FLBB / „Letzte Jahre haben zusammengeschweißt“: Basketball-Kapitän Alex Laurent im Gespräch
Alex Laurent ist einer von drei Spielern im aktuellen FLBB-Kader, die bereits beim Sieg 2016 gegen Großbritannien dabei waren und hat mit seinen 27 Jahren inzwischen die Kapitänsrolle übernommen. Mit dem Tageblatt unterhielt sich der Basketballprofi über die Entwicklung des Nationalteams und erzählt, warum die letzte Saison ihn stärker gemacht hat.
Tageblatt: Nach dem Sieg gegen die Slowakei schrieben Sie auf Ihrer Facebook-Page zu einem Video des Nationalteams „Band of Brothers“. Ist diese mannschaftliche Geschlossenheit ein Teil des Erfolgsrezeptes?
Alex Laurent: Seit Ken (Coach Diederich, d. Red.) das Nationalteam übernommen hat, hat ein Mentalitätswechsel stattgefunden.Die Leute, die er nominiert, wollen auch unbedingt für das Nationalteam spielen. Das spiegelt sich auch auf dem Parkett wider. Inzwischen sind wir auch eingespielt, kennen uns in- und auswendig. Thomas (Grün, d. Red), Oli (Vujakovic, d. Red) und ich sind ja erst drei Tage vor dem ersten Spiel zum Kader hinzugestoßen und wir hatten somit nur drei bis vier Trainingseinheiten als komplette Mannschaft. Doch wir haben uns sehr schnell wieder gefunden. Auch die jungen Spieler wie Ben Kovac oder Ivan Delgado passen perfekt ins Team. Im Sommer haben etwa mehrere Spieler, unter anderem Thomas, Oli oder auch Ivan, von sich aus entschieden, gemeinsam in der Coque zu trainieren, hier zeigt sich einmal mehr, wie gut sich alle verstehen.
Inzwischen können somit auch mehrere Spieler in den entscheidenden Situationen Verantwortung übernehmen …
Genau. Thomas und ich haben in den letzten Jahren viel Erfahrung im Ausland sammeln können. Ich hoffe, dass noch mehr Spieler sich für einen ähnlichen Weg entscheiden werden. Ben ist ja jetzt in seinem ersten Profijahr und auch Ivan kann sich zurzeit komplett auf Basketball konzentrieren. Das hilft uns auf jeden Fall auch im Nationalteam. Wenn ich sehe, wie sich alleine Ben in kürzester Zeit weiterentwickelt hat, kann man nur diesen Weg fördern. In diesem Qualifikationszeitfenster hat man seine Fortschritte bereits deutlich gesehen. Ich kann einfach nur hoffen, dass weitere Spieler den Weg ins Ausland gehen werden. Es hilft einfach, andere Arten von Basketball zu sehen, und dies ist nur möglich, wenn man nicht in Luxemburg bleibt. Clancy (Rugg, d. Red.) hilft uns zudem enorm weiter. Was ich sehr schätze, ist, dass auch jeder Kritik annimmt, die letzten Jahre haben uns zusammengeschweißt.
Sie haben Clancy Rugg angesprochen. Ist er das entscheidende Puzzlestück, das in den letzten Jahren gefehlt hat?
Clancy hilft uns durch seine Routine, er ist ein richtiger Leader. Vor allem in der Defensive tut er uns ungemein gut. Von seinen offensiven Qualitäten brauche ich erst gar nicht zu reden. Da weiß jeder, was er kann. Wir sind sehr froh, ihn im Nationalteam zu haben. Alleine, dass er von sich aus den Schritt gemacht hat, um die luxemburgische Staatsbürgerschaft zu erhalten und dazu auch noch Luxemburgisch zu lernen, zeigt, wie motiviert er ist, für die Nationalmannschaft zu spielen. Er ist auf jeden Fall das Puzzlestück, das wir noch gebraucht haben. Auch um 40 Minuten auf einem hohen Niveau spielen zu können, denn das muss man einfach, um Spiele wie das gegen die Slowakei auch gewinnen zu können.
In den letzten Jahren hat das FLBB-Team in jeder Qualifikation einen Sieg geholt. Kann man von einer goldenen Generation reden?
Es geht jedenfalls ziemlich bergauf mit dem Luxemburger Basketball. Wir haben viele motivierte Leute, die stolz sind, für ihr Land spielen zu dürfen. Eine goldene Generation ist es wohl schon, doch auch ein Umschwung aufgrund des Mentalitätswechsels. Jeder Spieler kennt seine Rolle und niemand ist böse, wenn er in einer Partie nur wenig oder gar nicht zum Einsatz kommt. Es ist einfach schön zu sehen, wie viel Freude jeder wieder hat, für das Nationalteam zu spielen, und dass auch immer mehr junge Leute nachrücken. Für mich ist das auch spannend, denn ich lerne so ebenfalls neue Spieler kennen. Ich bin jetzt seit vier Jahren im Ausland und kenne auch nicht mehr jeden jungen Spieler, wie zum Beispiel Mike Feipel, der in der Slowakei zum ersten Mal mit dabei war. Auch bei den Zuschauern ist das Nationalteam wieder in. Es sollen sich sehr viele Leute den Livestream der Spiele gegen Island und Slowakei angeschaut haben. Dafür noch einmal ein großes Dankeschön. Es stimmt einen wirklich froh, wenn man das hört.
