Tod eines Imkers / Luxemburg-Krimi: In „Goldenes Gift“ geht es um kriminelle Machenschaften rund um Honig
Regionale Produkte sind „in“ wie nie zuvor. Köche, die was auf sich halten, nutzen sie. Vor allem, wenn sie so kochen wie Xavier Kieffer. In seinem „Deux Eglises“ gibt es luxemburgische Spezialitäten. Als sein Lieferant für den Honig plötzlich stirbt, wird Kieffer misstrauisch. In „Goldenes Gift“ deckt die Hauptfigur in Tom Hillenbrands kulinarischer Krimireihe kriminelle Machenschaften rund um Honig auf.
Es geht um gepanschten Honig, genmanipulierte „Killerbienen“ und natürlich Luxemburg. Nicht nur der Imker, der Xavier Kieffer mit Honig beliefert, ist tot. Er ist vom Dach der Investmentbank Silverstein Green gestürzt, als er nach den Bienenstöcken sah. Auch Kieffers Bienenstöcke, die der Imker für den Koch in Clausen betreut, sind verschwunden.
Was zunächst wie ein Arbeitsunfall aussieht, gibt Rätsel auf. Der Imker ist total zerstochen. Restaurantbesitzer Kieffer verkauft den Honig an Gäste, die Luxemburg besuchen. Sein Chefpâtissier Quaid liebt den Honig, um neue Desserts mit der regionalen Süße zu verfeinern. Dieses Mal ist es eine „Crème mousseline“, an der er experimentiert.
Dabei fällt auf, dass auf dem Glas zwar Honig draufsteht, aber neben Zuckerzusätzen nur wenig davon drin ist. An dieser Stelle in Hillenbrands neuem Krimi ist der Leser schon tief in die 475 Seiten lange Geschichte eingetaucht. Sie spielt in den USA, Luxemburg, Saarbrücken und Paris. Es ist der siebte Gastrokrimi rund um Xavier Kieffer, der als verschroben-liebenswerte Hauptfigur Fans der Reihe ans Herz gewachsen ist.
Sympathische Hauptfiguren und ein bewährtes Rezept
Bodenständig, schnörkellos, mit Liebe zu Wein und gutem Essen ausgestattet und zuweilen ein bisschen altmodisch, schlendert er durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Sein alter Jaguar ist genauso Kult wie Musik über Kassetten. Um sie abzuspielen, hat er im Zeitalter von Bluetooth und Favoritenliste auf dem Handy nachträglich den Rekorder eingebaut. Kieffer hängt an den Erinnerungen, die daran geknüpft sind.
Sein sonstiger Handygebrauch kommt über die Nutzung als tragbare Telefonzelle wenig hinaus. Das Rezept der Krimis ist bewährt, das Setting immer gleich. Stammgast Pekka Vatanen liefert Details aus den Untiefen der unzähligen europäischen Verordnungen. Der weinselige Finne ist EU-Experte für Landwirtschaft und auf dem Kirchberg bestens vernetzt. Kieffers Freundin Valerie Gabin ist „Gastrokritikerin“ und mittlerweile ohne druckenden Verlag.
Die gebundenen Werke, die den sternengleich funkelnden Aufstieg oder Fall von Restaurants alljährlich dokumentieren, haben die Digitalisierung nicht überlebt. Mit den wie alte Bekannte wirkenden Hauptfiguren gelingt Autor Hillenbrand jedes Mal eine Mischung aus Spannung, Fachwissen und Lokalkolorit. Diesen Anspruch hat er in „Goldenes Gift“ wieder eingelöst.
Filmreifes Showdown entschädigt
Allerdings ist so manche Beschreibung des Schauplatzes dieses Mal zu ausführlich geraten und hätte eine Straffung gut vertragen. Neugierig auf Luxemburg, in diesem Fall die Hauptstadt und die Esskultur im Großherzogtum, wird sowieso jeder, der die Krimis kennt. Das ist „Nation Branding“ at its best.
Neu ist in diesem Fall allerdings, dass Lebensgefährtin Valerie, die bislang eher eine Nebenrolle hat, dieses Mal aktiv ins Geschehen einsteigt. Sie ermittelt selbst. Gleiches gilt für die stets knapp angebundene und von Kieffers Ermittlungsqualitäten nicht gerade angetane Kommissarin Joana Galhardo Lobato. Die passionierte, burschikose Motorradfahrerin taut in diesem Fall regelrecht auf, bittet Kieffer sogar um Hilfe.
Trotz Spannung wirkt die Story an manchen Stellen sehr konstruiert. Es fällt teilweise schwer, bei so viel ineinander verwobenen Handlungssträngen den Überblick zu behalten. Zum Schluss entschädigt jedoch ein filmreifer Showdown rund um das Museum „Dräi Eechelen“. Insgesamt ist es ein handwerklich gut gemachter Krimi zu einem aktuellen Thema, der gleichzeitig unterhält und informiert und der vor allem ohne unappetitliche Grausamkeiten auskommt.
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„Hunneg“ gëtt net mat ’sch‘ geschriwwen.
Wann e vun Esch wär, kéint een et jo verstoen.