/ Party für die Vielfalt des L(i)ebens: Esch feiert am Samstag zum zehnten Mal „Luxembourg Pride“
Die „Luxembourg Pride“ hat in diesem Jahr gleich vier gute Gründe zu feiern: Vor 50 Jahren begann mit den sogenannten „Stonewall Riots“ in New York die Befreiungsbewegung der LGBTQ+-Community. Vor 20 Jahren fand die erste „Pride“ in Luxemburg statt. Die bunte Party steigt in diesem Jahr zum zehnten Mal in Esch – und sie läuft erstmals unter einem neuen Namen.
Mit Fotos von Isabella Finzi
Wie das Gaymat nach Esch kam
Das „Gaymat“-Festival wird 20 – und findet in diesem Jahr zum zehnten Mal in Esch statt. Der Umzug ist daraus entstanden, dass es in der Hauptstadt wohl häufig zu Reibereien mit den Geschäftsleuten kam. Die Veranstaltung fand auf der place d’Armes statt. „Rosa Lëtzebuerg bekam zu spüren, dass die Lokale, die dort ihre Terrassen hatten, es nicht mochten, wenn dort etwas anderes los ist“, sagt Dominique Vitali.
Als es 2009 Probleme zwischen einem Flohmarkt, der gleichzeitig dort stattfand, und dem Gaymat gab, hat Laurent Boquet versucht, einen Termin bei den politisch Verantwortlichen zu bekommen. „Das war allerdings nicht möglich“, sagt er. Somit machte sich Rosa Lëtzebuerg auf die Suche nach einem neuen Standort.
Damals traten Laurent Boquet und Dominique Vitali erstmals in Kontakt. Die damalige Bürgermeisterin Lydia Mutsch gab auf die damalige Anfrage hin sofort grünes Licht: „Holt sie nach Esch!“, habe sie zu Vitali gesagt. „Seitdem wohnen wir in Esch“, sagt Boquet, „und es ist auch nicht geplant, dass wir hier weggehen.“ Es sei zwar nicht in Stein gemeißelt, dass die „Pride“ immer in der „Minettemetropole“ bleibt, aber ein Vertrag für die nächsten fünf Jahre sei mit der Gemeinde Esch unterschrieben worden.
Als Xavier Bettel 2011 Bürgermeister wurde, hatte Rosa Lëtzebuerg eine Unterredung mit ihm. „Meine Einstellung ist jedoch: Wenn ich mit Menschen gut zusammenarbeite und ihnen etwas verdanke – ich hatte der Stadt Esch damals viel zu verdanken –, falle ich ihnen nicht in den Rücken“, so Boquet. Und die Zusammenarbeit funktioniere in Esch nun einmal auf allen Ebenen und mit allen Akteuren.
Der Name „Gaymat“ hat sich in den letzten 20 Jahren in der Luxemburgischen Kultur verwurzelt. Ein pfiffiges Wortspiel, das jeden dazu auffordert, mitzugehen. Aber genau hier liegt für die Veranstalter das Problem. Denn nicht alle verstehen die Aufforderung.
„Was ein lustiges Wortspiel für den Luxemburger ist, ist für alle, die aus dem Ausland kommen, nicht klar genug“, sagt Dominique Vitali, der Verantwortliche für protokollarische Angelegenheiten beim „Service culturel“ der Stadt Esch. Zusammen mit den Organisatoren von „Rosa Lëtzebuerg“, die die Pride vor 20 Jahren ins Leben gerufen haben, haben sie sich auf die Fahne geschrieben, die Veranstaltung internationaler zu gestalten – mit einer neuen Marketingstrategie, die eben den neuen Namen beinhaltet: „Luxembourg Pride“.
„In diesem Jahr wird es richtig groß“
Es geht darum, Menschen aus dem Ausland anzulocken und ihnen zu zeigen, dass es sich lohnt, zur Pride nach Luxemburg zu kommen. In Kooperation mit verschiedenen Escher Hotels werden besondere Übernachtungspackages für die „Pride Week“ angeboten.
Das Konzept trägt erste Früchte, denn laut Laurent Boquet, Mitglied bei Rosa Lëtzebuerg und Verantwortlicher für die Organisation der Pride, haben sich bereits einige Touristen für das kommende Wochenende angemeldet.
„Ich glaube, in diesem Jahr wird es richtig groß“, sagt Dominique Vitali. Es ist das fünfte Jahr in Folge, in dem es einen Umzug gibt – und der ist von Jahr zu Jahr länger geworden. „2018 war das erste Jahr, in dem ich mich ganz vorne am Umzug umgedreht habe und das Ende nicht gesehen habe“, schwärmt er. In diesem Jahr haben sich noch mehr Vereine zur Teilnahme angemeldet.
Auch zum Thema
Zu den Teilnehmern gehören seit Jahren auch Parteien jeder Couleur. Sie nehmen nicht nur am Umzug teil und schwingen stolz ihre Partei-Fahnen. Viele von ihnen haben einen Stand auf dem Straßenfest vor dem Rathaus. „Missbraucht haben wir uns dadurch bisher noch nie gefühlt“, sagt Vitali. Es gebe diejenigen, die es gut finden, dass Politiker die LGBTQ+-Community unterstützen, andere wiederum sehen es als Instrumentalisierung, um Werbung für sich zu machen.