Sie sind inzwischen in Ihrem vierten Profijahr, hatten eine schwierige letzte Saison. Hat Sie das reifer gemacht?
Basket ist ein Business, das habe ich zum ersten Mal in der vergangenen Saison richtig gespürt. Sonst kannte ich das eigentlich nur von den US-Spielern, die in Luxemburg unter Vertrag stehen und, wenn man mit deren Leistung halt nicht zufrieden ist, einfach ersetzt werden. In Spanien hat es mich erwischt, weil ich wohl nicht ins System gepasst habe. Ich habe mich davon aber nicht runterdrücken lassen, den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Mit einer negativen Einstellung hätte ich auch kein anderes Team gefunden. Und so war ich froh, in der zweiten österreichischen Liga weitermachen zu dürfen. Solche Erfahrungen machen einen dann natürlich auch reifer.
Mit Klosterneuburg sind Sie zu einem Topverein in Österreich gewechselt. Sie wollten wieder in einer ersten Liga spielen, haben Sie Ihr Ziel damit erreicht?
Klosterneuburg ist eine der Topadressen im österreichischen Basketball, die Stimmung ist zudem sehr familiär, etwas, das ich sehr schätze. Hier werde ich ebenfalls sehr geschätzt, wenn man das spürt, ist es auch einfacher, einen besseren Basketball zu spielen. Mein Ziel war es, wieder in einer ersten Liga unterzukommen, und das habe ich zum Glück auch geschafft.
Ihr Team ist gut in die Saison gestartet, hat in der Meisterschaft bisher nur eine Partie verloren. Schielen Sie Richtung Meistertitel?
Es ist noch früh in der Saison, die aufgrund der Corona-Pandemie zudem für jeden sehr turbulent ist. Man muss auf alles eingestellt sein. Bei uns ist bisher – da klopfe ich an Holz – alles gut verlaufen, wir hatten noch keinen positiven Fall im Team. Wir passen auch privat sehr darauf auf, nicht zu viele Kontakte zu haben. Doch in unserer Liga gab es zum Beispiel den Fall, dass in einer Mannschaft gleich acht Spieler positiv getestet wurden, die waren alle auch ziemlich krank. Da ist es dann nicht so einfach, wieder in den Wettbewerb zurückzukehren. Dass man dann schlimmstenfalls mehrere spielfreie Wochenenden hat, ist ebenfalls nicht ideal und wirft einen im Rhythmus zurück. Deshalb kann man noch nicht wirklich sagen, ob wir am Ende der Saison um den Titel mitspielen können. Momentan sieht es aber schon gut aus.
In Österreich geht der Meisterschaftsbetrieb demnach ganz normal weiter?
Da haben wir wirklich Glück und sind auch sehr froh über diese Entscheidung. Beim Nationalteam habe ich gesehen, wie glücklich die Spieler, die in Luxemburg spielen, waren, dass sie endlich wieder Basketball spielen durften. Ich will aber betonen, dass wir in Österreich auch sehr viel getestet werden.
Zur Person
Nachdem er in Luxemburg mit seinem Heimatverein Steinsel zweimal die Meisterschaft und drei Pokalsiege feiern konnte, wagte Alex Laurent 2017 den Schritt ins Profigeschäft. Zwei Jahre stand er in der ersten niederländischen Liga bei den Den Helder Suns unter Vertrag. In der letzten Saison wechselte er schließlich in die dritte spanische Liga zu Ciudad de Ponferrada. Hier wurde der Vertrag jedoch bereits im Dezember aufgelöst. Laurent wechselte schließlich in die zweite österreichische Liga zu den Fürstenfeld Panthers. Die Saison endete aufgrund der Corona-Pandemie jedoch vorzeitig. Seit diesem Sommer steht Laurent nun bei den Klosterneuburg Dukes in der ersten Liga unter Vertrag. Nach sieben Spielen belegt das Team in der Meisterschaft den ersten Rang. Der 1,98 Meter große Laurent kommt dabei bisher auf einen Schnitt von 9,3 Punkten. Der 27-jährige Sportsoldat, der im Sommer 2014 erstmals im FLBB-Kader stand, ist inzwischen ebenfalls Kapitän des luxemburgischen Nationalteams und war bei allen vier Siegen, die das Team seit 2016 feiern konnte, mit dabei. (J.Z.)
Weiterer Sieg für Jablonowski
In der italienischen Serie A1 konnten Costa Masnaga und Lisa Jablonowski mit dem 76:57 über Sassari ihren fünften Saisonsieg feiern. Die Luxemburgerin steuerte in 16 Minuten sieben Punkte und fünf Rebounds bei. Ihr Team belegt in der Tabelle zurzeit den vierten Rang. Nach drei Wochen Pause, aufgrund von positiven Corona-Fällen und Quarantänemaßnahmen, konnten Magaly Meynadier und die Angels Nördlingen in der deutschen Damen-Bundesliga endlich wieder ein Meisterschaftspiel bestreiten. Gegen Tabellenführer Keltern gab es jedoch eine 53:77-Niederlage. Meynadier erzielte 14 Punkte. Auch Saarlouis und Mandy Geniets mussten sich am Wochenende geschlagen geben – 56:73 gegen Wasserburg. Geniets konnte in knapp vier Minuten Spielzeit keine Punkte erzielen. (J.Z.)
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