EU-Projekt / Luxemburg ist bei „digitalen Zertifikaten“ im Zeitplan – und setzt auf Lösung von der Stange
Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich weitgehend geeinigt, Dokumente über erfolgte Impfungen oder eine überstandene Corona-Infektion digital so zu dokumentieren, dass andere Länder diese Informationen anerkennen können – und müssen: So soll der Bewegungsfreiheit wieder zu ihrem Recht verholfen und Diskriminierung verhindert werden. Die notwendige Software will Luxemburg nicht selber entwickeln, sondern eine bereitstehende Lösung nutzen.
Mittels „digitaler grüner Zertifikate“ will die EU-Kommission die Reisefreiheit in Europa wieder stärken – und einen Flickenteppich an nationalen Maßnahmen verhindern. Zunächst geht es dabei auf technischer Ebene um einen gemeinsamen Standard, nach dem in den Mitgliedstaaten digitale Dokumente erstellt werden. Mit denen wird eine erfolgte Impfung, ein negativer Coronatest oder eine überstandene Infektion dargestellt – und so simplifiziert, dass der Datensatz sogar innerhalb eines QR-Codes gespeichert werden kann.
Dieser soll dann wiederum in der gesamten EU von Berechtigten gelesen werden können. Zudem enthält der Code eine Signatur des Erstellers des Zertifikats.
Alle verwendete Software kann auf der Software-Projektseite Github eingesehen und ausprobiert werden.
Ausschließlich diese Signatur (nicht aber die persönlichen Daten im Zertifikat) soll über das Internet übertragen werden, um zu prüfen, ob der Aussteller vertrauenswürdig ist. Der entsprechende Server, der diese Auskunft erteilen soll, steht in Luxemburg (das Tageblatt berichtete).
Marke Eigenbau ist möglich
Die Softwares, die nötig sind, um die Informationen zusammenzustellen, zu versenden und auszulesen sowie um die Zertifikate zu überprüfen, müssen nicht unbedingt individuell hergestellt werden – obgleich die Länder absolut frei sind, das zu tun. Sie müssen sich am Ende nur an die technischen Spezifikationen halten, die von allen Mitgliedstaaten am 21. April im „eHealth Network“ beschlossen wurden.
Nötig sind drei Apps: ein Programm oder Portal für das Erstellen von Zertifikaten, eine Lösung für die Aufbewahrung der Zertifikate im Smartphone (alternativ auf Papier, beides muss angeboten werden) sowie eine Lösung zum Scannen des Zertifikats (was gegebenenfalls auch über ein Smartphone funktionieren sollte).
Es gibt für all das auch eine Open-Source-Lösung, die von T-Systems und SAP gemeinsam konzipiert wurde: Das Firmengespann ist für diese Arbeit und für den Betrieb der (in Luxemburg stationierten) Signaturen-Datenbank zuständig. Außerdem haben die beiden Firmen auch die deutsche Corona-Warn-App maßgeblich gestaltet, die als eine der besten in Europa gilt, was Funktion und Datenschutz angeht.
Bestehendes System wird ersetzt
Dieses Know-how will auch Luxemburg nutzen und sich die Programmierung eigener Software sparen. Dabei verfügt das Großherzogtum schon über ähnliche eigene Systeme: „Man kann ja bei uns bereits seit Beginn der Impfkampagne hinterlegte Dokumente über myguichet.lu abrufen“, sagt Céline Leclerc, Sprecherin im Digitalministerium, das bei der Umsetzung der neuen digitalen Zertifikate federführend ist. Und weiter: „Die ausdruckbaren Impfzertifikate enthalten auch QR-Codes, über die sichergestellt werden kann, dass sie echt sind.“
Anstatt nun aber das bestehende luxemburgische System an die neue europäische Lösung anzupassen, nutzt man lieber die bereitstehende Programmsuite – und fährt in Zukunft auch nicht zweigleisig: „Ab dem Moment, wo das eingeführt ist, werden wir die bisherigen Impfzertifikate dadurch ersetzen“, erklärt Leclerc. Ein Sprecher der EU-Kommission betont auf Anfrage des Tageblatt, ohnehin müssten „insbesondere auch rückwirkend“ Zertifikate über Impfungen und Genesungen erstellt können werden.
Man liege jedenfalls gut im Plan mit allem, sodass Luxemburg die geplante Einführung des Systems erwartungsgemäß mittragen werde. Und die Prüfung eines Zertifikates (das etwa ein nach Luxemburg reisender Tourist in einem Hotel vorlegen könnte) sollte hierzulande auch funktionieren: Am derzeit anlaufenden Test des „Gateway“-Servers der EU-Kommission nehme Luxemburg bereits teil. „Erste erfolgreiche Interconnection-Tests haben bereits stattgefunden“, kann Leclerc vermelden.
