Nach Schreiben von „Méco“ / Landwirtschaftsminister Romain Schneider äußert sich zu Kritik an Schulobst-Ausschreibung
Die Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“ hatte am Dienstag die aktuelle Ausschreibung der Regierung zum Schulobstprogramm 2020/21 kritisiert – Landwirtschaftsminister Romain Schneider hat nun im Tageblatt-Gespräch dazu Stellung genommen.
Die Luxemburger Regierung stellt den Schülern im Großherzogtum an fünf Tagen die Woche gesunde Snacks in Form von Obst oder auch Gemüse zur Verfügung. Dazu veröffentlicht das Landwirtschaftsministerium jedes Jahr eine Ausschreibung, um Lieferanten für das Programm zu finden. Die Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“ („Méco“) kritisierte die Ausschreibung am Dienstag und betitelt sie sogar als einen „Flop“ (wir berichteten). Der Vorwurf: Laut der Organisation sind die Kriterien des Landwirtschaftsministeriums nicht streng genug, unter anderem was die Regionalität, die Qualität oder die Anbaumethode angeht.
Luxemburgs Landwirtschaftsminister Romain Schneider sieht das allerdings etwas anders als „Méco“. Am Donnerstag erklärt er im Tageblatt-Gespräch: „Ich würde die Ausschreibung ganz und gar nicht als Flop bezeichnen.“ Die Stellungnahme der Organisation kennt er gut, denn „das ist die gleiche Stellungnahme wie auch schon im Jahr 2019 und 2018“, sagt Schneider. Grundsätzlich verstehe er zwar, was die Stellungnahme verdeutlichen soll: „Wir sind natürlich noch nicht bei 100 Prozent und Einzelheiten sind noch ausbaufähig – aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg.“
Der besagte „gute Weg“ lasse sich laut Schneider damit begründen, dass die Zahlen aus den vergangenen Jahren durchaus für einen gewissen Anteil an Regionalität und biologischen Anbau sprächen. Ein Beispiel: „Im Schuljahr 2019/20 waren rund 42 Prozent des Schulobsts Bioprodukte und 25 Prozent waren aus regionalem Anbau.“ Gerade während der Corona-Pandemie sei zudem klar zu sehen, dass die Regionalität in einer Krise Vorteile haben könne.
Schneider: Kleinere Produzenten dürfen zusammenarbeiten
Es sei außerdem möglich, dass sich mehrere kleinere Produzenten zusammentun und so gemeinsam große Lieferungen stemmen, sagt Schneider. Die gesamte Menge an Schulobst ist nämlich in fünf sogenannte „Lose“ aufgeteilt. Es sei jedoch nicht zwangsläufig notwendig, dass genau ein Obstbauer auch nur ein „Los“ bediene, erklärt der Landwirtschaftsminister. So sei es möglich, dass auch kleinere lokale Betriebe an dem Programm teilnehmen könnten. Als Vorbild hatte „Méco“ in der Stellungnahme die rheinland-pfälzische Ausschreibung für Schulobst in Deutschland genannt. Dort gebe es eine Aufteilung in 139 „Lose“, die etwa der Belieferung von 10 bis 20 Schulen oder Kindertagesstätten entspricht.
Dass das Schulobst zu 100 Prozent regional in Luxemburg angebaut werde, sei laut Schneider nicht realistisch. „Nicht jedes Tafelobst kann in Luxemburg angebaut werden.“ Dass in der Ausschreibung bestimmte Sorten gefordert werden, wie zum Beispiel die weltweit verfügbaren Apfelsorten „Jonagold“, „Gala“ oder „Golden“, sei für Schneider kein Ausschlusskriterium für lokale Produzenten. Die Sorten würden ebenso in Luxemburg angebaut.
Ein weiterer Grund dafür, dass die Ausschreibung beispielsweise bestimmte Obstsorten oder -größen vorschreibt – Apfel müssen einen Durchmesser von 65 bis 77 Millimeter haben –, ist laut Schneider den EU-Vorgaben geschuldet. Da es sich um ein europäisches Programm handele, gebe es auch bestimmte Vorschriften, wie so eine Ausschreibung auszusehen habe. Kofinanziert wird das Projekt nämlich mit Mitteln der Europäischen Union. Von den insgesamt rund 145 Millionen Euro, die europaweit für das Obstprogramm im Schuljahr 2020/21 vorgesehen sind, erhält Luxemburg 333.895 Euro.
- Montag könnte der erste Schnee nach Luxemburg kommen – Sturmpotenzial ab Dienstag - 14. November 2024.
- Regierung bestätigt laut „déi gréng“ Kürzung bei medizinischem Cannabisprogramm - 13. November 2024.
- „Mischo gefährdet den sozialen Frieden“: Gewerkschaften verlassen Ausschusssitzung vorzeitig - 8. Oktober 2024.
Apfelsorten „Jonagold“, „Gala“ oder „Golden“, sei für Schneider kein Ausschlusskriterium für lokale Produzenten.
Anders gefragt: Wenn man regional vorhandenen Apfelsorten verstärkt den Vorzug gegenüber weltweit verfügbaren Sorten geben würde, könnte das den hiesigen Obstbauern helfen?