Corona / Liser-Umfrage: Wie es den Kindern geht nach einem Jahr Pandemie?
In den Wochen vor den Sommerferien drängen sich Wissenschaftler und Institute regelrecht darum, das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen anhand von Umfragen zu erforschen. Wie geht es den jungen Menschen nach über einem Jahr Pandemie? Am Montag hat eine neue Umfrage des Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) die ersten Fragebögen verschickt.
Vor über einem Jahr, mitten im Lockdown hatte Covid-Kids I, ein Projekt der Uni.lu, den Anfang gemacht. Vor wenigen Wochen lancierten die Wissenschaftler eine Fortsetzung, Covid-Kids II. Darin sollte das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen nicht mehr punktuell im Lockdown, sondern seit den ersten Schritten im Homeschooling bis heute erforscht werden. Die Fragebögen können bis zum Ende des Schuljahres Mitte Juli ausgefüllt werden.
Die zweite Umfrage – ebenfalls über das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen – wurde von der Nationalen Beobachtungsstelle für Schulqualität („Observatoire national de la qualité scolaire“, abgekürzt ONQS) in Zusammenarbeit mit der Universität Lüttich ins Leben gerufen. Die ausgefüllten Fragebögen konnten bis zum Nationalfeiertag eingereicht werden. Seit diesem Montag und bis zum 15. August können sich Kinder und Jugendliche bei einer neuen Umfrage über ihr Wohlergehen äußern. Die Umfrage geht auf die Initiative des Bildungsministeriums zurück und wird in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) durchgeführt.
Vor zwei Jahren hatte das Liser bereits eine Umfrage über das Wohlbefinden der Kinder durchgeführt. Damals waren rund 9.000 Kinder im Alter von 8, 10 und 12 Jahren angeschrieben worden. „Diesmal werden dieselben Kinder angeschrieben, die nun jeweils zwei Jahre älter sind“, sagt Dr. Audrey Bousselin, Leiterin der Studie, auf Tageblatt-Nachfrage. Demnach werden auch dieses Mal rund 9.000 Kinder und Jugendliche kontaktiert.
Studien zum Wohlbefinden ergänzen sich
Aber ist es wirklich sinnvoll, drei ähnliche Umfragen zum gleichen Thema in den Wochen vor den Sommerferien durchzuführen? In der Tat stellt sich für ein kleines Land wie Luxemburg die Frage nach der Pertinenz, wenn man mehrere Umfragen durchführt, sagt Bousselin. „Es ist wahr, dass seit der Covid-Krise Kinder sowie auch Erwachsene sehr viel angesucht wurden und auch noch werden, um bei Umfragen mitzumachen.“ Dennoch sieht die Wissenschaftlerin keinen Grund, die aktuelle Umfrage nicht durchzuführen. „Die drei Studien zum Wohlbefinden teilen sich zwar ein gemeinsames Thema, stehen aber nicht in Konkurrenz zueinander“, sagt sie. Die Umfragen seien eher komplementär.
Das aktuelle Projekt bezeichnet Bousselin als „Follow-up“ von 2019. Es wurden zusätzliche Module hinzugefügt, um speziell das Wohlbefinden der Kinder während der Pandemie zu erforschen, so die Wissenschaftlerin. „Das ist ein großer Vorteil, weil dies uns erlaubt, das Wohlbefinden der Kinder vor und während der Pandemie zu vergleichen“, so Bousselin. Zudem basiere die Umfrage auf einem international standardisierten Fragebogen mit der Bezeichnung „ISCiWeb“. Dies ermöglicht es den Forschern, Vergleiche mit anderen Ländern zu ziehen. Durch die Prozedur des Samplings könne man garantieren, dass die Resultate der Umfrage repräsentativ für die jeweiligen Alterskategorien der Kinder in der Bevölkerung sind.
Die Studie wird vom Liser im Auftrag des Bildungsministeriums durchgeführt, so die Forscherin. „Diese Umfrage wird in der Perspektive des nationalen Berichts über die Situation der Kinder realisiert, der im Laufe von 2022 veröffentlicht werden soll.“ Bereits die erste Umfrage 2019 war in der Perspektive des nationalen Berichtes ins Leben gerufen worden. Der aktuelle Fragebogen soll demnach jenen von 2019 um die spezifische Covid-Situation ergänzen. Dieses „Follow-up“ war laut Bousselin bereits vor mehreren Monaten beschlossen worden. Dennoch habe die Umsetzung Zeit gebraucht. Alleine für die Kontaktaufnahme mit den Personen habe man eine gewisse administrative Vorbereitung in Kauf nehmen müssen, um im Einklang mit den Datenschutzregeln zu sein.
Neben den Kindern werden auch die Eltern befragt
Neben der Meinung der Kinder zählt in der Liser-Umfrage auch jene der Eltern. Bei Letzteren ist es laut Bousselin interessant, wie sie das Wohlbefinden ihrer Kinder während der Pandemie einschätzen. Die Fragen in der Liser-Umfrage drehen sich um den Alltag der Kinder und Jugendlichen. Dabei werden unter anderem folgende Bereiche abgedeckt: die Familie, die Freunde, das Viertel, das Leben in der Schule, die Freizeit, der Gebrauch neuer Technologien, die Organisation in der Freizeit, die Persönlichkeit des Kindes und seine Zukunft. Ein Teil beschäftigt sich zudem mit der Art und Weise, wie die Kinder die sanitäre und soziale Krise wahrend der Covid-19-Pandemie erlebt haben.
Bei der Liser-Studie handelt es sich um eine Web-Umfrage. Über den Post-Weg bekommen die ausgewählten Kinder und ihre Eltern die notwendigen Instruktionen zugeschickt, anhand derer sie sich bei der Umfrage einloggen können. Die Fragebögen können in fünf Sprachen ausgefüllt werden: auf Luxemburgisch, Französisch, Deutsch, Englisch und Portugiesisch.
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