Ministerium unterschreibt für alle
Die Liste der vertrauenswürdigen Unterzeichner, die Luxemburg selbst der EU-Kommission melden wird, fällt dabei nicht allzu lang aus: Alle Zertifikate sollen nämlich zentral vom Gesundheitsministerium digital signiert werden. Dienstleister wie etwa private Labore, die PCR-Tests machen, müssten also entweder im Namen des Gesundheitsministeriums signieren oder das Zertifikat zunächst durch das Ministerium „schleusen“. Da es sich hier, wohlgemerkt, um digitale Signaturen handelt, wäre auch das technisch sicherlich in Echtzeit möglich.
Seiner bekannten politischen Linie entsprechend ist Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn erfreut über diese gemeinsame europäische Lösung, die einen Flickenteppich – und vor allem jede Diskriminierung – vermeiden soll: „Prinzipiell begrüße ich jeden Lösungsvorschlag, der dem Grundrecht der Reisefreiheit dienen soll“, erklärt Asselborn auf Anfrage des Tageblatt. Die einzige Einschränkung: Aus der Möglichkeit dürfe keine Pflicht werden: „Der digitale grüne Nachweis soll jedoch keine Voraussetzung für die Reisefreiheit in Europa sein.“
Das wird von der EU-Kommission ausdrücklich verneint: Die Reisefreiheit soll auch ohne „entlastende“ Zertifikate möglich sein – nur dann möglicherweise unter Bedingungen wie einer Pflicht zum Testen oder dem Einhalten einer Quarantäne.
Und es gibt auch keinen Zwang zum Handy: Die Zertifikate können auch ausgedruckt werden – mitsamt QR-Code siehe Textbox), der dann alle Daten trotzdem digital auslesbar macht.
Wie passen die Daten in einen QR-Code?
QR-Codes, die man von Papier, aber auch beispielsweise von einem Fernsehbild auslesen kann, funktionieren eigentlich über eine relativ simple Technik – und können keine allzu großen Datenmengen speichern, nämlich etwa gerade einmal 4.200 alphanumerische Zeichen maximal. (Wer selbst einmal mit QR-Codes experimentieren möchte, kann das zum Beispiel unter www.qrcode-generator.de tun.)
Das soll bei den digitalen Zertifikaten aber kein Problem sein: Die EU-Kommission betont in ihren technischen Vorschlägen, dass die Zertifikate sowieso immer nur genau die paar Daten enthalten sollen, die gerade ausreichen, um etwa eine erfolgte Impfung darzustellen – also den Typ des Impfstoffs und das Datum der Impfung.
Diese Daten dürfen auch nur ausgelesen, aber nicht gespeichert werden. Außerdem werden sie nie über das Internet übertragen: Nur die Daten der elektronischen Signatur werden nach Luxemburg gesendet – wo der Server der EU-Kommission antwortet, ob der Ersteller der Signatur ihm bekannt ist.
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Ma jo, dann hunn mer elo eng Zwoklassengesellschaft!
„Man kann ja bei uns bereits seit Beginn der Impfkampagne hinterlegte Dokumente über myguichet.lu abrufen“, sagt Céline Leclerc, Sprecherin im Digitalministerium.
Ja, toll. Aber warum legt das Ministerium dieses Zertifikat nicht in mein DSP das ich vor einigen Monaten mühsam aktivieren musste?.
Auch bitte ausdrucken.Falls die Batterie leer ist wenn man sich ausweisen muss.
@Alois,
déi hu mir dach schon seit mir vun de Beem geklomm sinn,oder?
Méi á méi gi mer kontrolléiert.
Bis elo wuar dat haaptsächlech déi chinesesch Art, Politik ze maan.
Mer sin um penible Wée, fir am Orwell séng Zéitgeschicht.
„bei uns bereits seit Beginn der Impfkampagne hinterlegte Dokumente über myguichet.lu abrufen. “ Das funktioniert leider nicht oder nur bedingt. Habe es ausprobiert. für 2 weitere Personen die keinen Computer und auch kein „Gerät“ zum Webbanking haben. Was soll die Aussage?
Was ist mit den Leuten die sich nicht impfen wollen oder dürfen? Mir hat man bei der 1. Impfung gesagt ich wäre immer noch ansteckend, also was bringt der Impfnachweis, doch nur, dass ich nicht mehr sooo vom Virus gepackt werden könnte.
Also Diskriminierung. Ich halte es so langsam mit den Querdenkern.
D’Impfen ass d’Léisung – an dann zielt s’emol net fir am Restaurant eng Spaghetti z’iessen, si ass souguer manner wäert wéi e soug. Autoschnelltest, dee jo vu villen Experten als net sëcher betruecht gëtt. Ziemlech komesch.