Nationale Ehrung / Léa Linster, Starköchin und Handwerkerin, erhält die „Distinction honorifique“
Schlagfertig, entwaffnend offen, humorvoll und eine exzellente Köchin – es gibt nur eine, auf die alle diese Eigenschaften passen. Bereits 1987 holt Léa Linster (67) den Michelin-Stern nach Frisingen. Zwei Jahre später gelingt ihr ein weiterer Coup: Sie bekommt den „Bocuse d’Or“. Im deutschen Ausland ist sie eine Berühmtheit und erfährt am diesjährigen Nationalfeiertag auch nationale Ehre. Die Starköchin ist eine derjenigen, die per „Distinction honorifique“ ausgezeichnet wurden.
Léa Linster verspätet sich zum Interviewtermin. Es ist einen Tag vor dem feierlichen Anlass und sie muss sich noch eine Strumpfhose kaufen. Der Einkauf nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, dafür aber der Hin- und Rückweg. Sie wird überall erkannt. Mindestens fünf Selfies mit Passanten hat sie hinter sich, als sie sich sichtlich erleichtert auf einer der Bänke in ihrem Delikatessenladen niederlässt. „Sie ist einfach zu bekannt“, kommentiert gelassen ein Gast, der sich am Nebentisch gerade einen Kaffee gönnt.
Mit ihr zieht sofort Leichtigkeit, Witz und Schalk im Nacken in das kleine Geschäft direkt neben den Palais. Selbstverständlich darf die Frage nicht fehlen, ob die Madeleines schmecken. Dafür ist sie so berühmt wie für ihr Essen und unter Patissiers fast schon berüchtigt. Die nationale Auszeichnung kommt spät und baut auf harter Arbeit auf. Sätze wie „Ich bin 40 Jahre erst nachts um eins ins Bett“ oder „Man darf nie aufgeben und muss sich selbst treu bleiben“ wirft sie ohne zu überlegen in den Ring.
Die Lebenserfahrung hinter den Worten mildert sie sofort mit einem Witz. Sie lacht gern und viel. Obwohl sie schon Menschen bekocht hat, die andere nur aus dem Fernsehen kennen, und man sich den Druck nur annähernd ausmalen kann, folgt sie einem inneren Grundsatz: „Man darf das Leben nicht zu ernst nehmen.“ Den unkomplizierten Umgang mit Menschen lernt sie in der Gaststube ihrer Eltern. Léa Linster kommt aus einer Gastronomiefamilie, kennt das Metier von klein auf.
Jederzeit bereit, sich neu zu erfinden
„Ich habe ja schon früh geholfen und hinter dem Tresen die Gespräche mitbekommen“, sagt sie. Als sie 1987 den Michelin-Stern erhält, ist es eine kleine Sensation. Bei Léa Linster hört es sich eher nach „hab’ ich mir vorgenommen und durchgezogen“ an. Die damals berühmteste Hebamme im Land hilft bei der Geburt des dritten Kindes der Linster-Familie in Differdingen. Ihre Mutter bestand darauf, alle vier Kinder unter ihrer Obhut zu entbinden. Tochter Léa wächst in Frisingen auf.
Sie selbst hat daraus eine Lehre gezogen. „Ich wusste schon ganz früh, dass man berühmt werden muss, sonst kommt keiner“, sagt sie. Ihrem Vater hat sie nach der Übernahme des Restaurants versprochen, fünf Jahre danach den Stern zu holen. Sie hält ihre Zusage und verteidigt die Auszeichnung 31 Jahre erfolgreich hintereinander. Nun tut das Sohn Louis.
„Ich lache morgen schön und winke“, ruft sie dem Gast beim Hinausgehen noch zu, der ihr zuvor viel Glück für die Überreichung wünscht. „Und wenn ich fallen sollte, bin ich länger im Bild.“ Das muss noch hinterher. Ihre Beine machen gerade nach der langen Zeit des Stehens Probleme. 2018 zieht sie sich endgültig aus dem Restaurant zurück. Sohn Louis ist heute die fünfte Generation im Restaurant Linster. Das Aufhören ist ihr schwergefallen, gibt sie unumwunden zu.
