/ Luxemburg unterstützt hochwertige Parkinson-Recherche
Mit 6 Millionen Euro unterstützt der Nationale Forschungsfonds FNR bis 2023 die zweite Phase einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit über die Parkinson-Krankheit, die neue Wege zur Früherkennung bahnt. Bereits die ersten Ergebnisse haben die Luxemburger Arbeiten auf die Weltkarte gesetzt.
Parkinson: Es ist noch immer eine Tabukrankheit, von der man nicht gerne spricht. Dabei lässt sie sich nur schlecht verheimlichen, weil der Betroffene von ihr erheblich behindert wird. Das unkontrollierte Zittern der Gliedmaßen, unter dem man allgemein Parkinson versteht, ist dabei nur eines von vielen, unterschiedlichen Symptomen.
Komplexe Krankheiten
„Es gibt viele Parkinson-Krankheiten“, bringt es Prof. Dr. Rejko Krüger, leitender Forscher der Studie, auf den Punkt und spricht neben dem „Tremor“, dem unkontrollierten Zittern der Muskeln, auch von „Rigor“, einer Steifheit der Muskeln, sowie von Gleichgewichtsstörungen, einer Verlangsamung der Körperbewegungen, Schlafstörungen oder Schluckproblemen.
Die Forschungsarbeiten über diese komplexe Krankheit haben hier in Luxemburg vor vier Jahren angefangen. Dabei kam es erstmals zu einer Zusammenarbeit von verschiedenen Forschungs- und Pflegeeinheiten. Die Uni Luxemburg, das „Luxembourg Institute of Health“, die Biobank, das Staatslaboratorium und das „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL) sind für diese Arbeit in einem Netzwerk, dem „National Centre of Excellence in Research“ (NCER), zusammengeschlossen.
Projekt gehört zu den besten der Welt
„Ein bislang einmaliger Brückenschlag zwischen Forschung und Gesundheitssystem“, so Krüger mit Verweis auf die Ärzte, Neuropsychologen, Krankenpfleger sowie die Grundlagenforscher in Biologie und Informatik, die ins Projekt eingebunden sind. Der FNR hat die Studie bei ihrem Anfang 2015 mit 8,3 Millionen Euro unterstützt. Die hervorragenden Beurteilungen internationaler Experten haben dazu geführt, dass er auch die zweite Phase der Recherche nochmals mit rund 6 Millionen bezuschusst. Tatsächlich gehört das Luxemburger Projekt schon nach vier Jahren zu den besten der Welt. Dies vor allem, weil es die Patienten direkt mit einschließt.
In der ersten Phase haben sich die Luxemburger Forscher auf das Blutbild und die Zusammensetzung der Darmflora konzentriert. Besonders Letztere verändert sich bei Parkinson-Patienten auf eine charakteristische Art und Weise. Dieser Befund ist auch für die Medikamentenforschung von Bedeutung.
Spezifische Moleküle
In der zweiten Phase, die im Herbst beginnt, wollen die Wissenschaftler die genetischen Kriterien der Parkinson-Patienten analysieren. Dabei werden spezifische Moleküle (GBA) untersucht, die bei der Steuerung der Gene eine wichtige Rolle spielen. Ihr Anteil im Blut gibt Aufschluss über den Gesundheitszustand des Menschen und könnte deshalb auch erstmals als Biomarker genutzt werden, um die Krankheit möglichst früh zu diagnostizieren.
Hier kommen auch die Bioinformatiker zum Einsatz, weil sich diese GBA-Genen mithilfe des Computers leichter identifizieren lassen. Um dieses Vorgehen zu verfeinern, werden spezifische, auf das jeweilige Gesundheitsbild abgestimmte Tests gemacht. Damit sollen die Mechanismen der Krankheit ausgemacht werden, um sie schneller zu diagnostizieren und Therapien zur Bekämpfung zu entwickeln.
Patient im Mittelpunkt
Einmalig ist bei der Luxemburger Studie die Einbindung der Patienten in das Forschungsprogramm. Dafür sollen rund 800 der hierzulande 1.000 ausgemachten Parkinson-Kranken eingeschlossen werden. Die Patienten unterziehen sich einem einmaligen, dreistündigen Test, der ihre Werte festhält. Danach werden sie jährlich untersucht, um die Entwicklung ihrer Krankheit festzuhalten.
Daneben werden aber auch gesunde Menschen untersucht. Einerseits um festzustellen, ob sie die Symptome der Krankheit haben, auf der anderen Seite, um ihre Daten mit denen der Kranken zu vergleichen. Das Forschungsprogramm sucht dafür noch rund 100 Menschen über 65 Jahre, die mitmachen. Gehören sie zu den Gefährdeten, werden sie jedes Jahr untersucht. Wer keine Parkinson-Gene hat, braucht nur alle vier Jahre zur Kontrolle zu kommen. Genaue Informationen gibt es auf www.parkinson.lu oder auf www.parkinsonnet.lu.
Das NCER ist auch verantwortlich für das erste Gehirnspendeprogramm in Luxemburg. Dabei wird das Gehirn von Teilnehmern an der Studie gesammelt, die ihr Gehirn nach dem Tod der Forschung überlassen wollen. Diese Hirnbank wird die Luxemburger Studie weiter stärken, weil sie wertvolle Informationen für die Forschung liefert.
Informationen darüber gibt es bei parkinson@chl.lu.
Der Nationale Forschungsfonds
Der 1999 gegründete Nationale Forschungsfonds ist ein wichtiger Partner der Uni Luxemburg. Sein Ziel war es von Anfang an, in Luxemburg eine wissensorientierte Gesellschaft zu verankern und durch Forschung und Erneuerung zu mehr wirtschaftlicher Diversität beizutragen.
Dafür wurden drei strategische Ziele ausgemacht: Die Grundlagen der öffentlichen Forschung verstärken, das Luxemburg von morgen mitgestalten und bei der öffentlichen Forschung besonders auf Innovationen setzen. Finanziert wird der FNR von der Regierung sowie über private Gelder. Über eine 2018 mit der Regierung ausgehandelte Konvention stellt der Fonds rund 265 Millionen Euro bereit. Seine finanziellen Hilfen bringen den Forschern eine gewisse Sicherheit, sie sind aber gleichzeitig auch ein Qualitätslabel: Der Fonds hat allein im vergangenen Jahr 735 Anträge bewertet und daraufhin 112 Forschungsprojekte, 89 wissenschaftliche Kommunikationsprojekte und 59 AFR Grants2 gefördert.
Der FNR ist international vernetzt. Er unterhält derzeit 18 bilaterale Abkommen mit Einrichtungen aus 13 Ländern der Welt und ist Partner in 12 internationalen Netzwerken. Präsidiert wird er seit 2016 von der Rechtsanwältin Véronique Hoffeld. Ihr zur Seite steht der Ingenieur Thierry Wolter. Der Verwaltungsrat wird beraten von einem wissenschaftlichen Beirat unter der Leitung des in Paris tätigen Mediziners Prof. Dr. Yves Fromes und der in der Schweiz lehrenden Gabriele Dobenecker. Geleitet wird der FNR von Generalsekretär Marc Schiltz an der Spitze eines 26-köpfiges Teams.
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