Medien / LFF-Chef: „OpenLux“-Artikel sind substanzlos – und ohne Verständnis für die „Expertise“ Luxemburgs
Die Enthüllungen im Rahmen der konzertierten „OpenLux“-Artikel sind gar keine, hat der „Luxemburg for Finance“-Chef Nicolas Mackel im Interview mit RTL erklärt. Die Journalisten hinter der Veröffentlichungsserie seien erkennbar voreingenommen gegen die Finanzwirtschaft an sich mit einer speziellen Obsession für Luxemburg. Hierherkämen Geschäftemacher gar nicht so sehr wegen der Steuern – sondern wegen der insgesamt guten Rahmenbedingungen, die über Jahrzehnte gebildet wurden.
Der Erfolg des Finanzplatzes Luxemburg „stört“ das Ausland. Diese Ansicht hat Nicolas Mackel als CEO von „Luxembourg for Finance“ am Mittwoch in einem Gespräch beim Radiosender RTL vertreten. Die Journalisten hinter den „OpenLux“-Artikeln verständen außerdem schlichtweg nicht, wie der Standort funktioniert. Sie hätten ohnehin grundsätzliche Vorbehalte gegen den Finanzkapitalismus und hätten diesbezüglich eine „Obsession“ gegenüber Luxemburg entwickelt. Diese Thesen hat Mackel im Rahmen der Sendung „Invité vun der Redaktioun“ gegenüber Moderator François Aulner geäußert.
„Die Journalisten haben den Erfolg erstens nicht verstanden, zweitens können sie ihn nicht akzeptieren“, glaubt Mackel – und dass man im Ausland eine einfache Gleichung ausmache, nach der Erfolg des verhältnismäßig kleinen Landes nur auf „Gefuddels“ beruhen könnte. Dabei wende man in Luxemburg aber „im Prinzip“ doch die gleichen Regeln an, die auch in anderen EU-Ländern gelten.
AUS DEM ARCHIV: Der Botschafter des Finanzplatzes – Nicolas Mackel im Tageblatt-Interview
Auch die reine Masse der in Luxemburg ansässigen Gesellschaften sei alles andere als skandalös: Sähe man sich etwa die Situation in Paris an, könnte man feststellen, dass dort, in Relation zur Einwohnerzahl, die gleichen Verhältnisse herrschen: „Das ist einfach so, dass in einem Finanzstaat, einem Finanzzentrum, einem großen Business-Zentrum Gesellschaften gegründet werden“, sagt Mackel im RTL-Studio.
Ankündigungen wie die von Justizministerin Sam Tanson, die Kontrolle des Finanzmarktes zu intensivieren, machen ihm keine Angst, gibt der „Luxembourg for Finance“-CEO an: Hierzulande sei man sich der Verantwortung sehr bewusst und nehme diese entsprechend ernst. Man wolle ohnehin nichts als die höchsten Standards: „Wenn Mme Tanson sagt, dass Kontrollen verstärkt werden: sehr gut“, erklärt Mackel – und dass es aber längst viele Kontrollinstanzen gebe, die die Journalisten „vergessen“ hätten: Dabei habe das als nachlässig gepflegt kritisierte Transparenzregister gar keine „Kontrollfunktion“, die läge vielmehr bei anderen Akteuren in der „Kette“, nämlich bei Anwälten, Notaren – und den Banken.
Gesellschaften alleine nutzen schließlich wenig – im Gegensatz zu Bankkonten: „Wenn ein französischer Waffenhändler über eine Luxemburger Gesellschaft Transaktionen macht, muss er die aber über Bankkonten machen, die er aber dann wahrscheinlich in Frankreich hat“, erklärt Mackel. Das sei es, wo man verstärkt ansetzen müsse – und im Zeitalter der immer weiteren Digitalisierung könnte man sich etwa über die Nutzung von künstlicher Intelligenz („die da wirklich hilft“) in Zukunft „sicher viel besser aufstellen“.
Kriminelle legen nun einmal „viel Kreativität an den Tag, um unter dem Radar durchzufliegen“. Es könne immer sein, dass bei 140.000 Gesellschaften „ein, zwei schwarze Schafe dabei sind“, erklärt nicht Mackel, sondern der RTL-Journalist, der für den sprachlich ins Straucheln geratenen Lobbyisten den Satz beendet.
„Luxemburg For Finance“ …
… bezeichnet sich als „Agentur zur Förderung des Finanzplatzes Luxemburg“. Sie wurde 2008 begründet als öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Luxemburger Regierung und der Vereinigung der Luxemburger Finanzindustrie (Profil).