Loslassen können und filmreife Szenen
„Man fällt in ein Loch, wenn man das so lange gemacht hat“, sagt sie. Aber sie weiß das Geschäft in guten Händen. „Louis hat sofort einen Zahn zugelegt und was ich gemacht habe, macht er noch besser“, sagt sie – ganz ohne angeben zu wollen. Die zielstrebige Starköchin hat sich über die Jahre immer wieder selbst neu erfunden. Darin liegt wohl ein Teil ihres Erfolgsgeheimnisses. 40 Jahre lang investiert sie in das Restaurant, behält alte Sachen bei und nimmt neue dazu. Auf der Speisekarte wie im Interieur.
Stress, Druck oder ein Zuviel kommen ihr nicht über die Lippen, wenn sie Anekdoten aus ihrem Leben erzählt. Davon gibt es viele. Sie sagt, manches sei echt filmreif gewesen. An den Tag, als sie in den 80ern ihren ersten Kredit für das Restaurant, in dem sie zeitweise bis zu 18 Mitarbeiter beschäftigt, aufnimmt, erinnert sie sich noch genau. Als der Bankberater nach ihrem „Business-Plan“ fragt, sprudelt es nur so aus ihr heraus. Die Vorstellung beeindruckt. „Danach hat er gesagt, wenn Sie so gut kochen können wie Sie reden, braucht die Bank sich keine Sorgen machen“, erzählt sie.
Oder als sie zwei Jahre nach dem Michelin-Stern 1989 mit zwei kleinen Koffern am Brüsseler Flughafen auf dem Weg nach Lyon steht, um den „Bocuse d’Or“ zu erkochen. In einem hat sie ihre Nudelmaschine und im anderen ihre Kochkleidung und drei Trüffelknollen, wichtige Zutaten. Ihr Lammrücken in Kartoffelkruste mit Karotten, Petersilie und Rosmarin überzeugt. Sie gewinnt. Als erste und bislang einzige Frau. Das war 1989.
Späte Genugtuung
Gegönnt haben ihr das damals nicht viele daheim. Das kränkt bis heute. „Es hat sich fast danach angefühlt, als hätte ich etwas falsch gemacht“, sagt sie. Dafür zollt ihr das Nachbarland Deutschland Applaus. 16 Kochbücher publiziert sie dort, sechs davon gibt allein das Frauenmagazin Brigitte heraus. Dort hat sie 14 Jahre lang eine Kolumne zum Kochen, sie kocht im deutschen Fernsehen.
„Ich bin gefallsüchtig“, sagt sie und findet daran nichts Bedenkliches. „Was ist schlimm daran, wenn man andere glücklich macht mit dem, was man macht?“, fragt sie. „Ich will meinen Gästen gefallen.“ Getragen wird sie über alle diese Jahre zu Hause von denen, die ihre Denkweise verstehen. „Wenn ich morgen den Preis entgegennehme, dann tue ich das als Handwerkerin“, sagt sie allen Fragen nach Gleichberechtigung zum Trotz. Sie weiß, was sie kann, und wenn sie noch etwas auszeichnet, dann das: Sie kann über sich selbst lachen. Und tut es auch.
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Es gibt noch viel andere kreative Handwerker oder
Handwerkerinen die auch Preise verdient hätten,
die es aber nicht fertig bringen sich überall vorzudrängen
und mit überheblichen Autritten zu glänzen, trotzdem aber
sehr bevorzugt werden und perfekte Dienstleistungen am
Kunden hinterlassen, wie gesagt manchmal viel Wind und Luft.
Lea Nationale. Warum nicht. Neben Lafer und Lichter konnte sie lecker mithalten. Pardon: locker mithalten.
Und da wir Luxemburger es lieben wenn unsere Fahne auch einmal im Ausland weht und,ausnahmsweise, auch ein echter/eine echte Luxemburger/In darunter steht,also.Besser geht nicht.
Ah ja.Da wären noch die Schleck Brüder.Wie wär’s.
@Kamill
Genau, das musste einmal klar und deutlich gesagt werden!
„Lea Linster ist ein Star und Luxemburgs beste Botschafterin im Ausland“
…ma dann ass et net gutt ëm eis bestallt wann dem esou ass…hu mer keng aner „Botschafter“ (Literatur, Musik, Wëssenschaft…)? Wa mer eis op dat heite beschränken…Aua!!!!!
Botschafter oder Botschafterin Luxusburgs fürs Ausland,
da gibts noch andere Bürger von denen man nicht spricht,
als das ZDF Hotelaufenthalt und sonstige Spesen nicht mehr
finanzierte,da wars schnell vorbei mit den überheblichen
Kochauftritten,meistens hat man den Geburtsschein verloren
wie man das so zu sagen pflegt. All Kommentar überflüssig.