Für Schülerin kein Missverständnis / Lehrer reagiert auf Belästigungsvorwürfe im Diekircher Lyzeum
Ein Lehrer aus dem Diekircher Lyzeum reagiert in einer Stellungnahme an das Tageblatt auf die Belästigungsvorwürfe gegen seine Person. Er gibt die Kontaktaufnahmen mit den Schülerinnen zu, sagt aber, dass dies stets in freundschaftlicher Absicht passiert sei. Dennoch sei ihm nun klar geworden, dass das anders empfunden wurde. Eine Schülerin des LCD bezweifelt allerdings, dass dies ein Missverständnis sei. Ein Bericht.
Ein Facebook-Post hatte die Sache ins Rollen gebracht. Immer mehr Schülerinnen haben daraufhin Beweismaterial gesammelt und an die Direktion des „Lycée classique de Diekirch“ (LCD) eingereicht, wie eine Schülerin gegenüber dem Tageblatt berichtet. Einem Lehrer des LCD wird vorgeworfen, unter anderem minderjährigen Schülerinnen unangemessene, teils anzügliche Nachrichten gesendet haben. Auch soll es zu physischen Belästigungen bei jüngeren Schülerinnen gekommen sein. Der Lehrer wurde beurlaubt und ein Instruktionsverfahren eingeleitet.
In einer Stellungnahme an das Tageblatt schreibt der Lehrer, dass er „in keinem Fall die Tatsache leugnet, Schüler oder Ex-Schüler über Mitteilungsdienste kontaktiert zu haben“. Andererseits schreibt er aber auch, dass dies stets in einer freundschaftlichen Absicht passiert sei. Nun habe er allerdings feststellen müssen, dass die Sichtweise der Schüler nicht die gleiche sei und dass er ihnen den Eindruck vermittelt habe, sich aufgedrängt zu haben, und dass all dies bei den Schülern ein tiefes Unbehagen ausgelöst habe.
Wenn jemand einer Schülerin „je t’aime“ oder „tu es une vraie femme“ schreibt und anderen Schülerinnen ins Dekolleté schaut und sie unnötig anfasst, weiß er, was er tut
Der Lehrer habe sich nicht vorstellen können, dass dies als Belästigung empfunden wurde. „Ich verstehe allerdings die Situation und das Empfinden, und ich möchte, all jene Menschen, die ich verletzt, empört und in Verlegenheit gebracht haben könnte, um Entschuldigung zu bitten.“ Für den Lehrer ist es klar, dass er eine Sanktion verdient, da sein Treiben in den Mitteilungsdiensten unangebracht war, und er die Entscheidung, die nun fallen wird, voll und ganz akzeptieren wird.
Schülerin bezweifelt Missverständnis
„Es ist gut, dass er sich entschuldigt und einsieht, dass er einen Fehler gemacht hat“, sagt eine Schülerin des LCD auf Tageblatt-Nachfrage. „Aber ich bezweifle, dass es ein Missverständnis war, und ich bezweifle auch, dass er nicht wusste, was er machen würde“, sagt sie. „Wenn jemand einer Schülerin ‚je t’aime‘ oder ‚tu es une vraie femme‘ schreibt und anderen Schülerinnen ins Dekolleté schaut und sie unnötig anfasst, weiß er, was er tut.“ Das Ganze erscheint ihr ein wenig wie Manipulation.
Ich verstehe allerdings die Situation und das Empfinden, und ich möchte, all jene Menschen, die ich verletzt, empört und in Verlegenheit gebracht haben könnte, um Entschuldigung zu bitten
In seiner Stellungnahme versucht der Lehrer zu erklären, wie es zu diesen Umtrieben kommen konnte. Er sagt dazu, dass diese Erklärungen nicht als Entlastung für seine Verantwortung zu sehen seien. Er nennt die Einsamkeit, ein Alkoholproblem, das sich von Tag zu Tag verschlimmere sowie wiederholte Depressionsphasen, die ihn manchmal die Kontrolle über seine Emotionen entgleiten ließen. Seit Beginn der Vorwürfe habe er beschlossen, sich in ärztliche und psychologische Beobachtung zu geben. Der Lehrer sieht sich nun in der Pflicht, das Bildungswesen nach knapp 20 Jahren zu verlassen. Er sei nicht stolz auf die Belästigungen und er bedauere seinen Rückzug.
Wie viele Schülerinnen sich bislang in dieser Angelegenheit an die Direktion gewendet haben, ist nicht klar. Laut Angaben einer Schülerin lag die Zahl der Klagen vergangene Woche bei zehn. Die Direktion des Diekricher Lyzeums beruft sich auf Tageblatt-Nachfrage vom Freitag auf das „Secret professionnel“. Vizedirektor Raymond Streicher zitiert folgenden Artikel: „Il est interdit au fonctionnaire de révéler les faits dont il a obtenu connaissance en raison de ses fonctions et qui auraient un caractère secret de par leur nature ou de par les prescriptions des supérieurs hiérarchiques, à moins d’en être dispensé par le ministre du ressort.“
Seit mindestens sieben Jahren
Eine weitere Frage steht immer noch im Raum. Bereits vor einem Jahr sollen sich laut Aussagen von Schülerinnen und Ex-Schülerinnen aus dem LCD mehrere Jugendliche aus dem Lyzeum bei Direktor Marcel Kramer in der gleichen Angelegenheit gemeldet haben. Laut diesen Aussagen – dem Tageblatt liegen ebenfalls Screenshots vor – gehen die Umtriebe des Lehrers auf mindestens sieben Jahre zurück. Vor einem Jahr habe Kramer darauf reagiert, indem er den Lehrer verwarnt habe. Doch in den Augen einer ehemaligen Schülerin, die vom Tageblatt kontaktiert wurde, sei das nicht genug. Der Direktor habe außer der Verwarnung nichts Konkretes unternommen. „Dass das nach einem Jahr wieder aufflammt, damit hätte er rechnen müssen“, sagt sie. Auch bezweifle sie, dass der Direktor erst vor einem Jahr von diesen Ereignissen Wind bekommen habe. In der Schule sei darüber gesprochen worden, unter den Lehrern und Schülern.