Laurent Boquet sieht die Präsenz der Politiker eher positiv: „Die Pride ist und bleibt im Grunde eine politische Veranstaltung. Für uns ist es eine Möglichkeit, ihnen Arbeit mit auf den Weg zu geben“, sagt er. Da sei es doch ideal, wenn die Ansprechpartner gleich vor Ort sind, um sich die Forderungen und Sorgen der Community anzuhören.
Vieles hat sich gebessert
Es hat sich vieles verbessert, seit das Gaymat vor 20 Jahren zum ersten Mal organisiert wurde. Gleichgeschlechtliche Paare können heiraten und Kinder adoptieren. Doch genau das veranlasst viele dazu, zu sagen, dass die Pride inzwischen überflüssig ist.
Doch mit dem Aufschwung populistischer und nationalistischer Parteien in Europa und der ganzen Welt bleibe es immer noch enorm wichtig, auf die Straße zu gehen, findet Vitali. „Zwar ist Homophobie in Luxemburg allgemein und auch in Esch im Konkreten kein spezifisches Thema, aber wir müssen nur zu unseren Nachbarn rüberschauen. In Frankreich gibt es immer mehr homophobe Übergriffe.“
Info
Los geht es am Samstag ab 12 Uhr auf dem Rathausplatz in Esch mit Musik, Animation, politischen Beiträgen und verschiedenen künstlerischen Aktivitäten. Der Umzug startet um 14 Uhr auf dem Brillplatz. Der Sonntag startet mit einem Regenbogenkuchen-Frühstück um 9 Uhr auf dem Rathausplatz. Das genaue Programm der „Luxembourg Pride“ finden Sie unter www.luxembourgpride.lu.
Laurent Boquet ist immer wieder erstaunt darüber, wie viele Hasskommentare auf der Facebook-Seite der „Luxembourg Pride“ gelöscht werden müssen, weil sie ganz schlimm homophob sind. „Es ist ein Problem, das es immer noch gibt“, so Boquet.
Deshalb sei es heute immer noch wichtig, solche Prides zu organisieren, bestätigt Vitali. „Die Menschen müssen verstehen, dass sich niemand aussucht, in wen er sich verliebt und dass damit niemandem etwas zuleide getan wird. Dass jeder das Recht hat, so zu leben, wie er möchte.“
„Nicht in Schubladen denken“
Grenzen abbauen und gemeinsam ein Zeichen setzen – das ist das Ziel einer Pride und dafür steht auch die Regenbogenflagge. Seit einigen Jahren kommt allerdings immer mehr der Trend auf, eine spezifische Flagge, je nach Zugehörigkeitsgefühl zu tragen. Da gibt es zum Beispiel eine Flagge für Pansexuelle (begehren oder lieben den Menschen, unabhängig vom Geschlecht), eine Flagge für Asexuelle (verspüren gar keine sexuellen Gefühle) oder aber eine Flagge für besonders männliche Schwule sowie eine für besonders weibliche Lesben usw., usf.
Nach zehn Jahren Zusammenarbeit verbindet Dominique Vitali (l.) und Laurent Boquet (r.) eine gute Freundschaft
Auch im Organisationskomitee der „Luxembourg Pride“ war dieser neue Trend kurz Thema. Es wurde überlegt, ob der Umzug in verschiedene Blöcke eingeteilt werden soll. „Die Idee haben wir schnell wieder verworfen“, sagt Boquet, „Wir wollen nicht in Schubladen denken.“ So würden nur Mauern gebaut, wo es eigentlich darum geht, Mauern einzureißen, sagt Vitali. Die Farben des Regenbogens sollen die Erkennungsfarben der LGBTQ+-Community bleiben – darin finden sich alle wieder.
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Wieso muss man heutzutage denn immer noch so aufgesetzt „stolz“ sein, bloss weil man homo- oder transexuell ist? Die „LGBTQ+-Community“ hat doch längst gesiegt: Homo-Ehe, Transgender-Toiletten, Antidiskrimierungsgestze, usw. Und selbst das schrägste Draq-Queen-Outfit schockiert heute keinen Spiesser mehr, eben weil die Spiesser inzwischen selbst tätowiert und gepierct rumlaufen und polyamor sind. Ich bin hetero und mach da auch keine Heldenlegende draus.
Sind wir froh,dass wir nicht im Iran oder anderen fundamentalistischen Religiotenstaaten sind,wo diese Leute einen Sack über den Kopf bekommen und an der Laterne baumeln. Lassen wir sie also feiern,ist nicht stupider als eine Marienwallfahrt oder eine Springende Prozession. Und übrigens kenne ich viele Leute,gute und bessere…die Homo’s die sich darunter befinden gehören alle zu den besseren.!!
Vielleicht haben Sie recht. Feste soll man feiern wie sie fallen. Man fühlt sich eh immer weniger in Feierlaune.