ früh erkannt, dass einfach gar nichts klappt. Zusammen mit meinem Trainer habe ich dann entschieden, einen Cut zu machen und die WM auszulassen. Es ging einfach darum, ein bisschen Pause zu machen“, blickt der 29-Jährige auf die vergangenen Monate zurück. „Nach Olympia 2021 haben wir einfach viel zu früh wieder attackiert. Ich hätte danach länger pausieren müssen. Ich habe dann später den Preis dafür bezahlt.“
In der Pause ging es letztes Jahr darum, etwas Abstand zum Sport zu gewinnen. „Ich musste wieder realisieren, dass auch andere Dinge wichtig sind, und auch ein paar private Dinge auf die Kette bekommen. Danach war ich wieder freier im Kopf, um zu trainieren“, so der CAB-Athlet, der sich aber, bevor er weitermachte, mit seinem Trainer zusammensetzte, um neue Ziele zu definieren. „Wir haben geplant, wie wir die beiden Jahre bis Paris angehen wollen. Erst als dies alles klar war, konnte ich wieder Vollgas geben. Ich habe jetzt wieder mehr Lust und es macht wieder Spaß.“
Cool bleiben
Das stellte er am Sonntag auch auf der heimischen Bühne unter Beweis. Mit seiner Weite von 21,93 Metern hat Bertemes nicht nur die Qualifikationsnorm von 21,20 Metern für die Hallen-EM in Istanbul geknackt, sondern auch die drittbeste Weltjahresleistung gestoßen. Nur der US-Amerikaner Ryan Crouser stieß die Kugel 2023 bisher zweimal weiter – 22,58 m und 23,38 m (Weltrekord).
In Europa steht Bertemes mit seiner Leistung 2023 auf dem ersten Platz (Stand 19. Februar). Bei der EM in der Türkei, die in knapp anderthalb Wochen beginnt, sieht sich der Luxemburger dennoch nicht als Favorit. „Nein, gar nicht“, sagt er am Sonntag auf die Favoritenrolle angesprochen. „Ich habe auch gerade schon mit meinem Mentaltrainer Frank (Muller) geredet. Wir haben schon einen Termin ausgemacht, um zu entscheiden, wie wir die Sache angehen.“
„Ich denke, es ist wichtig, jetzt cool zu bleiben. Wenn ich an Doha (Weltmeisterschaft 2019; Anm. d. Red.) zurückdenke – auch da sind wir mit einer extrem guten Meldeleistung hingereist“, erinnert er sich. Im Wettkampf kam Bertemes dann am Ende aber nur auf 19,89 Meter und den 26. Platz. „Das muss ich jetzt vermeiden. Aber man wird ja auch älter und erfahrener – zumindest hoffe ich das“, scherzt er: „Wir müssen uns diesmal einfach gescheiter anstellen.“
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