Auch nach mehrmaligem Nachfragen vom Tageblatt konnte uns die Direktion keine zufriedenstellende Antwort auf diese Problematik liefern. Die Vizedirektorin Sandra Goergen berief sich auf das laufende Instruktionsverfahren und verwies uns auf das Bildungsministerium. Wie sich nun herausstellte, ist Direktor Kramer seit einiger Zeit krankgeschrieben.
Zum Stand der Dinge im Instruktionsverfahren sagte das Bildungsministerium am späten Freitagnachmittag, dass die Prozedur in den Händen des „Commissaire de gouvernement aux affaires disciplinaires“ liege. Der Kommissar führe eine „Instruction à charge et à décharge“. Über den zeitlichen Ablauf könne sich das Bildungsministerium nicht aussprechen.
Stellungnahme des Lehrers
Je ne nie en aucun cas le fait d’avoir contacté des élèves ou ancien·nes élèves par messagerie électronique, mais très honnêtement, cela a toujours été avec une intention amicale. Je dois malheureusement constater que leur perception n’était pas la même et que je donnais l’impression d’insister et de m’imposer et que tout cela a créé un profond malaise, ce dont je suis profondément désolé.
Après plusieurs récentes discussions avec différentes personnes, j’ai pris conscience que cela était perçu comme du harcèlement, chose que j’étais loin de pouvoir m’imaginer. Je comprends toutefois la situation et le ressenti qui a été perçu, et je désire fortement présenter mes excuses à toutes les personnes que j’ai pu offenser, offusquer et gêner; je n’ai aucunement eu l’idée ou la pensée de le faire et je n’aurais jamais imaginé susciter un vrai mal-être ni non plus provoquer un si grand déferlement de haine à mon égard.
Après avoir fait trois projets sur le harcèlement réalisés avec de nombreux élèves, je pensais en connaître les traits majeurs et je dois constater que je n’avais pas pris la vraie mesure de ce phénomène, même si j’ai fréquenté (trop) longtemps les médias sociaux.
Il est clair pour moi que je mérite une sanction, car la conclusion est que mes agissements épistolaires étaient inappropriés et j’assume pleinement la décision à venir.
Pour expliquer ce qui a pu me mener à de tels agissements, sans vouloir me décharger de mes responsabilités, la solitude, un problème d’alcool s’aggravant chaque jour et des phases de dépressions répétées m’ont parfois fait perdre le contrôle de mes émotions. Aussi, dès le début de cette mise en accusation, j’ai décidé de me rendre sous observation médicale et psychologique.
Je suis profondément désolé d’avoir mis autant de personnes mal à l’aise et d’avoir rendu inconfortable la vie d’autant de gens. Je n’ai vraiment jamais voulu ça et je suis bien déterminé à faire en sorte que cela ne se reproduise plus.
Il va également de soi que je me dois de quitter l’enseignement et je le ferai avec regret, mais sans aigreur. Je ne suis pas fier de cette situation de harcèlement, mais je suis content de clore ma carrière d’enseignant en ayant pu faire participer, pendant près de 20 ans, des centaines d’élèves à tellement de projets divers et variés, et d’avoir pris un énorme plaisir à enseigner.
Avec tous mes regrets.
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Wenn jemand sich sicher ist, dass er sich anständig benommen und sich nichts vorzuwerfen hat, ein gutes Gewissen hat, weshalb begibt er sich dann in medizinische resp. psychiatrische Behandlung?
Schéifermich @@ Ich habe Ihren Kommentar nicht verstanden.
Komescherweis kennt den Direkter ganz gutt den Artikel iwwert de secret professionell awer e scheint den Artikel net ze kennen, dass all Fonctionnaire en Delikt muss beim Parquet (net beim Ministere!) melle,, wann en um Courant ass. Soubal en Direkter esou eppes reportéiert kritt, huet e beim Parquet ze intervenéieren. Et ass net um Direkter (an och net um Ministere) ze jugéieren op „eppes drun ass oder net“. Dat ass dem Parquet sain Job. Wann naischt drunn ass, gett d‘Affair classeiert an de Prof kann eng Plainte mache weinst denonciation calomnieuse. Oder sinn Lyceen hei am Land en „etat dans l’état“.
@Distraneurin. Ihr Problem. Trotzdem noch einmal, vielleicht zum besseren Verständnis, : wenn jemand keine Probleme mit sexuellen Übergriffen hat hat, weshalb muss er dann einen Psychiater aufsuchen? “ Aussi dès le début de cette mise en accusation, j’ai décidé de me rendre sous observation médicale et psychologique “ . ( Zitat aus der Stellungnahme des Lehrers ). Zumindest ein erster Schritt um aus den erwähnten psychischen robemen herausfinden. Demnach eine begrüssenswerte Inititiative aber auch gleichzeitig ein Geständnis und eine Einsicht. Und dazu sind die Wenigsten imstande.
@Distraneurin: Dann lesen Sie bitte die auf Französisch verfasste Stellungnahme des betreffenden Lehrers.