Laut der Eigenbeschreibung ist es ihre Aufgabe, „Luxemburgs Finanzindustrie zu entwickeln und neue Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren“. Man verbinde „internationale Investoren mit der Vielzahl von Finanzdienstleistungen“ – wie etwa Investmentfonds, Vermögensverwaltungen, Kapitalmarkt-Leistungen oder Beratungsdienste.
Außerdem bedient LFF diverse Kommunikationskanäle und sorgt im Rahmen von Konferenzen, Messen und anderen Veranstaltungen für Austausch. fgg
„In Probleme geraten“
Es könne ja vorkommen, dass Leute oder Firmen, die zunächst ganz unauffällig nach Luxemburg gekommen sind, in einem späteren Verlauf „in Probleme geraten“ – aber dann sei ja immer noch die Kontrolle da durch die Banken, über die Transaktionen.
Im Großen und Ganzen funktioniere dieses System ausweislich, findet Mackel. Schließlich seien Banken nicht nur verpflichtet, ihre Kunden beim ersten Kennenlernen zu prüfen, sondern auch jede spätere Transaktion – um bei den geringsten Zweifeln an der Rechtmäßigkeit Meldung zu erstatten. Und dies geschehe zuverlässig, wie entsprechende Zahlen belegen.
Jedenfalls sei der reine Nachweis einer Verbindung, die vielleicht anrüchig erscheinen könnte, noch überhaupt kein Beleg für tatsächlich erfolgte Tätigkeiten, erklärt Mackel sehr stark im Konjunktiv: „Ganz viele Banken haben ja vielleicht aufgehört, Transaktionen zu fakturieren von diesen Klienten, haben ihre Beziehungen zu diesen Kunden aufgegeben, sodass vielleicht noch immer eine Gesellschaft in Luxemburg existiert, die aber keine Aktivität mehr aufweist.“ Zu dreckigen Deals, die konkret über die Gesellschaften getrieben worden wären, brächten die Journalisten hinter den „OpenLux“-Veröffentlichungen jedenfalls keine „Elemente“.
„Wie bei der persönlichen Steuererklärung“
Die Optimierung der Steuern in Luxemburg als verbreitetes Geschäftsmodell sei jedenfalls unproblematisch, fand Mackel und wandte sich direkt an den Moderator: Der sorge doch sicher auch dafür, dass seine Steuerlast möglichst gering sei – „etwa durch einen Bausparvertrag oder den Kauf eines Elektroautos oder -fahrrads“. Der Finanzplatz biete genau das Gleiche, nur in anders: „Bei vielen Gesellschaften ist das dasselbe im Großen und im Komplizierten“ – weil natürlich die Summen, um die es da geht, viel größer seien.
Überhaupt seien die Steuern meist vielleicht ein, aber nur selten der ausschlaggebende Punkt, sich hierzulande (finanz-)geschäftlich niederzulassen: Luxemburg habe über Jahre und Jahrzehnte nun mal eine generelle „Expertise“ aufgebaut, die für internationale Transaktionen extrem wichtig geworden ist – und die sogar bis an die Gerichte reiche. Ein echter Standortvorteil sei auch „die Tatsache, dass wir in Luxemburg Sprachen sprechen, vor allem auch Englisch im Geschäftswesen“: Dass man etwa am „Tribunal de commerce“ auf Englisch plädieren könne, das gebe es „in ganz vielen anderen Ländern nicht“. Auch bei der „Commission de surveillance du secteur financier“ (CSSF) sprächen „vom Portier bis zum Generaldirektor hinauf alle Menschen Englisch“. So was, glaubt Mackel, „finden Sie nicht an anderen Orten!“
Zuletzt verweist Mackel im RTL-Studio auf die hohe politische Stabilität in Luxemburg: Nicht nur hätten die extremen Enden des politischen Spektrums hier nur geringen Nachhall – auch der letzte größere Streik sei nun rund 100 Jahre her.
- „Ganz schlimm“: Luxemburgs oberster Richter sieht bei Politikern fehlenden Respekt vor der Justiz - 31. Januar 2024.
- Wenn alles glattgeht: Probleme durch Eisregen werden wohl weniger – Richtung Donnerstag kommt Schnee - 17. Januar 2024.
- Wetterwoche wird wohl winterlich-weiß: Gut für Schlitten-, schlecht für Autofahrer - 15. Januar 2024.
et ass bekannt,
et kann een dréinen a kéieren wéi ee well
den ‚Dokes‘ bläiwt emmer hannen
max
Als ob man außerhalb von Lux kein Englisch sprechen könnte. Das gilt höchstens für Frankreich und Spanien. Der Rest in Europa spricht mindestens so gut, wenn nicht besser Englisch und dann die jeweilige Landessprache.