Agility / Luxemburg bei der WM: Wenn Hund und Herrchen für die Goldmedaille laufen
Luxemburg nimmt diese Woche an der Agility-Weltmeisterschaft in Tschechien teil. Das Tageblatt hat mit einem der beiden Teamleader über die Hundesportart gesprochen.
23 Menschen und 21 Hunde – wenn in einem Reisebus nach Tschechien fast so viele Vierbeiner sitzen wie Menschen, kann das nur eines bedeuten: Die Fahrt führt zur Agility-Weltmeisterschaft in Liberec. Der Doppeldecker fuhr am Montagabend um neun Uhr in Luxemburg los – elf Stunden später erreichte die Luxemburger Mannschaft ihr Ziel. „Es ist immer schön, wenn das ganze Team zusammen reist – wir konnten in der Nacht schlafen und sind auch ziemlich ausgeruht“, erklärt Dan Feyder am Dienstagnachmittag gegenüber dem Tageblatt. Der 57-Jährige geht mit seinen zwei Hunden Magic und Iskren selbst an den Start, ist allerdings auch einer der beiden Teamleader der Luxemburger WM-Mannschaft. Heißt: Er kümmert sich um die Koordination und Organisation. „Damit die Teilnehmer sich auf ihre Läufe konzentrieren können“, sagt Feyder.
Was ist Agility?
Agility ist eine Hundesportart, bei der Hunde und Mensch zusammenarbeiten, um einen Hindernisparcours möglichst schnell und fehlerfrei zu bewältigen. Das Bewältigen der verschiedenen Hindernisse ist für den Hund ein erzieherisches, sportliches Spiel. Vom Hundebesitzer verlangt der Agilitysport Ausdauer, Fitness und viel Geduld in der Erziehung des Hundes. Die Harmonie zwischen Hundeführer und Hund muss stimmen, die Körpersprache des Besitzers ist das A und O, um den Hund über die Strecke zu führen. Das Beste am Agility ist laut Dan Feyder die enge Verbindung, die man zu seinem Hund aufbaut. „Und es ist ein spektakulärer Sport, der sehr spannend sein kann“, so Feyder.
Der erste Lauf war am Mittwoch – am Sonntag ist der letzte. 43 Nationen nehmen an der diesjährigen Weltmeisterschaft teil. Die Hundeführer kommen aus Südkorea, Portugal, Kanada, Südafrika, Malaysia – aus allen Ecken der Welt. Für Luxemburg treten 16 Menschen mit 20 Hunden an. Vier Teilnehmer laufen also mit zwei Hunden in unterschiedlichen Kategorien. Diese Unterteilung basiert auf der Größe der Vierbeiner: Small, Medium, Intermediate und Large. Das Luxemburger Team wird außerdem von einem freiwilligen Osteopathen/Physiotherapeuten begleitet, der dafür sorgt, dass Mensch und Hund in Top-Form sind.
Das ist wichtig – die Konkurrenz ist bei internationalen Meisterschaften groß. Denn die Parcours sind bei der Weltmeisterschaft üblicherweise herausfordernder als die, die in Luxemburg aufgebaut werden. „Teilweise hatten wir auf der WM schon sehr schwierige Parcours, teilweise waren sie auf einem normalen internationalen Niveau“, sagt Feyder. Ähnlich wie im Reitsport wird der Parcours vom Richter aufgebaut. „Aber die meisten unserer Teilnehmer laufen auch sonst schon auf internationalen Veranstaltungen“, so Feyder. Sie seien es also gewohnt, sich an dieser Konkurrenz zu messen.
„Können mit den Großen mithalten“
„Luxemburg ist vielleicht nicht der ganz große Favorit für den Titel, aber wenn jeder seine optimale Leistung bringt, können wir mit den Großen mithalten“, meint der 57-Jährige. So konnte sich das Großherzogtum in den vergangenen Jahren gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen. Mike Peter und sein Hund Limit holten 2019 die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft in Finnland. „Und vergangenes Jahr belegte eine unserer Mannschaften den dritten Platz bei einem Lauf“, sagt Feyder.
Doch wie wird entschieden, wer mit nach Tschechien reisen darf? Die Luxemburger Teilnehmer mussten sich in den vergangenen Monaten bei nationalen Wettbewerben für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Vor der Abreise trainierten sie einen Tag zusammen. Auf dem Programm standen nicht nur Trainingsläufe, sondern auch Teambuilding-Übungen. „Sie haben auch individuell noch mehr trainiert als sonst, um optimal in Form zu sein“, sagt Feyder. Das gelte natürlich nicht nur für den Menschen, sondern auch für den Hund.
„Wir sind alle Hondsgecken“
Viel von Liberec werden die Wettkämpfer nicht sehen. Die meiste Zeit verbringen sie in der Halle – entweder um selbst zu laufen, anderen Nationen zuzuschauen oder die eigenen Mannschaftsmitglieder anzufeuern. „Jeder Wettbewerbstag beginnt morgens gegen sieben Uhr und dauert meistens bis neun Uhr abends – dann ist man froh, wenn man im Hotelzimmer ist“, sagt Feyder. Den Tag verbringt man also zusammen mit Hunderten Hunden in einer Halle. „Aber wir sind ‚Hondsgécken‘ und wollen das auch nicht anders“, sagt Feyder.
Agility wird in Luxemburg – und den meisten anderen Ländern – nicht als offizielle Sportart angesehen. Die Teilnehmer konnten also keinen „Congé sportif“ für die Weltmeisterschaft beantragen. „Man verdient auch sicher kein Geld damit – es kostet nur“ erklärt Feyder. Auch der Weltmeister wird nur eine Medaille erhalten. Es gebe allerdings Luxemburger, die beispielsweise Hundekurse geben oder ein Unternehmen für Dogwalking betreiben und so ihren Unterhalt verdienen. „Das ist also ein Profi, aber kein Profi-Sportler“, so Feyder. Verschiedene Ausländer konnten ihren Erfolg bei Meisterschaften dazu nutzen, um sich einen guten Ruf als Agility-Trainer zu sichern. Aber um Geld geht es beim Agility niemanden. Heißt: Professionelle Agility-Sportler gibt es nicht. Das ist aber nicht so wichtig. „Es geht um die Freude am Sport“, meint Feyder.
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