/ Lego oder Plemo? Die Kinderzimmer-Frage gilt jetzt auch im Kino
Lego oder Playmobil? Das ist jetzt nicht nur im Kinderzimmer eine Gewissensfrage, sondern auch im Kino. Nach dem „Lego Movie“ legt die Konkurrenz nun nach mit „Playmobil: Der Film“.
Lego hat es mit „Ninjago“ und dem „Lego Movie“ vorgemacht: Spielzeug-Figuren können auch ohne Mimik und trotz sehr beschränkter Motorik zu Filmstars werden. Der erste „Lego Movie“ spielte weltweit mehr als 450 Millionen US-Dollar ein. Nun zieht die Konkurrenz aus dem Spielzeugregal mit „Playmobil: Der Film“ nach.
Darin geht es um den kleinen Charlie und seine große, von der weiten Welt träumende Schwester Marla. Gemeinsam durchleben Bruder und Schwester mit ihren Playmobil-Figuren Abenteuer und singen davon, wie sie es den Eltern beibringen wollen, dass Marla nach der Schule erstmal auf Weltreise gehen will – bis alle Träume zerstört werden: Die Polizei steht vor der Tür, die Eltern der Geschwister sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Das abrupte Ende einer Kindheit, einer Jugend.
Einige Jahre später führt Marla den Haushalt, streng und frustriert, und Charlie vermisst die abenteuerlustige Schwester, die er einst hatte. Abhilfe schafft eine Playmobil-Ausstellung in der Stadt. Charlie büxt dorthin aus, Marla läuft ihm (GPS-Tracking sei dank) nach und – Zauberei – plötzlich finden beide sich in der bunten Welt von Playmobil wieder: Charlie als Wikinger, Marla als sie selbst, nur mit weniger Fingern.
Schon bald aber wird Charlie von dunklen Mächten entführt und Marla muss ihn wiederfinden auf einer Reise durch die Zukunft, den Wilden Westen, märchenhafte Zauberwelten und das alte Rom. Eine hübsche Idee: Wie das in Playmobil-Galaxien in den Kinderzimmern üblich ist, grenzen diese zeitlich und räumlich eigentlich völlig unvereinbaren Welten auch im Film direkt aneinander. Dadurch entsteht in diesem Fall durchaus Komik – eher als durch die insgesamt unspektakulären, irgendwie unmodernen und etwas vorhersehbaren Dialoge.
Regie führte Lino DiSalvo, der 17 Jahre lang in den Walt Disney Animation Studios arbeitete, zuletzt als Animationschef beim Riesen-Erfolg „Die Eiskönigin“. Das merkt man seinem aktuellen Werk durchaus an: „Playmobil: Der Film“ ist solides Animationskino, mehr aber auch nicht. Mehr wirklich originelle Einfälle hätten dem Werk da gutgetan. Im Gegensatz zur „Eiskönigin“ gibt es in diesem Fall allerdings den großen Vorteil, dass sich nicht nur die Kinder von heute sich in der bunten Welt zu Hause fühlen, sondern auch die Generation ihrer Eltern.
„Ich hatte mir als siebenjähriges Kind zu Weihnachten das Piratenschiff von Playmobil gewünscht. Ich hatte nicht erwartet, dass es klappt, weil wir damals sehr bescheiden lebten. Aber dann habe ich tatsächlich dieses Piratenschiff zu Weihnachten bekommen. Ich war total hin und weg“, erinnert sich der Musiker Michael Patrick Kelly, der als Synchronsprecher im Film zu hören ist, im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Überhaupt sind die Synchronsprecher insgesamt durchaus prominent besetzt: Matthias Schweighöfer spricht den Geheimagenten Rex Dasher, Moderator Christian Ulmen den Lebenskünstler Del, Schlager-Star Beatrice Egli die gute Fee, Ex-Skirennläufer Felix Neureuther einen russischen Wissenschaftler. Und Kelly, der als Paddy mit seiner Kelly Family berühmt wurde, leiht einem knurrigen Piraten seine Stimme.
Mit der traurigen Familiengeschichte des Films kann sich Kelly gut identifizieren: „Am Anfang des Films verlieren die beiden Geschwister ihre Eltern durch einen Unfall. Ich habe meine Mutter auch sehr früh verloren. Ich war fünf und kann deshalb ein bisschen nachvollziehen, wie der kleine Junge versucht, in einer Fantasiewelt Trost zu finden. Man kreiert eine Welt, in der man seine Gefühle ganz frei ausdrücken kann.“ Im Film wiederum ist die Reise von Bruder und Schwester in die bunte Welt der Fantasie nicht nur eine Flucht, sondern zugleich ein Befreiungsschlag, wenn auch ein ziemlich vorhersehbarer.
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